Mannheimer Klinikdirektor bildet Kinderchirurgen in Äthiopien aus

Mannheim – Rund 36 Millionen Kinder unter 15 Jahren leben in Äthiopien. Doch im ganzen Land praktizieren gerade einmal sechs Kinderchirurgen – alle in der Hauptstadt Addis Abeba. Um die chirurgische Versorgung von Kindern in dem ostafrikanischen Land nachhaltig zu verbessern, hat Professor Dr. med. Lucas M. Wessel, Direktor der Kinderchirurgischen Klinik der Universitätsmedizin Mannheim (UMM), dort jetzt einen Monat lang angehende Kinderchirurgen ausgebildet.

„Es macht wenig Sinn, äthiopische Ärzte in Europa weiterzubilden, weil die technische Ausstattung und die damit einhergehenden Behandlungsmöglichkeiten zu unterschiedlich sind“, betont Professor Wessel. Daher hat die Ludwig-Maximilians-Universität München mit Unterstützung des Deutschen Akademischen Austauschdiensts (DAAD) 2016 eine Kooperation mit der Jimma University in Äthiopien gestartet, um äthiopische Chirurgen in einer dreijährigen Ausbildung vor Ort zu Kinderchirurgen zu qualifizieren. Die neuen Fachärzte sollen ihre Kenntnisse dann zur Ausbildung weiterer Kinderchirurgen nutzen.

„Jimma ist eine Stadt mit rund 300.000 Einwohnern und liegt etwa 250 Kilometer von Addis Abeba entfernt auf der äthiopischen Hochebene“, berichtet Wessel und ergänzt: „Dort herrscht bittere Armut und die medizinische Versorgung ist mit der in Europa überhaupt nicht vergleichbar.“ Zum Beispiel gibt es in Jimma kein einziges Computertomografie-Gerät, auch ein Magnetresonanztomograf (MRT) ist nicht verfügbar. „Statt dessen mussten wir uns bei der Bildgebung auf sehr alte konventionelle Röntgen- und Ultraschallgeräte mit geringer Auflösung verlassen“, so Wessel weiter.

Trotz der mangelhaften Ausstattung traf Professor Wessel in Jimma auf ein junges und sehr motiviertes medizinisches Team. Während seines Aufenthalts vom 12. November bis 12. Dezember assistierte der Mannheimer Klinikdirektor seinen äthiopischen Kollegen in 37 Operationen und konnte ihnen dabei viele Techniken aus seiner täglichen Praxis an der UMM zeigen. Zwölf kleine Patienten mussten an Tumoren im Bauch, Brustkorb oder Hals operiert werden – ohne die in Deutschland übliche begleitende Chemotherapie vor und nach dem Eingriff. Zehn Kinder wurden wegen Brüchen und Weichteilverletzungen nach Unfällen behandelt, weitere 15 wegen angeborener Fehlbildungen. „Angeborene Fehlbildungen führen in Äthiopien bei der Hälfte bis zu vier Fünfteln der betroffenen Kinder zum Tod“, stellt Wessel fest. „Zum Vergleich: In Deutschland konnten wir durch moderne Operations- und Behandlungsmethoden die Sterblichkeit in diesen Fällen auf zwei bis 20 Prozent reduzieren.“

Nach seinem einmonatigen Einsatz in Jimma wird Professor Wessel im Herbst 2017 dorthin zurückkehren, um die Ausbildung der angehenden Kinderchirurgen fortzusetzen. Dann will er in dem äthiopischen Krankenhaus auch neue Therapieformen wie eine Kinder-Intensivstation oder künstliche Ernährung implementieren.

Für das Jimma Child Projekt sammelt das Klinikum der Universität München Spenden:

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