Heidelberg – Arbeiten im Naturschutzgebiet noch 2016 – Entfernung der Gehölze an Dämmen abschnittsweise bis 2031. Der Zustand der Dämme am Neckarseitenkanal Wieblingen und die Bewuchssituation unterhalb des Wehrstegs in Heidelberg-Wieblingen genügt nach Einschätzung der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes (WSV) nicht mehr den heutigen Sicherheitsanforderungen.
Auf den Dämmen und an den Böschungen müssen deshalb laut WSV nahezu alle Gehölze entfernt werden. Für die Schwemminsel sind ebenfalls Rodungs- beziehungsweise Rückschnittarbeiten vorgesehen. Darüber ist der Heidelberger Gemeinderat in seiner Sitzung am Donnerstag, 1. Dezember 2016, informiert worden.
Die Arbeiten im Naturschutzgebiet Altneckar-Wieblingen beginnen im Winterhalbjahr 2016/2017. Die sogenannten Damm-Nachsorgemaßnahmen des Amtes für Neckarausbau (ANH) am Seitenkanal beginnen frühestens im Herbst beziehungsweise Winter 2017. Für die beiden Vorhaben sind zwei Bundesbehörden zuständig; das Amt für Neckarausbau Heidelberg (ANH) und das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Heidelberg (WSA).
Da beide Vorhaben im Landschaftsschutz- oder im Naturschutz- und FFH-Gebiet „Unterer Neckar“ („Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie“) liegen, sind folgende Akteure eingebunden: die Höhere Naturschutz- und die Wasserbehörde beim Regierungspräsidium Karlsruhe, die Untere Naturschutz- und die Wasserbehörde der Stadt Heidelberg beim Amt für Umweltschutz, Gewerbeaufsicht und Energie, die beiden Naturschutzbeauftragten der Stadt Heidelberg, die Naturschutzverbände sowie das neu gegründete Aktionsbündnis Unterer Neckar.
Landschaftsbild wird sich verändern
Die Herausforderung bei dem Vorhaben ist es, den Hochwasserschutz und die Dammsicherheit mit den Vorgaben des Natur- und Artenschutzes für die dortigen Biotope in Einklang zu bringen. Vor allem entlang des Neckarseitenkanals wird sich das Landschaftsbild in den kommenden Jahren verändern. Da durch die Gehölzbeseitigung Eingriffe in Biotope und Beeinträchtigungen von Arten zu erwarten sind, werden die Eingriffe und ihre Folgen derzeit eingehend untersucht und bewertet. Ein Fachbüro ist mit der Planung entsprechender Ausgleichsmaßnahmen beauftragt. Darüber hinaus wird der Pflege- und Entwicklungsplan für das Naturschutzgebiet aktualisiert.
Um die Eingriffe naturverträglicher zu gestalten, werden die Arbeiten auf den Dämmen in den kommenden zehn bis 15 Jahren nach und nach ausgeführt. Schwerpunkt der Kompensation für die Dammnachsorge ist die Initiierung neuer Auwald-Bestände im Altneckarbereich Wieblingen. Hier ist auf der Trenninsel zwischen Altneckar und Neckarkanal eine Bepflanzung von bis zu acht Hektar vorgesehen. Die Pflanzmaßnahmen sowie die Begleitmaßnahmen für den Artenschutz sind zur Umsetzung vor Beginn der eigentlichen Rodungsarbeiten vorgesehen.
Hintergrundinfos zur Sanierung
Dämme: Die Schäden bei Hochwasserereignissen der letzten Jahre und Jahrzehnte zeigen, dass die Standsicherheit der Dämme durch Windwurf, verrottete Wurzeln abgestorbener Bäume und Wühltierbefall gefährdet ist. Nach den Vorgaben der Bundesanstalt für Wasserbau ist daher der Gehölzbewuchs auf Dämmen aus Gründen der Standsicherheit nicht zulässig, sofern der erforderliche Mindestquerschnitt des Dammes – wie in den meisten Bereichen am Seitenkanal Wieblingen – nicht gegeben ist.
Nach Ansicht der Naturschutzverbände ist es im Sinne der einschlägigen Regelungen möglich, zumindest zwischen den Flusskilometern 18,2 und 20,2 auf der Seite der Böschung, die dem Wasser abgewandt ist, und Teilen der Dammkrone den Gehölzbewuchs zu erhalten. Über dieses Thema werden sich die Naturschutzverbände und das Amt für Neckarausbau Heidelberg im Frühjahr 2017 austauschen.
Schwemminsel: Das Gehölz auf der Insel wurde bereits in der Vergangenheit regelmäßig gerodet oder zurückgeschnitten, damit das Wasser am Wehr abfließen kann und kein Rückstau in Richtung Altstadt erfolgt. Im Spätjahr 2016 wird junger Weidenaufwuchs zurückgeschnitten („Auf-Stock-Setzen“). Seit einigen Jahren kommt auf der Insel der Biber vor. Die ortsansässigen Naturschutzverbände kritisierten deshalb die Rückschnittmaßnahmen im Herbst 2014. Nach Ortsbegehungen wurde vereinbart, dass die Besiedlung durch den Biber besonders berücksichtigt wird.