Weinheim – Es ist ein Unterstand und ein kleines Naturkundemuseum unter einem Dach: Der neue Waldpavillon inmitten des Weinheimer Exotenwaldes, des größten seiner Art im ganzen Land, ist ein besonderes Exemplar.
Es ist eine respektable Hütte, mit einer auffälligen Dachkonstruktion, zur Sonnenseite offen, mit robust gezimmerter Brotzeit-Ecke, Schaukästen, einem echten Baumstamm in der Mitte – und er wurde gezimmert aus den exotischen Hölzern, die ihm im Sommer Schatten spenden. „Der Weinheimer Exotenwald hat damit noch ein Alleinstellungsmerkmal“, stellte Joachim Bauer, der Erste Landesbeamte und Stellvertretende Landrat jetzt bei der Einweihung des Pavillons fest. In seiner Behörde, dem Landratsamt des Rhein-Neckar-Kreises, wird der Exotenwald vom Kreisforstamt verwaltet. Nirgends im baden-württembergischen Forst gibt es eine Waldhütte, betonten Bauer und Forstamtsleiter Dieter Münch, die aus einer solchen Vielzahl exotischer Rohstoffe besteht.
Für den neuen Weinheimer Waldpavillon wurde jeweils das Holz einer Zypresse verwendet, einer kanadischen Flusszeder, eines Mammutbaumes, einer Thuja und einer Douglasie – der Wanderer kann die verschiedenen Holzarten miteinander vergleichen. Sie sind in der Tat unterschiedlich in Haptik und Farbe. „Für den Zimmerer war das eine Herausforderung“, beschrieb Weinheims Revierförster Markus Stähle. Die Zimmererleute Gerhard und Jochen Schäfer konnten das bestätigen. „Anfangs waren wir skeptisch, ob das alles auch verwendbar ist“, beschrieb Jochen Schäfer kurz vor einem stilechten Richtspruch, „aber jetzt sind wir um eine Erfahrung reicher“.
Auf einem mächtigen Mammutstamm in der Mitte des Pavillons soll künftig ein Büchlein über die Geschichte des Exotenwaldes liegen, das dem rastenden Waldbesucher die wichtigsten Informationen liefert. Dessen Verfasser Dr. Ulrich Wilhelm, Forstamtsleiter a.D., gehörte bei der Einweihung übrigens zu den Ehrengästen.
Der Weinheimer Exotenwald mit fast 200 verschiedenen Baumsorten aus aller Welt gehört mit 60 Hektar zu den größten seiner Art in Europa. Er schließt sich –stadtnah – unmittelbar an den Schlosspark an.
„Wir fühlen uns reich beschenkt“, freute sich Weinheims Oberbürgermeister Heiner Bernhard bei der Übergabe des neuen Pavillons.
Das Schmuckstück im Wald werde die Große Kreisstadt – die größte im Kreis – weiter touristisch aufwerten, ist er sich gewiss.
Zumal der rund 150 Jahre alte Wald an zentralen Punkten auch neue Hinweis- und Erklärschilder erhält. Diese stellte aus Anlass der Pavillonübergabe jetzt Cordula Samuleit, die Geschäftsführerin des Naturparks Neckar-Odenwald, vor. Sie bestehen aus UV-sicherem Kunststoff und weisen detailgetreue Zeichnungen aus der Feder von Gabriele Henn von exotischen Pflanzen im Detail auf – Kunst und Natur begegnen sich. Schilder dieser Art sollen nach und nach auch die anderen Wälder im Naturpark aufwerten.