Das Krake kommt jedes Jahr über Karlsruhe. Sie geht immer an der derselben Stelle nieder – auf dem Gelände der Günter-Klotz-Anlage an der Alb. Das Krake ist alt geworden, sie bricht nun schon seit genau 30 Jahren in unschöner Regelmäßigkeit über die grüne Lunge im Süden der Fächerstadt herein und macht aus dem Erholungsgebiet eine Stress-Area. Die Krake ist darüber monströs groß geworden. Und hässlich. Und jedes Jahr sitzt sie ein wenig länger auf dem Gelände und macht mit ihren langen Fangarmen aus der öffentlichen Grünanlage ein ungastliches und abschreckendes Labyrinth.
Wie Bauzäune sehen ihre Fangarme aus, wie eine Großbaustelle ihr Gebiet. Ein Durchkommen ist schon bald nicht mehr möglich. Wo keine Fangarme liegen, verbieten dunkle Helfershelfer der Krake das Vorwärtskommen. Viele große Lastwagen fahren tagtäglich vor und wieder fort. Dort, wo sonst Spaziergänger flanieren und Familien sich erholen konnten. Auf dem Höhepunkt der Macht der Krake – sie geht mehrere Tage lang – wird es sehr laut und sehr eng. Das Krake zieht zig Tausende Nichtwissende, die ihren hohlen Versprechungen nach Spaß und Vergnügen Verfallenen an und spuckt sie nach ein paar Stunden wieder aus.
Irgendwann, man mag es schon gar nicht mehr daran glauben, zieht sich das Krake zurück. Was bleibt, ist Wüste. Verbranntes, niedergetrampeltes Gras soweit das Auge reicht und Reste, die noch tagelang an der sonst schöne Alb vor sich hin stinken. Das Krake zieht sich nur sehr langsam wieder zurück. Es bleibt ihr Versprechen: Ich komme wieder, was es auch koste.