Kaiserslautern – Rund 80 Personen waren gestern Abend in die Fruchthalle gekommen, um im Rahmen eines Dialogforums über die Entwicklung des ehemaligen Pfaff-Areals zu diskutieren.
Die Veranstaltung bildete den Abschluss des kreativen Teils des Bürgerbeteiligungsprozesses, der nach einer Eröffnungsveranstaltung im April und zwei produktiven Workshops im Juni und September damit beendet ist. Noch einmal hatten alle interessierten Bürgerinnen und Bürger die Gelegenheit, ihre eigenen Ideen und Vorschläge zur Gestaltung des städtischen Teils der rund 20 Hektar großen Industriebrache einzubringen.
Nach der Begrüßung durch Sonja Hörster vom Institut für Partizipatives Gestalten in Oldenburg, die den gesamten Bürgerbeteiligungsprozess moderierte, eröffnete Oberbürgermeister Klaus Weichel die Veranstaltung mit einem Impulsvortrag, in dem er die Rahmenbedingungen und Ziele, die bei der Entwicklung des Areals verfolgt werden, erläuterte. Es gehe darum, in einem völlig neuen Stadtviertel Urbanität zu gestalten, mithilfe moderner Verkehrs- und Energiekonzepte sowie einer ebenso modernen Kommunikationsinfrastruktur. Das Gelände biete die Chance, die Innenstadt mit der Forschungsmeile an der TU zu verbinden und somit den Technologiestandort Kaiserslautern zu stärken und neue Arbeitsplätze zu schaffen. Gleichzeitig sollen auf dem Areal innovative neue Wohnformen realisiert werden.
„Die Firma Pfaff war stets Innovationsmotor für Kaiserslautern, und dem sollten wir uns verpflichtet fühlen“,
so der OB.
Sonja Hörster warf zunächst einen Blick zurück auf die Etappen des Beteiligungsprozesses in den vergangenen Monaten, sowie auf die verschiedenen Begleitveranstaltungen wie etwa den Tag der offenen Tür im Juli, bei dem rund 2500 Menschen das Areal besuchten. Hörster präsentierte sodann die zusammengefassten Ergebnisse der bisherigen Bürgerbeteiligung. Ähnlich wie der OB fasste sie die von den Bürgern erarbeiteten Ideen unter sechs Oberbegriffen zusammen, nämlich „Identität wahren“, „Urbanes Quartier schaffen“, „Öffentlichen Raum gestalten“, „Prozesshafte Entwicklung zulassen“, „Vielfältiges Arbeiten ermöglichen“ sowie „Intelligente Infrastruktur aufbauen“. Darunter verbargen sich viele Vorschläge, die von der Beibehaltung des typischen Pfaff-Rots als gestalterisches Leitelement bis hin zu konkreten Nutzungskonzepten einzelner Gebäude reichten. Der vollständige Kriterienkatalog der Bürgerbeteiligung ist in Kürze auf der Homepage der Stadt Kaiserslautern einsehbar.
Sebastian Hermann vom Architekturbüro astoc/mess gab allen Anwesenden einen Einblick in den aktuellen, nicht-finalen Stand der Rahmenplanung. Seit Anfang September arbeitet das Büro an einem neuen Rahmenplan, in den bereits viele der von den Bürgerinnen und Bürgern erarbeiteten Kriterien eingeflossen sind. So bleiben etwa die Grünflächen an den Rändern des Geländes laut dem aktuellen Planungsstand erhalten. Im Osten des Geländes sieht der Plan eine fünf Hektar große unterirdische Regenrückhalteanlage vor, die oberirdisch als neu zu gestaltende Grünfläche genutzt soll. Der Plan teilt das Gelände in Zonen ein, in denen neben Wohnraum auch Raum für Gewerbe, Büros und Forschung/Technologie angesiedelt werden soll. Was die Wegeführung angeht, ist ein zentraler, im Rechteck verlaufender Erschließungsring geplant, unter Nutzung der bestehenden Anschlüsse an der Pforte (Königstraße) und an der Albert-Schweitzer-Straße sowie durch einen neu zu schaffenden Hauptanschluss zur Königstraße im Osten. Das etwas höher gelegene Plateau im Nordwesten der Fläche, das zum Wohngebiet werden soll, wird direkt an die Herzog-von-Weimar-Straße angebunden. In den kommenden Monaten soll der Plan weiter modifiziert werden. Hermann betonte in seinem Vortrag die Chance, die sich durch das Areal für die Stadtentwicklung biete. Er sprach von einem „Schätzchen“, einem „ganz wichtigen Baustein für Kaiserslautern“.
Nach den drei Vorträgen startete die Diskussion, bei der ganz unterschiedliche Vorschläge und Fragen eingebracht wurden, sei es zum Verlauf des Rückbaus, zur Parksituation oder zur Altlastensanierung. Die Referenten, unterstützt durch PEG-Geschäftsführer Stefan Kremer und die Leiterin des Referats Stadtentwicklung, Elke Franzreb, standen Rede und Antwort.
Für die Zukunft kündigten der OB und PEG-Geschäftsführer Kremer weitere Veranstaltungen an, um alle interessierten Bürgerinnen und Bürger über den Fortgang des Verfahrens auf dem Laufenden zu halten, zusätzlich zur obligatorischen Öffentlichkeitsbeteiligung im Rahmen der anstehenden Bauleitplanung. Zudem soll bereits nächste Woche eine Webcam auf dem Areal installiert werden, so dass jeder via Internet den Fortgang der Arbeiten verfolgen wird können. Kremer verwies zudem auf die öffentlichen Sitzungen des kürzlich gegründeten Anwohnerbeirats sowie auf die äußerst beliebten Erkundungstouren auf dem Gelände, die im nächsten Frühjahr wieder starten sollen. Zum Abschluss bedankte sich OB Weichel bei allen, die am Beteiligungsverfahren mitgewirkt haben, welches „richtig und wichtig“ gewesen sei.
„Sie alle haben zusammen 800 Stunden ehrenamtliche Arbeit für die Stadtentwicklung geleistet. Dafür mein herzlicher Dank.“