Kaiserlautern – Szenario 1: Feuer! Dichter Qualm! Ein Gebäude brennt lichterloh! Beißender Rauch vernebelt die Sicht. Es werden Personen, die sich im Gebäude befanden, vermisst. Eine Person zeigt sich am Balkon im zweiten Obergeschoss, eine andere Person sitzt im Heizungskeller fest. Die Feuerwehr wurde gerufen und ist im Anmarsch. Jetzt muss jeder Handgriff sitzen. Schnell werden die Schläuche für den Löschangriff ausgerollt und durch das gesamte Haus verlegt. Nach wenigen Minuten sind es bereits gut 220 Meter Schlauchmaterial, das zusammengesteckt und am nächstgelegenen Hydranten befestigt wird. Zeitgleich werden die Leitern ausgefahren. Beide Personen werden innerhalb weniger Minuten gerettet.
Szenario 2: Ein Auto ist in einen Lastkraftwagen gerauscht und steckt quer darunter fest. Das Dach ist eingeknickt, der Fahrer hinter seinem Steuer eingeklemmt. Die Feuerwehr wurde gerufen und ist sofort zur Stelle. Einer der Einsatzkräfte steigt durch die Heckklappe zu dem Fahrer und spricht ihn an, beruhigt ihn. Zeitgleich wird das Auto mittels einer Seilwinde unter dem LKW hervorgezogen. Mit einem hydraulischen Spreizer wird die Fahrertür aus ihrer Verankerung gesprengt und das eingeknickte Dach des Fahrzeugs mit Hilfe eines hydraulischen Zylinders angehoben. Gemeinsam gelingt es den Feuerwehrkräften, den verletzten Fahrer über die Heckklappe in Liegeposition aus dem verunglückten Wagen herauszuholen und zu sichern.
Beide Szenarien waren selbstverständlich nur gestellt, doch im Alltag eines Feuerwehrmannes ist mit eben solchen Unglücksfällen jederzeit zu rechnen. Während der praktischen Grundausbildung bei der Feuerwehr Kaiserslautern stellten sich die 13 Teilnehmer diesen und ähnlichen Übungen. Nach fünf Monaten sind sie für den Katastrophenfall gerüstet. In 80 Übungsstunden wurde allein der Brandeinsatz geübt. Gut 70 Kräfte der Berufs- und der Freiwilligen Feuerwehr haben während eines Ausbildungslehrgangs alle Hände voll damit zu tun, die motivierten Feuerwehranwärter zu beschäftigen und ihnen all ihr Wissen und Können anzuvertrauen.
Die Ausbildung zum Feuerwehrmann ist dabei äußerst vielseitig und abwechslungsreich. Das Beherrschen der jeweiligen Situation ist immer auch die eigene Lebensversicherung, denn meist setzt sich die Feuerwehrmannschaft selbst der direkten Gefahr aus, um zu retten und zu helfen. Auf dem Lehrplan stehen daher neben der Arbeitssicherheit und den Unfallverhütungsvorschriften, der Fahrzeug- und Gerätekunde unter anderem auch ein Atemschutz, Maschinisten-, Absturzsicherungs- und Sprechfunklehrgang, der Umgang mit gefährlichen Stoffen, Verkehrsabsicherung, Wasser- und Tierrettung, Baustoff- und Strahlenschutzkunde und die Einsatzlehre. Auf allen Gebieten gilt es, den jungen Nachwuchskräften bei der Feuerwehr die nötige Handlungssicherheit zu vermitteln. Denn im Notfall bleibt zum Nachdenken und Grübeln keine Zeit.
„Wir setzen bei unserer Ausbildung in Kaiserslautern aber nicht nur auf den Umgang mit der Technik und die nötige körperliche Fitness“, betont Michael Ufer, stellvertretender Leiter des Referats Feuerwehr und Katastrophenschutz. „Selbstverständlich ist es uns wichtig, dass die Anwärterinnen und Anwärter sich auch gedanklich mit den Belastungen und den Stresssituationen eines Einsatzes auseinandersetzen. Für diesen Job bedarf es unbedingt auch einer ausreichend mentalen Stärke.“ Aus diesem Grunde kommen bei den Übungen nicht nur mannsschwere Puppen, die so genannten Dummies, zum Einsatz, sondern es werden auch echte Personen „gerettet“, die sich als Katastrophenopfer zur Verfügung stellen. „Hier wird den angehenden Feuerwehrleuten gezeigt, dass es noch mal eine ganze andere Sache ist, Menschen statt Puppen zu retten. Diese haben Schmerzen, Panik oder auch Todesangst in einem Notfall und setzen sich sogar gegen ihre eigene Rettung zur Wehr“, erklärt Ufer und betont, dass die Feuerwehranwärter zudem alle auch zum Rettungssanitäter ausgebildet werden. So können sie im Notfall verletzte Menschen versorgen, bis der Krankenwagen eintrifft.
Letztendlich steht neben dem fachlichen wie handwerklichen Know-How und der geistigen wie körperlichen Belastbarkeit bei allen aktiven Feuerwehrmitgliedern immer der Wunsch im Vordergrund, Leben zu retten, im Notfall da zu sein und die Bevölkerung vor weitgreifenden Gefahren zu schützen. Zudem verbindet die Mitglieder bei der Feuerwehr ein tiefes, kameradschaftliches Miteinander. Immerhin: im Bereitschaftsdienst muss man 24 Stunden gut zusammenarbeiten und sich im Gefahrenfall auf den Kollegen verlassen können. Blindes gegenseitiges Vertrauen ist daher eine wichtige Grundvoraussetzung für den Dienst bei den Floriansjüngern.