Weinheim: Bein gerettet – Kathetereingriff trotz Kontrastmittel-Unverträglichkeit

Ärzte der GRN-Klinik Weinheim setzen bei Risikopatienten erfolgreich Kohlendioxid statt Kontrastmittel zur Röntgen-Darstellung von Blutgefäßen ein

Dank der sogenannten CO2-Angiographie, bei der anstatt eines Röntgen-Kontrastmittels das Gas Kohlendioxid (CO2) zum Einsatz kommt, kann das Team um Professor Dr. med. Grigorios Korosoglou, Chefarzt für Kardiologie und Angiologie an der GRN-Klinik Weinheim, auch bei Patienten mit Kontrastmittelunverträglichkeit Kathetereingriffe an den Beinen durchführen. So retteten die Ärzte das Bein eines 49-jährigen Weinheimer Patienten mit massiven Durchblutungsstörungen. (Foto: GRN)
Dank der sogenannten CO2-Angiographie, bei der anstatt eines Röntgen-Kontrastmittels das Gas Kohlendioxid (CO2) zum Einsatz kommt, kann das Team um Professor Dr. med. Grigorios Korosoglou, Chefarzt für Kardiologie und Angiologie an der GRN-Klinik Weinheim, auch bei Patienten mit Kontrastmittelunverträglichkeit Kathetereingriffe an den Beinen durchführen. So retteten die Ärzte das Bein eines 49-jährigen Weinheimer Patienten mit massiven Durchblutungsstörungen. (Foto: GRN)

Weinheim – Patienten, die einen Kathetereingriff an den Beinen benötigen, aber kein Kontrastmittel für die parallel durchgeführte Röntgenuntersuchung vertragen, profitieren in der GRN-Klinik Weinheim seit rund einem Jahr von einer schonenden Alternative: der sogenannten CO2-Angiographie. Dabei kommt statt Kontrastmittel das Gas Kohlendioxid (CO2) zum Einsatz. Mit Hilfe dieses Verfahrens hat das Team um Professor Dr. med. Grigorios Korosoglou, Chefarzt für Kardiologie und Angiologie, das Bein eines 49-jährigen Patienten aus Weinheim gerettet, wie die Angiologen in der Fachzeitschrift Heart and Vessels berichten. Der Patient litt seit zwei Wochen unter einem Verschluss der Beinarterie durch einen Thrombus (Blutgerinnsel), das Gewebe am Fuß hatte bereits massiv gelitten.

„Dank der CO2-Angiographie konnten wir das Blutgerinnsel, das die Arterie verstopfte, lokalisieren und via Katheter entfernen“, sagt Professor Korosoglou. „Zwar mussten wir die bereits abgestorbenen Zehen abnehmen, aber die Wunde ist gut verheilt, der Fuß wird durchblutet und ist wieder normal belastbar. Weitere Probleme hat der Patient in nächster Zeit nicht zu befürchten. Wir freuen uns, dieses Verfahren als eine von wenigen Kliniken der Region anbieten zu können.“ Der Artikel in „Heart and Vessels“ ist die erste Beschreibung einer katheterbasierten Thrombusentfernung unter Zuhilfenahme der CO2-Angiographie in der Fachliteratur.

Die CO2-Angiographie ist ein etabliertes Verfahren zur Röntgen-Darstellung der Becken- und Beinarterien. Davon profitieren insbesondere Patienten mit Nierenfunktionsstörung, Schilddrüsen-Überfunktion oder einer Kontrastmittel-Allergie. Dabei wird eine kleine Menge des Gases Kohlendioxid über einen Katheter direkt in den zu untersuchenden Bereich des Blutgefäßes geleitet. Im Röntgenbild hebt sich das gasgefüllte Gefäß hell gegen das umliegende Gewebe ab, Engstellen oder Verschlüsse sind gut zu erkennen. Sie können daraufhin mit einem feinen Draht, der über den Katheter in der Leistenarterie eingeführt wird, gezielt angesteuert und aufgedehnt bzw. entfernt werden. „Das Bild ist von ähnlicher Qualität wie bei einer Angiographie mit Kontrastmittel“, so Professor Korosoglou. „Ohne dieses schonende Verfahren wäre eine Katheterbehandlung bei diesem Patienten aufgrund einer chronisch eingeschränkten Nierenfunktion nicht möglich gewesen. Ein so umfangreicher Gefäßverschluss hätte dann über kurz oder lang zum Verlust des Beines geführt.“

Der in der GRN-Klinik behandelte Patient leidet in Folge eines schlecht eingestellten Diabetes unter einer Nierenfunktionsstörung. „Das gängige jodhaltige Kontrastmittel kann von den Nieren nicht mehr ausreichend ausgeschieden werden. Schlimmstenfalls hätte es zum endgültigen Nierenversagen führen können“, erklärt Herz- und Gefäßspezialist Korosoglou.

Als sich der Weinheimer in der Klinik vorstellte, hatte er bereits seit zwei Wochen Schmerzen im Bein, die Zehen waren verfärbt. Die CO2-Angiographie zeigte: Die verengte Beinarterie war vollständig durch ein Blutgerinnsel verschlossen, das durch blutverdünnende Medikamente allein nicht aufgelöst werden konnte. Die Ärzte entfernten das Gerinnsel mittels einer Mini-Fräse (Rotarex-System) und stabilisierten das Gefäß anschließend mit einem Stent. Der Patient bekommt nun passende Medikamente, um Blutzucker und Blutfette einzustellen. Nun, einige Monate nach dem Eingriff, ist das Bein in einem guten Zustand und Professor Korosoglou zuversichtlich: „Der Patient hat gute Aussichten, dass die Gefäße auch auf lange Sicht offen bleiben.“

Kohlendioxid entsteht permanent im gesamten Körper, wird vom Blut in die Lunge transportiert und dort abgeatmet. Auch das in das Blutgefäß eingeleitete Gas wird innerhalb von zwei Minuten vollständig von roten Blutkörperchen aufgenommen und abtransportiert. Das Risiko für Komplikationen ist bei Menschen mit normaler Lungenfunktion nicht höher als beim Einsatz gängiger Kontrastmittel. Die Anwendung des Gases oberhalb des Zwerchfells ist allerdings wegen der Gefahr einer Hirnembolie nicht zulässig. An der GRN-Klinik Weinheim kommt das Verfahren jährlich bei rund 20 Patienten zum Einsatz.

Fachliteratur:
Giusca S, Eisele T, Raupp D, Eisenbach C, Korosoglou G. Successful carbon dioxide angiography guided endovascular thrombectomy of the superficial femoral artery in a young patient with critical limb ischemia. Heart and Vessels. 2016, In press. doi:10.1007/s00380-016-0894-y