Bruchsal – Landesweit das gleiche Phänomen: Die Elternbeiträge für Kindertageseinrichtungen steigen in den nächsten Jahren deutlich. In Bruchsal gibt es dafür zwei wesentliche Gründe. Zum einen gibt es Nachholeffekte, weil in verschiedenen kirchlichen Einrichtungen die Eltern über ihre Gebühren noch nicht 20 Prozent der Betriebskosten der Einrichtung abdecken. Diese „gemeinsame Empfehlungen“ sind zwischen den Kommunalen Landesverbänden und den Kirchen als Träger der Kindertageseinrichtungen vereinbart und fester Bestandteil der Kindergartenverträge zwischen der Stadt Bruchsal und den kirchlichen Trägern. Dort ist vereinbart, dass die Elternbeiträge „mindestens 20 Prozent der Betriebsausgaben decken sollen“. Zum anderen wird ein deutlicher Anstieg der Kindergartenbeiträge erwartet, weil die vereinbarten Lohnsteigerungen für das Kindergartenpersonal auch auf den Elternbeitrag umzulegen sind.
In Bruchsal kommt erschwerend hinzu, dass es für gleiche Betreuungsangebote teilweise unterschiedliche Elternbeiträge gibt, bzw. diese aufgrund unterschiedlicher Wochenbetreuungszeiten ohnehin differieren. Im Zuge einer Vereinheitlichung dieses Systems wurde von den Trägern bereits in den letzten zwei Jahren erhebliche Beitragsanpassungen an einzelnen Einrichtungen, teilweise über 10 Prozent, durchgeführt.
Um die Vereinheitlichung bei den Elternbeiträgen abzuschließen hat nun die Verrechnungsstelle der Katholischen Kirchengemeinde in Zusammenarbeit mit der Evangelischen Gesamtkirchengemeinde Bruchsal ein Beitragskonzept vorgelegt, welches erstmals eine grundsätzliche Systematik der Beitragsgestaltung beinhaltet. Um eine Kostendeckung von 20 Prozent durch die Elternbeiträge zu erreichen, sind verschiedene Beitragsanpassungen vorgesehen. Je nach Einrichtung führt dies zu einer Beitragssenkung (Altersgemischte Gruppen: – 1 Prozent) oder zu Beitragssteigerungen (max. 18 Prozent für die Ganztagesbetreuung). Das Konzept sieht außerdem vor, dass Familien mit mehreren Kindern, die gleichzeitig den Kindergarten besuchen, finanziell entlastet werden, wenn ein Kind in der Krippe ist. Insgesamt ist jedoch festzuhalten, dass viele Eltern mit einer deutlichen Mehrbelastung zu rechnen haben.
Vor allem durch den Ausbau der Kleinkindbetreuung sind in den vergangenen Jahren die Kosten der Kinderbetreuung in der Stadt Bruchsal deutlich gestiegen – von etwas mehr als 5 Millionen Euro in 2007 bis auf fast 12 Millionen Euro in 2015. Rund die Hälfte dieser Kosten trägt schon heute die Stadt Bruchsal. Sie ist damit auch weit überproportional an allen Kostensteigerungen beteiligt. Rund 28 Prozent werden durch Zuschüsse des Landes finanziert. Weitere 20 Prozent sind durch die Elternbeiträge zu erwirtschaften. Für den Rest kommen die Träger auf. Die Stadt Bruchsal bietet gegenwärtig einen Standard in der Kinderbetreuung, der über dem Landesdurchschnitt liegt. Hier ein Beispiel aus einem Kindergarten mit Ganztagesbetrieb: Bundesweit werden durchschnittlich 9,3 Kinder von einer Fachkraft betreut. In Baden-Württemberg kommen auf eine Fachkraft 7,3 Kinder. In Bruchsal ist eine Fachkraft für nur sieben Kinder zuständig. Hinzu kommen, dass die Stadt Bruchsal den Trägern als freiwillige Leistung eine sogenannte Leitungsfreistellung gewährt. Die Kosten hierfür belaufen sich auf rund 420.000 Euro. Ein verbesserter Krippenschlüssel schlägt ebenfalls mit fast 380.000 Euro zu Buche. Auch im Bereich der Ausbildung und der Sprachförderung gibt es freiwillige Leistungen, die sich auf rund 265.000 Euro summieren.
Diese Betreuungsqualität kostet viel Geld und wird in Zukunft noch mehr Geld kosten. Im Umlageverfahren sind natürlich auch die Eltern an diesen Kosten beteiligt. Der Gemeinderat der Stadt Bruchsal hat nun die Verwaltung beauftragt, gemeinsam mit den Trägern und den Elternvertretungen Lösungsvorschläge zur Struktur der künftigen Beitragsgestaltung zu entwickeln. Die dafür erforderlichen Gespräche sollen in den nächsten Wochen geführt werden.
Oberbürgermeisterin Cornelia Petzold-Schick informiert, dass dieser Beschluss auch das Ergebnis von vielen Elternanfragen ist, die sich in den vergangenen Wochen an die Stadt Bruchsal gewandt haben. „Es besteht kein Zweifel, dass die Kindergartenbeiträge insbesondere aufgrund der beschlossenen Lohnsteigerungen und der erforderlichen Systemanpassungen weiter steigen werden. Wir haben zwei Möglichkeiten: Wir können die hohe Qualität sichern und die Beitragssteigerungen gestalten, oder wir können vor dem Hintergrund der überdurchschnittlichen Betreuungsqualität auf die Kostenbremse treten. Gemeinsam mit Trägern und Eltern werden wir diese Möglichkeiten diskutieren und dann zu einer Lösung kommen.“