Frankfurt-Riedberg.- „Wir brauchen im Rhein-Main-Gebiet dringend günstigen Wohnraum, der zugleich ein höchstes Maß an Energieeffizienz aufweist“, sagte die hessische Wohnungsbauministerin Priska Hinz. Die Riedbergwelle der Nassauischen Heimstätte sei ein beeindruckendes Beispiel dafür, wie beide Ziele gemeinsam erreicht werden könnten.
Insgesamt stelle die Landesregierung bis 2019 1,2 Milliarden Euro zur Förderung des sozialen Wohnungsbaus zur Verfügung, darunter 865 Millionen Euro reine Landesmittel. Hinz wies daraufhin, dass sich die Landesregierung auch bei der Riedbergwelle mit 9,7 Millionen Euro engagiert habe. Über die verschiedenen Programme des Landes Hessen könnten bis 2019 insgesamt 12.000 Wohnungen für 36.000 Menschen vom Land gefördert werden. „Das ist eine gute Nachricht insbesondere für die stark angespannten Wohnungsmärkte im Rhein-Main-Gebiet und in den Hochschulstädten“, so die Ministerin. „Mit dem sozialen Wohnungsbau allein kann der Bedarf an Wohnraum allerdings nicht gedeckt werden. Bis 2020 fehlen uns in Hessen jährlich 37.000 Wohnungen. Ob kommunale Wohnungsbauunternehmen oder Investoren für den freien Wohnungsmarkt: Alle sind gefragt, diese Aufgabe kann niemand allein stemmen.“
Kombination unterschiedlicher Förderprogramme
Auch Oberbürgermeister Peter Feldmann nannte den Bau bezahlbaren Wohnraums weiter die größte Herausforderung der kommenden Jahre in Frankfurt. „In der Riedbergwelle finden jetzt auch Einkommensschichten eine Wohnung, die trotz eines normalen Einkommens auf dem freien Mietmarkt kaum noch zum Zuge kommen. Davon brauchen wir mehr und ich setze da ganz klar auch auf die Nassauische Heimstätte“, betonte Feldmann. Er verwies in diesem Zusammenhang auf die verschiedenen Wohnungsbauförderprogramme der Stadt. Diese hätten sowohl den klassischen sozialen Wohnungsbau im Blick als auch – über die so genannte Mittelstandsförderung – Wohnraum für die Menschen, deren Einkommen nicht deutlich darüber liege. In der Riedbergwelle hätte man die unterschiedlichen Förderprogramme geschickt kombiniert, um möglichst viele potenzielle Mieter anzusprechen, darunter Familien und ältere Menschen. „Wir müssen in Frankfurt zusätzliches Bauland generieren, aber innerhalb der Stadtgrenzen werden wir den hohen Bedarf an bezahlbaren Wohnraum nicht decken können, auch wenn wir weiterhin jährlich 45 Millionen Euro in den geförderten Wohnraum investieren“, betonte Feldmann. Regionales Denken und Handeln sei gefordert. „Diese Herausforderung können wir nur meistern, wenn wir über die Stadtgrenzen hinweg zusammenarbeiten und die Wohnungsnot im Ballungsraum gemeinsam angehen“, so Feldmann.
Hohe Investitionen geplant, aber es fehlt an Bauland
„Wir zeigen an dieser Stelle einmal mehr, dass man geförderten Wohnungsbau mit hoher architektonischer und stadtplanerischer Qualität verwirklichen kann“, sagte Dr. Constantin Westphal, Geschäftsführer der Unternehmensgruppe Nassauische Heimstätte/Wohnstadt. Durch die Inanspruchnahme unterschiedlicher Förderprogramme sei es der Nassauischen Heimstätte mit der Riedbergwelle beispielhaft gelungen, ihrem Auftrag gerecht zu werden, bezahlbaren Wohnraum für breite Schichten der Bevölkerung zu schaffen. „Auf den Lorbeeren wollen wir uns aber nicht ausruhen, wir haben beim Neubau noch viel vor. Rund 1.000 Wohnungen sind zurzeit in Arbeit, weitere knapp 2.000 Wohnungen sind für die nächsten fünf Jahre geplant. Wir haben dafür Investitionen von rund 600 Millionen Euro vorgesehen, vor allem für den bezahlbaren Mietwohnungsbau“, so Westphal. Es fehlten jedoch für bezahlbaren Wohnungsbau die bezahlbaren Baugrundstücke im Ballungsraum. „Hohe Grundstückspreise begünstigen die Mitbewerber, die ihre Investitionen am Ende durch hohe Miet- oder Kaufpreise beim Weiterverkauf refinanzieren können. Da ziehen wir oft den Kürzeren“, machte Westphal deutlich.
