Mainz – Drei Tage lang waren rund 300 Konfirmandinnen und Konfirmanden bei einer Stadtrallye unterwegs durch evangelische und soziale Einrichtungen, um Informationen, Einblicke und Erfahrungen zu sammeln.
Viele Ehrenamtliche halfen an den Stationen. Buntes Stimmengewirr erfüllte die Christuskirche als „Basisstation“ der drei Konfi-Tage, an denen je gut einhundert Jugendliche in ihren Gruppen aus allen evangelischen Gemeinden im Dekanat zusammenkamen. Veranstaltet wird das große Konfirmanden-Projekt in Kooperation mit dem Evangelischen Stadtjugendpfarramt. Bei der Organisation des jeweils sechsstündigen Programms mit enormer Logistik dahinter liefen viele Fäden bei Stadtjugendreferent Uli Sander zusammen.
„Unser Konzept hat sich bewährt, es hat schon so lange Tradition wie die jungen Leute von heute auf der Welt sind“,
berichtete er und lobte den engagierten Einsatz der Haupt- und Ehrenamtlichen, darunter einige Juleica-Absolventen, also junge Erwachsene mit Jugendleiterausbildung. Unterwegs durch die Altstadt und Neustadt besuchte jede Gruppe neun von 16 Stationen in evangelischen und sozialen Einrichtungen, die ihre Pforten öffneten.
Da für die Siegergruppen Gutscheine für Kino und Eis winkten, war der Ehrgeiz der jungen Leute geweckt – im Eilschritt waren sie unterwegs und lernten zugleich, sich mit einem Plan in der Stadt zurechtzufinden, um zu bisher ungewohnten Orten zu gehen.
Auch der Turm der Kirche war den meisten noch unbekannt, entsprechend groß war das Staunen nach dem Aufstieg. Den Kontrast zwischen störendem Lärm, ob durch Flugzeuge, Autos oder Bahnen, und wohltuender Stille konnten sie selbst erleben, rund um den Aktions-Trullo im Foyer. Am Eingang war Geschicklichkeit und Teamgeist gefragt bei einer Spielstation mit Hölzern, die nur mit Seilen berührt und zu einem Kreuz zusammengelegt werden sollten.
„Die Mädchen und Jungs lernen auch, sich in einer Gruppe zusammenzufinden und aufeinander einzulassen, egal wie selbstsicher oder schüchtern sie sind“,
stellte Michaela Karrer als Ehrenamtliche fest.
Sich besser in andere hineinversetzen zu können war auch ein Anliegen des Parcours zum Thema Behinderung, wo Pfarrer Karl Endemann die Konfirmanden nur mit einem Schild und Gesten begrüßte. Konnte er gar nicht sprechen? Als Seelsorger für Menschen mit Beeinträchtigungen zeigte er, wie es einem geht, wenn manches nicht (mehr) selbstverständlich ist: Wie fühlt es sich an? Und wie sollte man am besten reagieren? Mit dicken Handschuhen bekleidet konnten die jungen Leute versuchen, Kaubonbons zu öffnen, durch Kopfhörer Worte zu verstehen oder mit einer Spezialbrille durch den Raum zu gehen, geleitet von den Zurufen der anderen. Wie anstrengend dann selbst scheinbare Kleinigkeiten sind und wie dankbar man sein kann, war ein Lerneffekt. Eine andere Botschaft lautete: Weder ignorieren, noch komisch schauen und drängeln oder andere bevormunden, sondern fragen, ob und wie man ihnen helfen kann.
Ausgestattet mit Uhr und Laufzettel, auf dem Punkte für ihren Einsatz eingetragen wurden, ging es unter anderem auch hinter sonst verschlossene Türen, wie im Abgeordnetenhaus des Landtags. Hier werden viele Fragen entschieden, die auch ihr Leben betreffen, erfuhren Anna, Leonie, Lena, Luisa und Fabio aus Finthen. Wie andere Konfirmanden waren sie erstaunt, dass die Hälfte der Flüchtlinge weltweit Minderjährige sind. Zudem sollten sie Länder danach ordnen wie viele Flüchtlinge sie aufnehmen; die Türkei und Pakistan führten die Liste an. Bei Führungen für Schulklassen und Jugendgruppen kann man den Landtag näher kennenlernen.
Gesellschaftspolitischen Fragen und aktuellen Themen widmete sich auch die Station im Haus der Kirche. Hoch über den Dächern von Mainz konnte man mit Gülsüm Günay und anderen Frauen ins Gespräch kommen. Im Verein Bildungsforum sind sie aktiv, der sich speziell für Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund stark macht. Mit frischem Zitronenwasser, Kolanyag genannt, begrüßten sie die Gäste zu ersten Einblicken in den Islam, um Vorurteile zu überwinden. Mitgebracht hatten sie einiges zum Anschauen und Anfassen, ob traditionelle Kleider und Bücher, Schmuck, Gebetsketten oder Teppiche. Zudem wurde erklärt, dass die Haltungen beim Beten den Dank an Gott im Namen der gesamten Schöpfung symbolisieren.
Sehr bekannt kam vielen die große lila Fahne am Gebäude vor, wie an ihren Heimatkirchen. Im Schülercafé Pause erfuhren sie anhand von Bildern mehr über die zahlreichen Angebote für junge Leute, die speziell von Ehrenamtlichen betreut werden, von „chill und grill“ über den Lauf für mehr Zeit und Aktionen zur interkulturellen Woche bis zu den „Konfi-Partys“. Dann waren sie mit Pantomime gefragt, bei Worten wie Jugendgottesdienst oder Abendmahl.
Auch in der Altstadt wurden einige Stationen von den Konfirmanden angesteuert, wie der Dom, die Grabungsstätte in der Johanniskirche, die Josefskapelle mit einer Ausstellung zum Alter, Gedenkstätten, der Weltladen oder das Umweltinformationszentrum der Stadt. Vor dem Theater konnten sie Passanten zum Thema fairer Handel befragen.
„Man lernt viel in kurzer Zeit – da waren wir ja vorher noch nie – es macht richtig Spaß“
fanden die Jugendlichen, die von den Konfi-Tagen viele neue Eindrücke nach Hause und in ihre Gemeinden mitnehmen.