Stadt und BASF hatten am Donnerstag zum gemeinsamen „Bürgerdialog nach Explosion“ in das Bürgerhaus eingeladen.
Das Thema bewegt nach wie vor alle Oppauer, das zeigte das bis auf den letzten Platz belegte Bürgerhaus. Feuerwehren und Fachleute der BASF waren ebenso vertreten wie Stadtverwaltung, Presse, Rundfunk und Fernsehen.
BASF-Vorstandsmitglied Margret Suckale warb in ihrer Begrüßungsrede um das Vertrauen der Bürger
Sollten wir Vertrauen bei ihnen verloren haben, wir wollen es wieder zurückgewinnen.
Zum Thema veraltete Anlagen in der BASF führte sie an, in den letzten 10 Jahren seien 10 Milliarden € investiert und 11 Milliarden € für Erneuerungen aufgewendet worden.
Bei der Explosion am 17. Oktober 2016 sind keine Umweltbelastungen, weder in Luft noch in Wasser, festgestellt worden. Dies bestätigten sowohl das Umwelt-Ministerium Rheinland-Pfalz, als auch die Stadt Ludwigshafen.
Oberbürgermeisterin Dr. Eva Lohse sprach von einer
Schicksalsgemeinschaft zwischen Stadt und BASF,
die bisher immer gut funktioniert habe.
Der Leiter der BASF-Werkfeuerwehr, Rolf Haselhorst und Peter Friedrich, Leiter der Berufsfeuerwehr Ludwigshafen, gaben einen detaillierten Bericht über die Vorgänge nach der Explosion.
Im ersten Frageblock wollten die Bürger wissen:
- können solche Arbeiten von Externen Firmen überhaupt professionell ausgeführt werden?
Werksleiter Liebelt:
Die damit betraute Firma arbeitet seit 25 Jahren zu Zufriedenheit der BASF.
Vorstandsmitglied Margret Suckale: Bei der Auswahl schauen wir zuerst auf „kann diese Firma den Auftrag techn. korrekt ausführen“ die Frage nach dem Preis steht an zweiter Stelle. Ebenso kümmern wir uns darum, ob deren Arbeiter gut bezahlt werden. - Der oberste Chef der BASF, Herr Bock, war nach der Explosion nicht zu sehen, auch ein Statement von ihm fehlte.
Vorstandsmitglied Margret Suckale:
Im Vorstand gelten klare Arbeitsverteilungen. Die BASF besteht aus mehr als dem Standort Ludwigshafen. Herr Bock hatte andere Aufgaben wahrzunehmen. (Anm. der Redaktion: Die gleiche Frage tauchte später nochmals auf. Mit dieser Antwort waren sie offensichtlich nicht zufrieden) - Wurde die Sicherheit bei Rohrleitungsarbeiten überprüft? Auch an diesem Tag?
- War die Beschriftung und Kennzeichnung richtig?
- War die Rohrleitung falsch ausgewählt?
- Sind die Rohrleitungen zu nah beieinander?
- Wurden die benachbarten Rohrleitungen abgedeckt?
- War eine Wache ganztägig vor Ort?
- Werden Schweißarbeiten von der Feuerwehr begleitet?
Werksleiter Liebelt:
Beschriftung und Kennzeichnung waren nach den unterschriebenen Arbeitspapieren korrekt, die Beschriftungen sind verbrannt.
Ein Feuerwehrmann ist immer dabei.
Das beschädigte Rohrstück hatte eine Wandstärke von 8 mm und wies einen Schnitt von ca. 15 cm auf. (Anm. der Redaktion: ein derartiger Schnitt kann kein Versehen sein)
Es mussten 3 Rohrstücke ausgetauscht werden, damit waren deutsche Mitarbeiter betraut.
Ein weiterer Fragenblock beschäftigte sich mit Fremdfirmen.
- Ist deren Personal qualifiziert?
- Gelten die Sicherheitsketten auch für sie?
- Warum werden immer mehr Fremdfirmen eingesetzt?
- Sprachkenntnisse?
Werksleiter Liebelt:
Qualifizierung und Sicherheitsanweisungen gelten für alle im Werk beschäftigten Mitarbeiter. Die Statistiken der letzten Jahre zeigen, dass immer weniger Fremdfirmen zum Einsatz kommen. Bei nicht deutsch sprechenden Arbeitskräften muss ein Dolmetscher dazugestellt werden, der als Ansprechpartner fungiert.
Die neu erstellte TDI-Anlage beschäftigte etliche Bürger.
- Störungen bei Hochlast, und Dauerlast?
- Warum wird so oft abgestellt?
- Wie steht es um die elektrische Steuerung und deren Anfälligkeit durch Angriffe von aussen?
Der Leiter der TDI-Anlage gab einen Einblick in die Komplexität der Anlage. Seine Antwort:
Wir fahren immer noch Teillast. Bei Volllast wird es keine Störungen mehr geben, das zeigen die BASF-TDI-Anlagen auf der ganzen Welt. Die Anlage ist noch im Aufbau, da muss noch öfter abgestellt werden. Zur elektrischen Steuerung: Die BASF hat ein eigenes Kraftwerk, bei Ausfall steht das öffentliche Stromnetz zur Verfügung und wenn dieses auch ausfällt kommen eigene Notstromgeneratoren zum Einsatz.
Zur Frage der Kommunikation erklärte der Ludwigshafener Beigeordnete Feidt:
Ludwigshafen hat sofort über alle Kanäle alarmiert und die Empfehlung „Im Haus bleiben, Fenster und Türen geschlossen halten“ ausgegeben. Diese Empfehlung wurde erst lange nach den anderen Medien zurückgenommen. Grund dafür war lt. Feidt:
Über Nacht hatte sich der Wind gedreht, daher haben wir die Warnung aufrechterhalten.
Margret Suckale und Eva Lohse bedankten sich für die rege Teilnahme und nahmen die Anregung mit, öfter einen Bürgerdialog zu veranstalten.
Eva Lohse gedachte der Verletzten und Toten. Rolf Haselhorst erwähnte, dass die Feuerwehren deutschlandweit am 17. November 2016 Trauerflor zum Gedenken an die toten Kameraden der BASF getragen haben. Zum Schluss wurden Fragekarten von den Bürgern eingesammelt, die bei der Diskussion nicht zu Wort kamen.