Kaiserslautern – Eine hervorragende Wirtschaftsbilanz für das Handwerk in der Pfalz hat Präsidentin Brigitte Mannert beim Neujahrsempfang der Handwerkskammer der Pfalz im Berufsbildungs- und Technologiezentrum Kaiserslautern vor 150 Gästen gezogen. Deutlich schlechter fiel dagegen ihre Ausbildungs- und Fachkräftebilanz für das vergangene Jahr aus.
Zuvor war sie auf den Terroranschlag von Berlin eingegangen. Das Jahr 2016 sei auch ein „Jahr der Kriege, Krisen und Gefahren“ gewesen und mit dem Anschlag in Berlin „ein Jahr, in dem der Terrorismus Deutschland erreicht hat“. Sie verwies auf die Weihnachtsansprache von Bundespräsident Joachim Gauck, die den Ernst der Lage beschrieben habe. Aus ihr spreche aber auch die „Zuversicht, dass sich eine freie Gesellschaft durch Terror und Gewalt nicht von ihren Werten und Überzeugungen abbringen lässt“. Und das sei eine Ermutigung, „das Jahr 2017 mit Gelassenheit und Zuversicht zu beginnen“.
In ihrem Rückblick auf die Wirtschaftsentwicklung machte Mannert deutlich, dass sich das Handwerk „derzeit auf einem Allzeithoch“ befinde. Schon der Start in das Jahr 2016 sei mit „Rekordwerten beim Geschäftsklimaindex“ für das deutsche Handwerk vielversprechen gewesen. In der zweiten Jahreshälfte seien diese Werte sogar noch überboten worden. Die konjunkturelle Lage des Handwerks sei „so gut beurteilt worden wie noch nie seit der Wiedervereinigung“, sagte Mannert, und deshalb seien die „wirtschaftlichen Perspektiven des Handwerks auch für die Zukunft sehr erfolgversprechend“.
Davon dürfe sich das Handwerk aber „nicht täuschen lassen“, erklärte Mannert in ihren weiteren Einschätzungen. Wachstum und Weiterentwicklung des Handwerks seien „durch den Fachkräftemangel erheblich eingeschränkt“. Sie führte die aktuelle Fachkräfteanalyse der Agentur für Arbeit an, nach der es „Mangelsituationen in der Energietechnik, in der Mechatronik, im Aus- und Trockenbau, in der Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik – und sogar in der Orthopädie-, Reha- und Hörgerätetechnik gibt“. Vor diesem Hintergrund forderte sie dazu auf, in die „Aus- und Fortbildung von Fachkräften zu investieren und die berufliche Bildung zu fördern“.
In ihrer Jahresbilanz zur Ausbildungssituation berichtete Mannert über einen Rückgang von 2,5 Prozent bei den eingegangenen Ausbildungsverträgen. Deshalb müsse das pfälzische Handwerk im achten Jahr in Folge mit einem Rückgang bei den neu eingetragenen Ausbildungsverhältnissen rechnen. Vor diesem Hintergrund müsse das Handwerk „um jeden Auszubildenden kämpfen“. Das betreffe Jugendliche mit Berufsreife und mittleren Bildungsabschlüssen, gelte aber genauso für Jugendliche mit Bildungsdefiziten sowie für Gymnasiasten und Studienabbrecher.
Besonders ausführlich widmete sich die Präsidentin der Zielgruppe von Jugendlichen mit Fluchthintergrund. Mit dem Integrationsgesetz hätten Handwerksbetriebe seit vergangenem Jahr „die Rechtssicherheit bekommen, die sie für eine erfolgreiche Ausbildung brauchen“. Das Handwerk sei „dazu bereit, Menschen, die zu uns gekommen sind, auszubilden und zu beschäftigen“, sagte Mannert, und führte als ersten Erfolg an, dass rund 70 Ausbildungsverhältnisse und rund 40 Einstiegsqualifizierungsverträge in pfälzischen Handwerksbetrieben mit Jugendlichen bestehen, die aus anerkannten Fluchtstaaten kommen.
In ihrem Ausblick auf das kommende Jahr ging Mannert unter anderem auf die Digitalisierung ein. Die sogenannte „Wirtschaft 4.0“ werde auch das Handwerk beeinflussen, sagte Mannert. Bereits angewandte Techniken, wie der Einsatz von Drohnen bei Dachdeckern oder Online-Farbberatung bei Malerbetrieben, würden zeigen, dass „das Handwerk auch diese Baustelle meistern“ wird.