Mainz – Auf die verbindende Kraft der christlichen Werte hat der Mainzer Diözesanadministrator, Prälat Dietmar Giebelmann, hingewiesen.
Beim traditionellen Neujahrsempfang des Bistums Mainz am Samstag, 14. Januar 2017, im Erbacher Hof in Mainz sagte er mit Blick auf die aktuelle Sicherheitsdebatte, die die Gesellschaft spalte, sowie die anstehende Bundestagswahl: „Welche Klammer hält die Gesellschaft zusammen? Die christlichen Werte könnten eine solche Klammer sein. Die christlichen Werte könnten diese Gesellschaft zusammenhalten: Gottes- und Nächstenliebe, Ehe und Familie, Treue und Verantwortung, die Würde eines jeden Menschen, die ihm von Gott gegeben ist. Wir brauchen keinen Kampf gegen irgendjemanden, wenn unser Glaube, wenn unser christlicher Glaube stark ist.“
Giebelmann erinnerte an die Verabschiedung von Kardinal Karl Lehmann im vergangenen Jahr. Wörtlich sagte er: „Viele von Ihnen haben das Fest mitgefeiert und Kardinal Lehmann für ein Leben für die Kirche von Mainz und die Kirche von Deutschland gedankt. Jetzt warten wir geduldig auf einen neuen Bischof, im Vertrauen auf das Wirken des Heiligen Geistes und die Weisheit des Domkapitels.“ Er dankte den Mitarbeitern, Gremien und Verbänden im Bistum dafür, „dass sie in professioneller Gewohnheit ihren Dienst und ihre Aufgaben weiterverrichten“.
Als wichtiges Ereignis im Jahr 2017 verwies er auf das Reformationsjubiläum: „Unsere evangelischen Glaubensschwestern und Glaubensbrüder feiern in diesem Jahr das 500. Jubiläum der Reformation. Die reformatorische Frage ‚Wie erlange ich einen gerechten Gott – wie kann ich vor meinem Gott bestehen?’ ist auch für uns eine wichtige Anfrage. Unser Blick wird gemeinsam auf unsere Gottes- und Christusbeziehung gelenkt und darum kann uns dieses Gedenken auch näher zusammenbringen.“ Der Diözesanadministrator erinnerte außerdem daran, dass in diesem Jahr das Jubiläum „100 Jahre Caritas im Bistum Mainz“ gefeiert wird. Als Thema, „dass noch über Jahrzehnte eine wichtige Aufgabe für uns sein wird“, benannte Giebelmann die Integration von Flüchtlingen in die Gesellschaft.
Diözesanadministrator Giebelmann ging in seiner Ansprache darauf ein, dass „die schwindende Zahl junger Männer, die den Ruf in die Nachfolge Jesu zum Priestertum annehmen, uns sorgenvoll in die Zukunft schauen lässt“. Gleichwohl sei er davon überzeugt, „dass Gott auch heute ruft, nur dass es schwerer geworden ist, diesem Ruf zu folgen“. Und weiter: „Wir wissen kaum noch, wie wir die Pfarrstellen besetzen können; größere pastorale Einheiten sind auch keine Lösung.“ Diskussionen und Papiere dazu gebe es viele, „aber vermutlich hilft hier, dass wir den Himmel um geistliche Berufungen bestürmen“. Giebelmann erinnerte auch daran, dass im vergangenen Jahr drei Ordensgemeinschaften das Bistum Mainz verlassen haben, und in diesem Jahr die Maria Ward-Schwestern ihren Mainzer Standort aufgeben.
Einen Christen mache in besonderer Weise aus, „dass er bei Trauer, Ärger, Enttäuschung und Ratlosigkeit nicht stehenbleibt und schon gar nicht abrutscht in Hoffnungslosigkeit, Hass, Verachtung oder vollkommene Gleichgültigkeit“, sagte die Geschäftsführende Vorsitzende der Diözesanversammlung, Dr. Hildegard Dziuk aus Darmstadt, in ihrer Ansprache. Ein Christ könne die Kraft finden, „sich immer wieder zu fragen: was kann getan werden, was kann ich persönlich tun, um eine Wendung zum Guten zu ermöglichen?“ Und weiter: „Ich denke, das ist es, das ist die große Chance, das große Plus, das wir als Christen haben. Wir sind nicht besser, wir haben es besser, denn wir wissen jemanden an unserer Seite, der uns nie im Stich lassen wird und der es immer wieder schafft, uns den rechten Weg zu weisen. Lassen Sie uns in dieser Zuversicht in das neue Jahr hineingehen.“
Giebelmann hatte die Gäste im Ketteler-Saal des Erbacher Hofes begrüßt. Gekommen waren unter anderen die Bundestagsabgeordneten Ursula Groden-Kranich und Michael Hartmann, die früheren Landtagsvizepräsidenten Helga Hammer und Heinz-Hermann Schnabel sowie der Vorstandsvorsitzende der Sparkasse Mainz, Thorsten Mühl, und der Sprecher der Verlagsgruppe Rhein-Main, Hans Georg Schnücker.
Musikalisch gestaltet wurde der Empfang vom Bläserensemble der Marienschule Offenbach unter Leitung von Oberstudienrat Arno Classen. Zu Beginn hatten Sternsinger des Pfadfinderstammes St. Willigis der Pfarrei St. Georg in Mainz-Bretzenheim ihre Segenswünsche überbracht. Eingeladen zum Neujahrsempfang waren unter anderen die Mitglieder des Domkapitels und der Dezernentenkonferenz, die Ordensoberen und die Leitungen der Geistlichen Gemeinschaften, die Leiter der Bistumsschulen, die Mitglieder des Diözesan-Pastoralrates, des Diözesan-Kirchensteuerrates, der Verbände im Bistum Mainz und der diözesanen Einrichtungen sowie der Dekanatsräte der insgesamt 20 Dekanate im Bistum Mainz.