Trippstadt – Luna, Kaja und Lucky erschließen sich ihren Lebensraum im Pfälzerwald. Die drei Luchse wurden am 30. Juli 2016 freigelassen. Nachdem sie zunächst ihre unmittelbare Umgebung erkundet haben, erweitern die Tiere ihren Bewegungsradius. Mit einzelnen Ausflügen Richtung Südwesten konnten die Tiere in den letzten Wochen innerhalb des Freilassungsgebiets zwischen B39, B48 und Elmsteiner Tal nachgewiesen werden.
„Unser Wunsch, dass die Tiere nach der Freilassung zunächst in der Region verweilen, wurde also vorerst erfüllt“,
so Sylvia Idelberger von der Stiftung Natur und Umwelt Rheinland-Pfalz.
Die drei Luchse agieren unabhängig voneinander, aber ihre Wege kreuzen sich immer wieder. Geschickt nutzen die Luchse Bereiche mit viel Deckung im Pfälzerwald für ihr Tageslager, während sie in den Abendstunden auch an Lichtungen unterwegs sind.
Für alle wilden Tiere ist die Querung von Straßen mit Risiken verbunden. Bisher konnten die Luchse die andere Straßenseite unfallfrei erreichen. Das Risiko eines Unfalls kann für alle Tierarten über eine aufmerksame und umsichtige Fahrweise vermindert werden.
„Die Dokumentation der ungefähren Wegstrecken wird über die GPS-Halsbänder der Luchse ermöglich. Die GPS-Einheit speichert den Aufenthaltsort der Luchse und sendet ihn per SMS direkt auf den Computer.“,
so Idelberger.
Sylvia Idelberger weist darauf hin, dass sich die Luchse auch öfter in Bereichen ohne Netzabdeckung bewegen. Eine Übertragung der Daten per SMS ist dann nicht möglich und findet zeitlich verzögert statt. Halsband, Sender und Batterie wiegen zusammen weniger als 300 g, also weniger als 2 % des Körpergewichts der Luchse. Die Halsbänder sind mit einer mechanischen Sollbruchstelle versehen, so dass sie nach einiger Zeit von selbst abfallen und die Tiere, wenn die Batterien aufgebraucht sind, das Sende-Halsband nicht ihr Leben lang tragen müssen.
Luchsreviere sind sehr groß. Für den Pfälzerwald kann bei ausgewachsenen Weibchen mit einer Streifgebietsgröße von etwa 50 – 150 km² und für Männchen zwischen 200 – 400 km² gerechnet werden. Das Revier eines Männchen kann daher die Reviere von 2 -3 Weibchen überlagern. Die Reviergröße schwankt unter anderem in Abhängigkeit vom Nahrungsangebot. Luchse leben als Einzelgänger in ihren Revieren und dulden kein anderes erwachsenes, gleichgeschlechtliches Tier. Daher werden sich langfristig die Bewegungsbereiche von Kaja und Luna trennen.
Es wurden von zwei Jägern bereits Sichtungen der Luchse gemeldet. Das Beutespektrum beim Luchs reicht von Maus über Marder, Hase und Reh bis hin zu jungem Rotwild. Die Hauptbeute sind Rehe. Dem Team der Stiftung Natur und Umwelt Rheinland-Pfalz ist es gemeinsam mit der Forschungsanstalt für Waldökologie und Forstwirtschaft (FAWF) gelungen, erste Risse nachzuweisen. Es wurden drei tote Rehe gefunden, die von den Luchsen als Beute über mehrere Tage hinweg genutzt wurden. Die lokal zuständigen Stellen wurden informiert und eingebunden.
Verhaltenstipps
Wenn Luchs und Mensch zufällig im gleichen Gebiet unterwegs sind, verharrt der Luchs zuweilen erst mal ruhig an Ort und Stelle. Er vertraut auf seine Tarnung und ist als Beutegreifer auch kein Fluchttier. Wenn aber eine gewisse Distanz unterschritten wird, zieht sich der Luchs zurück. Wenn Sie das große Glück haben sollten, einen Luchs zu beobachten, genießen Sie den Moment und respektieren Sie den Sicherheitsabstand des Wildtieres.
Dass Hunde von Luchsen angegriffen werden, weil sie sie als Beute betrachten, ist nicht bekannt. Es kann aber in Einzelfällen passieren, dass wenn ein Luchs sich durch einen Hund angegriffen fühlt und er keinen Ausweg mehr hat oder seine Junge verteidigen will, es zu einer Interaktion zwischen Luchs und Hund kommt. Ausnahmsweise können Hunde auch einmal Neugier beim Luchs auslösen, so dass sie nicht sofort zurückziehen, selbst wenn der Beisitzer sich in der Umgebung befindet. Hier entscheidet dann auch das Verhalten des Hundes darüber mit, wie sich die Situation entwickelt.
Wenn Sie unliebsame Begegnungen zwischen Hund und Luchs von vornherein ausschließen möchten, nehmen Sie bitte Ihren Hund im Wald an die Leine. Auf jeden Fall sollte Sie jederzeit die Möglichkeit haben, ihren Hund zu sich zurück zu rufen. So können auch andere Wildtiere vor Störungen geschützt werden.