Karlsruhe – Mit dem RadNETZ Baden-Württemberg möchte das Land alle Ober- und Mittelzentren über definierte Hauptrouten verbinden. Das 7.000 Kilometer lange Netz sei als Grundgerüst gedacht, welches durch regionale und lokale Netze ergänzt werden sollte, informierte Michael Öhmann vom Verkehrsministerium Baden-Württemberg kürzlich im Karlsruher Rathaus im Radlerforum. Auf Interesse stieß im Radlerforum, wie das Landes-Projekt, das unter Beteiligung lokaler Rad-Akteure entstanden ist, sich in die Karlsruher Rad-Landschaft einfügt und wie es die lokale Radförderung unterstützen kann. Das Expertengremium zum Thema Radverkehr trifft sich unter Leitung von Bürgermeister Michael Obert regelmäßig, um Ziele der Radverkehrspolitik und aktuelle Rad-Projekte zu diskutieren.
Die Umsetzung des RadNETZes sei eine Gemeinschaftsaufgabe von Land und vor allem von Kommunen, so Öhmann. Denn 80 Prozent der Radinfrastruktur liege in kommunaler Hand. Wobei man in Karlsruhe häufig eine bessere Situation als in vielen anderen Kommunen vorgefunden habe, betonte er. Größter Mehrwert für die Kommunen seien neben der Tatsache, dass solche Routen eine sehr gute Förderaussicht haben, die Maßnahmenblätter einschließlich einer standardisierten Kostenschätzung (50 Prozent-Förderung durch das Land). „Diesen dicken Ordner haben wir vor einigen Wochen erhalten und müssen ihn nun sichten“, informierte Radplaner Johannes Schell vom Stadtplanungsamt. Die Musterlösungen seien sicher hilfreich, „da weiß ich, was Stand der Technik ist.“
Mit einem „Startnetz“ möchte das Land vor allem die Durchgängigkeit sicherstellen – sicher zu befahren ohne schon alle Komfortstandards zu haben. In „Top-Qualität“ soll dann das bis 2030 angepeilte Zielnetz sein. Nach der Bestandserhebung und Erarbeitung des RadNETZes sieht sich das Land beispielsweise bei der einheitlichen Beschilderung und Markierung in der Pflicht. Zum RadNETZ gehören für Karlsruhe neben den Landesfernwegen Stromberg-Murrtal-Weg, Rheintalradweg und Veloroute Rhein Alltags-Verbindungen Richtung Eggenstein-Leopoldshafen, Ettlingen, Rheinstetten, Wörth und Linkenheim-Hochstellen sowie Stutensee, Pfinztal und Weingarten.
Regionalradnetz ergänzt
Das Landes-Netz orientiert sich an den Landesentwicklungsachsen. Was mit Blick auf die Führung entlang B36 und B3 auch Kritik im Radlerforum hervorrief, denn „im nördlichen Hardt wird lieber über die Alleen im Wald geradelt, nicht zusammen mit dem Autoverkehr“, lautete ein Hinweis. „Das Startnetz kann in manchen Abschnitten auch vorübergehender Natur sein, bis mit dem Zielnetz alternative, vorteilhaftere Routen ausgebaut sind“, merkte Bürgermeister Obert dazu an.
Die Alleen – etwa Grabener, Friedrichstaler und Stutenseer Allee – oder auch die Verbindung Richtung Weingarten westlich der Bahnlinie tauchen denn auch bei den Regionalradwegen auf, erläuterte Schell. Sowohl beim vorgesehenen Landes-Rad-Netz, als auch bei regionalen Netzergänzungen gibt es immer wieder einen Zielkonflikt mit dem Umweltschutz, sei es, weil für eine sichere Verbindung in den Forst eingegriffen werden müsste, oder weil eine Asphaltierung aufgrund der damit verbundenen Verdichtung des Bodens mit Blick auf Versickerung und Kleintiere heikel ist.
Ausblick auf Fahrrad-Jubiläum 2017
2017 feiert das Fahrrad seinen 200. Geburtstag. Und dies in Baden-Württemberg vor allem in Karlsruhe, wo Karl Drais das Fahrrad 1817 erfand – und in Mannheim, wo die erste Ausfahrt stattfand. Das Land steuert unter anderem eine „nachhaltige Roadshow“ per Lastenräder bei – mit Halt auch in Karlsruhe. In Karlsruhe ist „Ganz schön Drais“ in die Heimattage eingebettet, die die Karlsruher Event GmbH organisiert. Das Thema „Heimat des Fahrraderfinders“ wird vor allem am letzten Mai-Wochenende bespielt. Bedauert wurde im Radlerforum, dass der sich an Alltagsradler wendende Draistag auch 2017 personell von der Stadt nicht gestemmt werden kann. Auch aufgrund des Feedback aus der Runde meinte Obert: „Das Format des Drais-Tages braucht ein wenig Auffrischung. Wir sollten daher, gerne auch mit Ihnen, überlegen, wie es 2018 weitergehen könnte.
Zwischenstand Radroutenplanung Grötzingen-Hagsfeld vorgestellt
Vorgestellt wurde im Radlerforum der Zwischenstand zur Radroute zwischen Grötzingen und Hagsfeld. Während der im 20-Punkte-Programm zur Förderung des Radverkehrs festgelegte Ausbau der Routen bislang Strecken von den äußeren Stadtteilen in die Innenstadt betraf, steht damit erstmals eine Route zwischen äußeren Stadtteilen auf dem Programm. Der Werkstattbericht machte deutlich, dass man auf dieser Strecke sehr genau hinschauen muss, um entlang der Strecke sowie an Einmündungen und Kreuzungen einen guten Ausbauzustand mit sicheren Sichtbeziehungen zwischen Autofahrern und Radlern zu erreichen. „Die Routenplanung ist außerordentlich komplex“, stellte denn auch Obert fest, „nachdem die vergleichsweise einfachen Routen umgesetzt wurden, geht es nun an die schwierigen Radverbindungen.“