Frankfurt am Main – Sommerzeit – das ist Ferienzeit und auch die Zeit für ein Lesevergnügen im schattigen Park, auf der grünen Wiese oder auf dem Balkon. Die Neuerscheinungen mit Frankfurt-Bezug vermitteln Wissenswertes, Skurriles, Amüsantes aus vergangenen Zeiten bis hin in die Gegenwart Frankfurts. Und auch für junge Leser gibt es Spannendes aus dem Dschungel der Stadt zu lesen.
Größe Füße und viele Kalorien
Mindestens eine Zahl ist in diesem Jahr besonders tröstlich: Seit 2004 wurden in Frankfurt durchschnittlich 1704 Sonnenstunden im Jahr gemessen. Das ist eine von vielen Fakten, die Mirela Stanly für ihr Büchlein „Unnützes Wissen Frankfurt“ aufgetan hat. Wer sich beispielsweise nicht merken kann, wie hoch der Frankfurter Messeturm ist, sollte sich vielleicht einprägen, dass 54 Giraffen aufeinander gestapelt seine Spitze erreichen. Apropos Messeturm: Die Skulptur davor von Jonathan Borofsky „Hammering Man“ hat die eindrucksvolle Schuhgröße 560. Wer auf so großem Fuß lebt, interessiert sich nicht für Kalorienzählerei – für alle anderen aber hält Stanly noch eine interessante Information bereit: Mit 488 Kilokalorien haben ein Paar Frankfurter Würstchen samt Brötchen, Senf und Ketchup so viele Kalorien wie ein Stück Frankfurter Kranz. Getreu dem Motto „Wissen ist Macht, unnützes Wissen macht Spaß“ hat sie 711 Fakten über Frankfurt klar und knapp formuliert über Frankfurt zusammengetragen, die beruhigen oder trösten, aufregen oder verblüffen, komisch oder einfach nur skurril sind.
Mirela Stanly: „Unnützes Wissen Frankfurt“, 192 Seiten, Emons Verlag, 12.95 Euro.
Frankfurt in den 50er Jahren
Das Frankfurt der Nachkriegs- und Wirtschaftswunderzeit ist ein Frankfurt des Wiederaufbaus, einer Stadt im Übergang und das einer Stadt mit einschneidenden Veränderungen. Historische Gebäude verschwanden, Vorstadtsiedlungen entstanden und die Stadt baute ihre angestammte Stellung als Verkehrsknotenpunkt weiter aus: Das Frankfurter Kreuz und der Flughafen wurden beispielsweise in dieser Zeit gebaut. „Schauplätze Frankfurt in den 50er Jahren“ heißt die Ausstellung im Institut für Stadtgeschichte, die noch bis zum bis 6. November zu sehen ist. Wer vorbereitend oder vertiefend eine Reise durch diese Zeit machen möchte, kann dies mit dem gleichnamigen Band zur Ausstellung unternehmen. Durch zahlreiche Fotos angereichert, wird die Lektüre fast zu einem Ausstellungs-Rundgang vom heimischen Sofa aus. Elf Schwerpunkte, von Bekenntnis und Aufbau über Besatzung, Protest oder Erinnerung bis hin zur Buchstadt mit Tradition, beleuchten die verschiedenen Facetten und Aufbaukräfte dieser faszinierenden Epoche.
Michael Fleiter, Tobias Picard: „Schauplätze – Frankfurt in den 50er Jahren“, 192 Seiten mit 165 Abbildungen, Henrich Editionen, 14.90 Euro.
Ein Dichter, Denker, Demokrat
Theodor W. Adorno konnte ihn bereits als Fünfjähriger zitieren. Und auch Elias Canetti hatte sein Stoltze-Erlebnis. Heute ist der Dichter, Journalist und Gründer der freiheitlich-demokratisch orientierten Wochenzeitung „Frankfurter Latern“ Friedrich Stoltze längst nicht mehr allen ein Begriff. Dabei gehörte er zu seinen Lebzeiten zu den bekanntesten Persönlichkeiten Frankfurts. Petra Breitkreuz, Leiterin des Stoltze-Museums und Kuratorin zahlreicher Stoltze-Ausstellungen, hat Frankfurts beliebtem Sohn anlässlich seines 125. Todestages und 200. Geburtstags nun eine Biografie gewidmet. In dem Buch kann man nicht nur das Wissen über den Dichter, Denker und Demokraten vertiefen und erfahren, warum Otto von Bismarck Stoltzes Lieblingsfeind war – sondern auch einen in menschlich-persönlichen Belangen empfindsamen Mann entdecken. Neben zahlreichen Bildern gibt es auch das Kapitel „Stadtspaziergang“, das Leser dazu einlädt, auf den Spuren des Dichters zu wandeln und dabei – vielleicht – Stoltzes bekanntesten Reim nachzuvollziehen: „Es will merr net in mein Kopp enei: wie kann nor e Mensch net von Frankfort sei!“
Petra Beitkreuz: „Friedrich Stoltze. Dichter – Denker – Demokrat“, 208 Seiten, Waldemar Kramer Verlag, 16.90 Euro.
