Mehr als 2.350 Mannheimer Betrieben hat die städtische Lebensmittelüberwachung auch im vergangenen Jahr wieder einen oder mehrere Kontrollbesuche abgestattet. Insgesamt kamen so 3.503 Betriebskontrollen zusammen. Obwohl wie in den Vorjahren bei mehr als der Hälfte der kontrollierten Betriebe zumindest geringfügige Beanstandungen auffielen, mussten deutlich weniger Betriebe wegen schwerer Verstöße geschlossen werden.
„Die Lebensmittelüberwachung schützt die Verbraucher und gewährleistet faire Wettbewerbsbedingungen. Mit den Ergebnissen des Jahres 2015 können wir diese Ziele als erreicht betrachten“, betonte Erster Bürgermeister und Sicherheitsdezernent Christian Specht bei der Vorstellung der Bilanz für 2015. „Insgesamt 6.497 Betriebe müssen unsere Lebensmittelkontrolleure im Blick haben, davon 5.411 Lebensmittelbetriebe, einschließlich 1.595 Gastrobetriebe und 86 Großküchen. Die Zahlen des Jahres 2015 bestätigen den Trend der Vorjahre. Wenngleich die Kontrolleure nach wie vor genügend minderschwere Mängel zu beanstanden haben, gehen gravierende Mängel und die hieraus zu ziehenden scharfen Konsequenzen weiter zurück.“
Das zeigt sich auch an den Zahlen der Betriebsschließungen, die im Jahr 2013 noch bei zwölf Betrieben lag, im Jahr 2015 hingegen auf drei zurückging. Ebenso die Zahlen der insgesamt 1.433 erhobenen Proben: lediglich zwei von ihnen wurden als gesundheitsschädlich beanstandet. Im Vorjahr waren es noch vier. Die insgesamt positive Entwicklung bestätigt auch der deutliche Rückgang der Verbraucherbeschwerden um rund 27 Prozent gegenüber 2014 auf 166 in 2015.
Allerdings gibt es auch ein Thema, das Teamleiterin Sissi Denefleh und ihren derzeit acht Lebensmittelkontrolleuren Kopfzerbrechen bereitet: „Es ist die nach wie vor bei vielen Verantwortlichen fehlende Einsicht, festgestellte Mängel zeitnah abzustellen. In 59 Fällen musste dies mit verwaltungsrechtlichen Mitteln durchgesetzt werden, in 28 Fällen sogar mit Zwangsgeld.“
Neue Regeln, die dem Verbraucherschutz dienen sollen, führen bei den Lebensmittelkontrolleuren letztlich auch zu einem Mehr an Kontroll- und Beratungsbedarf, was im letzten Jahr nicht ohne Folgen blieb. Die seit Dezember 2014 geltende Verpflichtung, die 14 wichtigsten Stoffe, die Allergien auslösen können, für die Verbraucher offenzulegen, entpuppte sich im ersten Jahr als Arbeitsbeschaffungsprogramm für die Lebensmittelüberwachung, erklärte Peer-Kai Schellenberger, der die Abteilung Verbraucherschutz leitet. „Die Kennzeichnungspflicht ist im Wesentlichen dafür verantwortlich, dass die bei den Betriebskontrollen zu verzeichnende Beanstandungsquote von 55 Prozent in den Vorjahren auf 64 im Jahr 2015 anstieg und die Zahl der Betriebskontrollen zurückging“, so Schellenberger. „Viele Betriebe erschienen mit der Anwendung überfordert, was einen erheblichen Beratungsbedarf nach sich zog.“
Ein weiterer Grund für die auf 3.503 zurückgegangenen Betriebskontrollen (im Vorjahr noch 3.911 Betriebskontrollen) liegt in der Tatsache, dass die hohen Flüchtlingszahlen des Jahres 2015 die Lebensmittelüberwachung zu insgesamt 23 Kontrollaktionen, verteilt auf acht Einrichtungen, veranlasste.
Lebensmittelüberwachung muss sich neben den Routineaufgaben auch immer wieder mit neuen Trends und Produkten auseinandersetzen. So wird das Farbpulver, das bei den sogenannten „Holi Festivals of Colours“ verwendet wird, auf seine gesundheitliche Unbedenklichkeit überwacht. Aber auch Produkte wie Trockeneissticks, die als Eyecatcher in Drinks verwendet werden sollen, müssen überprüft werden, um gesundheitliche Gefahren für die Verbraucher auszuschließen.
Während sich Produkte aus heimischer Herkunft immer größerer Beliebtheit erfreuen, hat die Lebensmittelüberwachung auch hier ein Auge darauf, dass nicht „geschummelt“ wird, so dass den hiesigen Produzenten keine Wettbewerbsnachteile entstehen – ist der Verbraucher doch bereit, für heimische Produkte in der Regel auch mehr auszugeben. Der Schwerpunkt der Kontrollen lag bisher auf Spargel und Erdbeeren, „Mogelpackungen“ wurden hier aber keine gefunden.
Verbraucher sollten insbesondere zu Beginn der jeweiligen Saison Anbieter sehr genau nach der Herkunft der Produkte befragen. Ansonsten sinkt das Risiko einer Täuschung tendenziell je mehr die Saison ihren Höhepunkt erreicht, weil dann deutsche Produkte insgesamt in ausreichender Menge auf dem Markt verfügbar werden.