Darmstadt – Die Psychosomatik am Klinikum Darmstadt wird zehn Jahre alt. Alles begann im Jahr 2006 als die psychosomatische Tagesklinik am Standort Eberstadt eröffnete. Dies war auch der Start einer neuen Fachdisziplin am Klinikum in Darmstadt: Auf Initiative des Hessischen Sozialministeriums wurde gezielt der Aufbau von Psychosomatischen Kliniken an Akutkrankenhäusern gefordert.
„Es lag dann sehr nahe, dass das Klinikum als Maximalversorger diesem Ansinnen Rechnung tragen wollte, war doch schon lange durch den Krisendienst für suizidale Patienten, später durch die Psychoonkologie, der Geist einer psychischen Mitbetreuung der Patienten im Klinikum verankert“,
erzählt Dr. Alexandra Mihm, Direktorin der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie.
Die Etablierung einer zunächst eigenständigen Abteilung und nachfolgend der Aufbau einer Klinik konnte begonnen werden. Am Beginn stand, wie bei vielem Neuen, dem Vorhaben eine gewisse Skepsis entgegen, so Mihm weiter.
„Neben wirtschaftlichen Bedenken war die große Frage, ob die Klinik angenommen werden wird – von den Zuweisern und der Bevölkerung. Denn bis dahin war die Psychosomatik vor allem in spezialisierten Fachkliniken wohnortfern verortet. Dieses Modell hat und hatte immer den Nachteil, dass die in der Behandlung gemachten Erfahrungen während der Therapiezeit nicht in den Alltag integriert werden konnten und nach der Entlassung aus der Klinik sich rasch wieder alte Muster einstellten.“
Zudem konnten die Familien und das soziale Umfeld so nur schwer mit in die Behandlung einbezogen und auch eine Nachsorge nicht etabliert werden.
Das Konzept der Klinik einer wohnortnahen Versorgung und Nachsorge ging auf: Eine enge Verbindung wurde zu den Sozialberatungen der großen Firmen aufgebaut, zudem mit den ambulanten Diensten und Hilfen, auch dem Bündnis gegen Depression und den Selbsthilfegruppen.
„Aber vor allem auch mit den niedergelassenen Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten. Denn nach einer Behandlung in einer Klinik beginnt für die Patienten der Weg, das Erreichte zu festigen und der eigenen Entwicklung weiter Raum zu geben.“
Innerhalb der Medizin baut die Psychosomatik auf einem ganzheitlichen Verständnis und einem dynamischen Wechselspiel von Körper und Psyche und sozialem Umfeld auf und steht damit einem auf Kausalitätsprinzip beruhendem Ansatz entgegen. Neuere Erkenntnisse der Neurowissenschaften bestätigen diesen Ansatz und liefern nun die Erklärungen für ein Verständnis des Menschen, das die Trennung von Soma und Psycho aufhebt und die Vereinigung sucht.
„Immer aber muss mit mindestens zwei Augen der Mensch betrachtet werden. Die Einbeziehung der somatischen Aspekte ist ein Anliegen, dem an der Verortung der Psychosomatik am Klinikum, dem Maximalversorger der Region, Rechnung getragen wird.“
In den letzten Jahren konnte sich die Klinik weiter entwickeln, der Konsiliardienst wurde etabliert und ein vollstationärer Bereich eröffnet. Durch Integration der Tagesklinik in die stationäre Behandlung wurde es möglich, in einem step-down-Ansatz die Patienten zu entlassen: Ohne dass sich die Beziehungen zu den Einzeltherapeuten und der Gruppe ändern werden stufenweise vermehrte Anforderungen an die Belastungsfähigkeit gestellt.
Mittlerweile behandelt die Klinik das gesamte Spektrum psychosomatischer Erkrankungen, Depression und alle Formen von Angsterkrankungen. Ein Schwerpunkt liegt in der Behandlung von somatoformen Störungen einschließlich somatoformer Schmerzerkrankungen und Traumafolgestörungen. Für Patientinnen und Patienten stehen 20 Betten und 30 Tagesplätze zur Verfügung. Neben Fachärzten und Ärzten mit dem Schwerpunkt Psychotherapie arbeiten Psychologen in einem multidisziplinären Team mit Spezialtherapeutinnen und Pflegekräften eng zusammen. Einen besonderen Schwerpunk bilden die non-verbalen Therapieverfahren der Spezialtherapeutinnen in Kunsttherapie, konzentrativer Bewegungstherapie und Tanztherapie. Regelmäßige multidisziplinäre Besprechungen in denen mit einem tiefenpsychologischen / psychodynamischen Ansatz der Behandlungsplan gemeinsam und immer individuell entwickelt wird, sind ein wichtiger Bestandteil der Therapie.
„Die Klinik und die Arbeit in der Psychosomatik lebt vom Engagement der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für ihre Aufgaben und deren Fähigkeiten über die therapeutische Beziehung zu den Patienten wirksam zu werden. Das ist das Besondere und Wertvolle der Psychosomatik“,
so Dr. Mihm abschließend.