Mannheim – Insgesamt 19.500 Euro für individuelles, kommunales, schulisches Engagement und Innovationen in der Leseförderung, Bildungsministerin Johanna Wanka: „Lesen eröffnet Kindern neue Welten und gibt ihnen Zukunftschancen.“
Von Buchgeschenken an benachteiligte Kinder über das Leseförderpaket für eine ganze Stadt bis hin zu einem Zeitungsprojekt von geflüchteten Menschen – so vielfältig sind die diesjährigen Preisträgerinnen und Preisträger des Deutschen Lesepreises, der gestern Abend in Berlin vergeben wurde.
Insgesamt wurden zehn Gewinner in den Kategorien individuelles, kommunales und schulisches Engagement sowie „Ideen für morgen“ mit Preisgeldern in Gesamthöhe von 19.500 Euro ausgezeichnet. Das Netzwerk Leseförderung der Stadtbibliothek Mannheim erhielt in dem bundesweiten Wettbewerb in der Kategorie „Herausragendes kommunales Engagement für die Leseförderung“ einen mit 1.000 Euro dotierten dritten Preis. Die bunte Programmpalette des Lesenetzwerks reicht von Lesewettbewerben über die Schulung und Vermittlung von Vorlesepaten, Literatur- und Lesefesten bis hin zur Fahrradbibliothek FaBio – im Verbund mit weiteren Einrichtungen wie Schulen und Kinderärzten. Der Preis wird von der Stiftung Lesen, der Commerzbank-Stiftung und weiteren Partnern ausgelobt und steht unter der Schirmherrschaft der Bundesministerin für Bildung und Forschung Prof. Dr. Johanna Wanka. „Wer Kindern das Lesen nahebringt, zeigt ihnen neue Welten – und eröffnet ihnen Zukunftschancen. Denn Lesen ist entscheidend für ihren Bildungserfolg und ihre gesellschaftliche Teilhabe. Leseförderung ist daher ein wichtiges Anliegen für mich und ich gratuliere den diesjährigen Preisträgern und allen Bewerbern für ihr Engagement und ihre Kreativität“, so Wanka.
„Ich freue mich sehr, dass das vielfältige Engagement der der Stadtbibliothek Mannheim im Bereich der Lese-, Sprach- und damit nicht zuletzt auch Medienkompetenzförderung wiederholt auf Bundesebene ausgezeichnet wurde“, ist Bildungsbürgermeisterin Dr. Ulrike Freundlieb begeistert. „Als eine wesentliche außerschulische Bildungseinrichtung leistet die Stadtbibliothek Mannheim mit ihrem Netzwerk Leseförderung und seiner Vielzahl an niederschwelligen Zugangsmöglichkeiten einen gleichsam wertvollen wie unverzichtbaren Beitrag, um Bildungsungleichheiten in unserer Stadtgesellschaft abzubauen“, so Freundlieb. „Durch unsere pädagogische Bibliotheksarbeit, die etwa von mehrsprachigen Vorlesestunden über gleich zwei Bibliothekslabore zum Kennenlernen neuer Medien oder Leselernkisten mit pädagogischem Begleitmaterial bis hin zum reichhaltigen Sortiment an mehrsprachiger Kinder- und Jugendliteratur reicht, wecken und fördern wir frühzeitig die Lust am Lesen“, erläutert Bibliotheksleiter Dr. Bernd Schmid-Ruhe, „denn Sprache ist der Schlüssel zu Chancengleichheit und Teilhabe.“
Leseförderung geht alle an
Auf der Festveranstaltung mit rund 200 geladenen Gästen aus Bildung, Wirtschaft, Politik und Kultur im Berliner Humboldt Carré betonte der Hauptgeschäftsführer der Stiftung Lesen Dr. Jörg F. Maas: „Vor dem Hintergrund von rund 7,5 Millionen funktionalen Analphabeten in Deutschland wird die Relevanz der Leseförderung deutlich. Mit dem Deutschen Lesepreis wollen wir deshalb ein Zeichen setzen und das Engagement der zahlreichen Leseförderer würdigen. Denn Leseförderung geht uns alle an und ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die nicht von einzelnen Organisationen allein gemeistert werden kann. Nur gemeinsam können wir neue Zugänge für das Lesen schaffen und die öffentliche Wahrnehmung für das Thema stärken.“
Astrid Kießling-Taşkın, Vorstand des Initiativpartners Commerzbank-Stiftung, ergänzte: „An die 300 Bewerbungen für den Deutschen Lesepreis beweisen: Die Leseförderung in Deutschland ist stark und aktiv. Um weiteren Innovationen einen Raum zu geben, unterstützen wir mit dem Sonderpreis ‚Ideen für morgen‘ insbesondere solche Projekte, die sich der Umsetzung neuer Ideen und Ansätze widmen. 2016 steht der Sonderpreis unter dem Motto ‚Migration und Integration’, um kulturelle Vielfalt und bürgerschaftliches Engagement zu fördern.“
Der Deutsche Lesepreis zeichnet Menschen und Institutionen aus, die das Lesen bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen mit innovativen und erfolgreichen Projekten fördern. Unter seinem Dach werden herausragende Initiativen unterstützt, damit sich diese optimal entwickeln und Maßstäbe in der Leseförderung setzen können. So schafft der Deutsche Lesepreis ein größeres öffentliches Bewusstsein für die Notwendigkeit von Leseförderung und würdigt die Preisträger als Vorbilder für mehr Lesefreude und Lesekompetenz in Deutschland. Die Jury wählte die zehn Preisträger 2016 aus insgesamt 286 Einsendungen aus. Die Teilnahme stand allen in der Leseförderung engagierten Personen offen. Der Preis ist insgesamt mit 19.500 Euro dotiert.