Über 40 Prozent der Wohnungen sind bereits vermietet
Die Kaltmiete für 61 Wohnungen in der direkten Belegung (erster Förderweg) beträgt 5,50 Euro/qm. 52 Wohnungen bietet das Wohnungsunternehmen gemäß dem Frankfurter Programm für familien- und seniorengerechten Mietwohnungsbau („Mittelstandsprogramm“) für einen Mietpreis von 7,77 Euro/qm an. Ergänzt wird das Angebot durch 23 Wohnungen in der mittelbaren Belegung für 10,50 Euro/qm. Für die letztgenannten Wohnungen überträgt die Nassauische Heimstätte die Belegungsrechte der Stadt auf andere Wohnungen ihres Frankfurter Bestandes. 24 Wohnungen werden frei finanziert und liegen mit 11 Euro/qm noch am unteren Ende des Preisniveaus auf dem Riedberg. Dabei hat die Nassauische Heimstätte darauf geachtet, dass sich die unterschiedlichen Mietniveaus gleichmäßig auf alle Gebäude verteilen, um eine soziale Durchmischung zu ermöglichen. Über 40 Prozent der Wohnungen seien bereits bezogen, bei den anderen Wohnungen sei man in der Endphase des Innenausbaus und in der Vermietung. Die Wohnungsgrößen zwischen 55 und 113 qm bieten Wohnraum für Zwei- bis Fünf-Personen-Haushalte. Die gesamte Wohnfläche beträgt 12.500 qm. Alle Mietwohnungen sind barrierefrei erreichbar.
Nachhaltige Bausteine auf dem Riedberg
Mit einer Wärmedämmung von Fassade und Dach erreicht das Ensemble nach einem Entwurf von Stefan Forster Architekten Passivhaus-Standard. Die Wohnungen verfügen über eine Wohnungslüftung mit Wärmerückgewinnung. Die Grundversorgung von Heizung und Warmwasseraufbereitung leistet Fernwärme. Die Fassaden der Gebäude werden mit hellem Putz und farblich abgestimmtem Klinkerflächen gestaltet. Die Flachdächer sind begrünt. Alle Wohnungen sind mit Balkonen oder Terrassen bzw. Dachterrassen ausgestattet, in den freistehenden Häusern sind für die Erdgeschosswohnungen Mietergärten vorgesehen. Zwischen den vier freistehenden Häusern im Osten und der Blockbebauung am westlichen Rand wird zurzeit ein grünes Areal mit kleinen Hügeln und Spielflächen als gemeinschaftliche parkähnliche Freifläche für die Bewohner angelegt. 149 Stellplätze gibt es in der Tiefgarage. In direkter Nachbarschaft befindet sich das im letzten Jahr fertiggestellt Effizienzhaus Plus der Nassauischen Heimstätte. Das Gebäude mit 17 geförderten Mietwohnungen produziert mehr Energie, als es selbst verbraucht. Dort stehen den Mietern der Nassauischen Heimstätte zu vergünstigten Konditionen Fahrzeuge des Carsharing-Anbieters Stadtmobil zur Verfügung. Beide Projekte, so Westphal, seien nachhaltige Bausteine auf dem Riedberg. Neben dem Land Hessen beteiligen sich ebenfalls die Stadt Frankfurt mit knapp 12,4 Millionen Euro und die KfW mit acht Millionen Euro an der Förderung der Riedbergwelle. Die Gesamtinvestitionen liegen bei rund 44 Millionen Euro.