Frankfurts weibliche Seite
Wer Frankfurter Orte abseits der üblichen Touristenpfade entdecken und Wissenswertes über die weiblichen Seiten Frankfurts erfahren möchte, kann dies nun in „101 Frauenorte“ nachlesen oder auch leibhaftig erkunden. Damit setzt das Buch von Sabine Börchers die bereits im Societäts Verlag erschienene Reihe der Unorte gewissermaßen unter anderen Vorzeichen fort. Nicht nur für Frauen hat sie Ur-Frankfurterinnen, Zugewanderte, Denkmäler und Institutionen, Vorhandenes und Gewesenes aufgetan und mit Blick auf die weiblichen Seiten erforscht. So befindet sich beispielsweise die 1974 in Äthiopien gefundenen Skelettfragmente der lange als Mutter der Menschheit geltenden Lucy in Frankfurt. Die Seele der Kleinmarkthalle ist natürlich eine Frau. Aber auch Orte, die es so nicht mehr gibt, rückt sie ins Blickfeld, wie zum Beispiel das frühere Bistro Rosa, in dem die Weichen für Frankfurts Karriere als Drehort des Fernsehkrimis gestellt wurden, oder das Haus im Westend, in dem die Schriftstellerin Marie Luise Kaschnitz lebte oder auch die Wohnung von Margarete Mitscherlich und ihrem Mann.
Sabine Börchers: „101 Frauenorte“, 208 Seiten, Societäts Verlag, 12.80 Euro.
Das Rätsel in der Sinai-Wildnis
Die Fußball-EM steht noch bevor und die drei Freunde Sammi, Leon und Mats sind eigentlich schon ganz auf die Spiele eingestellt. Doch ihre Vorfreude wird beinahe abgelöst von einem nicht ganz ungefährlichen Abenteuer: Sammi entdeckt im Dschungel am Rande des Frankfurter Sinaiparks ein Päckchen, in dem sich 2.000 Euro befinden. Zunächst plagt die Jungen nur die Frage, ob sie das Geld nicht abgeben müssten. Aber eigentlich hätten sie gar nicht in den Dschungel gedurft. Und außerdem könnte man 10.000 Panini-Sticker für das Geld bekommen oder sogar einen Flug zum Endspiel. Noch während die Drei überlegen was zu tun ist, tauchen zwei komische Typen mit einem Hund namens Killer auf. Den drei jungen Freunden schwant, dass mit dem Geld etwas nicht stimmt und das Rätsel um den Dschungel beginnt … Mit „Die Drei vom Dschungel“ hat Naomi Naegele, Kulturredakteurin beim Hessen Fernsehen, ihr erstes Buch vorgelegt: Ein Frankfurt-Krimi für Jugendliche, bei dem der Dschungel am Rande des Sinaiparks im Dornbusch eine wichtige Rolle spielt.
Naomi Naegele: „Die Drei vom Dschungel“, 192 Seiten, Edition Frankfurter Ansichten, 8.90 Euro.
Akteure des Neuen Frankfurt
Der Begriff „Das Neue Frankfurt“ steht in enger Verbindung mit dem früheren Architekten und Stadtplaner Ernst May und seinen Mitarbeitern in der damaligen Frankfurter Bauverwaltung. Namen wie Martin Elsaesser, Ferdinand Kramer oder Margarete Schütte-Lihotzky und einige andere Architekten und Designer gehörten zu diesem Kreis. Doch am „Neuen Frankfurt“ haben auch Garten- und Landschaftsplaner, Hygieniker, Fotografen, Wissenschaftler, Publizisten und auch Ökonomen ihren Anteil gehabt. Ein Bild dieses großen Netzwerks, zu dem auch Persönlichkeiten wie die Fotografin Ilse Bing, der Schriftsteller, Journalist und Architekt Siegfried Kracauer oder der Musiker und Komponist Paul Hindemith gehörten, entwirft der Band „Akteure des Neuen Frankfurt“. Kurze Biografien stellen all die Protagonisten aus Architektur, Politik und Kultur vor, die (nicht nur) zwischen 1925 bis 1932 die Bau- und Kulturgeschichte Frankfurts geprägt haben und der Stadt unter ihrem Oberbürgermeister Ludwig Landmann einen einmaligen Aufbruch in die Moderne von internationaler Strahlkraft ermöglichten.
Evelyn Brockhoff (Hrsg.): „Akteure des Neuen Frankfurt. Biografien aus Architektur, Politik und Kultur“, 232 Seiten, Societäts Verlag, 29.80 Euro.