Die Kategorien und Preisträger im Einzelnen:
Sonderpreis der Commerzbank-Stiftung „Ideen für morgen“
Diese Kategorie zeichnet Projekte aus, die durch innovative Ideen begeistern, neue Impulse setzen und sich dabei dem Themenkomplex „Migration und Integration“ widmen. Das Preisgeld beträgt 6.000 €. Die Kategorie wird durch die Commerzbank-Stiftung gefördert.
Zeitungsprojekt „Neu in Deutschland“ (Dorte Huneke-Nollmann, Bochum, Nordrhein-Westfalen): In der Bochumer Zeitung veröffentlichen geflüchtete Menschen eigene Texte auf Deutsch, um persönliche Erfahrungen zu vermitteln.
Herausragendes individuelles Engagement für die Leseförderung
In dieser Kategorie werden Individualpersonen ausgezeichnet, die sich in außergewöhnlicher Weise für die Leseförderung verdient gemacht haben. Die Preisträger erhalten ein Preisgeld von insgesamt 4.500 € (1. Preis 2.000 €, 2. Preis 1.500 €, 3. Preis 1.000 €). Die Kategorie wird durch die PwC-Stiftung Jugend – Bildung – Kultur gefördert.
1. Konstanze Keller / LESEWEIS (Bammental, Baden-Württemberg): Lokales Ein-Personen-Projekt zur kreativen und vielseitigen Leseförderung mit persönlichem Ansatz, welches seit acht Jahren besteht.
2. Annelie Löber-Stascheit, Selbst.Los! Kulturstiftung / Kinder brauchen Bücher, arme noch viel mehr! (Frickingen, Baden-Württemberg): Verteilung neuer Kinder- und Jugendbücher an einkommensbenachteiligte Familien in Kooperation mit Verlagen, Buchhandlungen und den Tafeln.
3. Prof. Dr. Jürgen Belgrad / LESEFÖRDERUNG DURCH VORLESEN e.V. (Wolfegg, Baden-Württemberg): Durch Coaching und wissenschaftliche Begleitung werden Lehrkräfte beim regelmäßigen Vorlesen an Schulen und Kitas unterstützt – mit Verbreitung bis in die Schweiz und nach Österreich.
Herausragendes kommunales Engagement für die Leseförderung
In dieser Kategorie werden Institutionen, Unternehmen, Vereine und kommunale Träger ausgezeichnet, die sich in besonderer Weise für die Leseförderung eingesetzt haben. Drei Preisträger erhalten ein Preisgeld von insgesamt 4.500 € (1. Preis 2.000 €, 2. Preis 1.500 €, 3. Preis 1.000 €). Die Kategorie wird durch FRÖBEL e. V. gefördert.
1. MENTOR – Die Leselernhelfer HAMBURG e.V. / Starke Kinder können lesen! (Hamburg, Hamburg): Projekt, in dem Mentoren die Lesekompetenz von Kindern und Jugendlichen durch individuelle Zuwendung stärken.
2. Mulingula e.V. / Mulingula (Münster, Nordrhein-Westfalen): Projekt zur Förderung der bilingualen Identität, Lesemotivation und bildungssprachlichen Kompetenzen für Kinder mit Migrationshintergrund – mit wöchentlichen Vorlesestunden in den Familiensprachen der Kinder.
3. Stadtbibliothek Mannheim / Netzwerk Leseförderung (Mannheim, Baden-Württemberg): Umfangreiches Netzwerk, das für Kinder und Jugendliche jedes Alters entsprechende Leseförderungsangebote bietet: von der Beteiligung am Mannheimer Unterstützungssystem Schule (MAUS) über ein mobiles Bibliothekslabor bis hin zu einer Vielzahl an Veranstaltungsreihen.
Herausragende Leseförderung an Schulen
Diese Kategorie zeichnet außergewöhnliches schulisches Engagement in und außerhalb des Unterrichts aus, das der Leseförderung dient. Insgesamt werden 4.500 € Preisgeld vergeben (1. Preis 2.000 €, 2. Preis 1.500 €, 3. Preis 1.000 €). Die Kategorie wird durch die Arnulf Betzold GmbH, Lehrmittelverlag/Schulversand gefördert.
1. Kinderakademie Eberswalde (Eberswalde, Brandenburg): Förderung des interessengeleiteten Lesens durch unterschiedliche Lese- und Vorleseangebote im Unterricht, methodische Texterschließung, Lesenächte, Theaterprojekte und vieles mehr.
2. Ostsee-Schule Wismar (Wismar, Mecklenburg-Vorpommern): Fächerübergreifende Förderung und Diagnose der Lesekompetenz und -defizite anhand von vielseitigen, fest im Lehrplan integrierten Maßnahmen sowie interner Fortbildungsprogramme.
3. Hans-Carossa-Grundschule Heining-Schalding (Passau, Bayern): Vielschichtiges Maßnahmenpaket zur nachhaltigen Stärkung der Lesekompetenz und -motivation: mit diversen Leseorten in der Schule, systematisch aufbauenden Leseprogrammen und kreativen Leseevents außerhalb des Unterrichts.