Mainz – Zu den wirklich wichtigen Instrumenten zur Diagnostik und Therapie zählt die Kommunikation. Angehende Ärzte sollten sich immer wieder aufs Neue vergegenwärtigen, wie wichtig Worte im Umgang mit Patienten sind.
Das war die zentrale Botschaft von Dr. Eckart von Hirschhausen bei seiner gestrigen Gastvorlesung für Studierende und Lehrende an der Universitätsmedizin Mainz. Der Arzt und Kabarettist war auf Einladung des Wissenschaftlichen Vorstands der Universitätsmedizin Mainz und der Teddyklinik Mainz gekommen. Anhand von Beispielen und Anekdoten verdeutlichte er auf humoristische Weise die elementare Bedeutung des Zuhörens und Miteinandersprechens.
„Kommunikation ist der Schlüssel zur Gesundheit“,
bringt Dr. Eckart von Hirschhausen vor Studierenden und Lehrenden seine zentrale Botschaft auf den Punkt. Bei allem technischen Fortschritt blieben kluge Fragen und einfühlsame Gesprächsführung wichtige diagnostische und therapeutische Instrumente des Arztes. Das Miteinanderreden sei für die Diagnostik entscheidend. Dies verdeutliche auch die Tatsache, dass modernste Technik nicht automatisch zu einem Rückgang falscher Diagnosen geführt habe. Im Umgang mit Patienten sei es zudem der größte Fehler, den Ärzte machen könnten, vorschnell zu meinen, man wisse, was mit dem Patienten los sei. In der Psychologie wird dieses Phänomen als Confirmation Bias, zu Deutsch Bestätigungsfehler, bezeichnet: Menschen ordnen Informationen so ein, dass sie zu ihrer bestehenden Meinung passen. „Eine der wichtigsten ärztlichen Qualifikationen ist es, seine eigenen Denkprozesse zu beobachten“, und das helfe dabei, Bestätigungsfehler, die zu falschen Diagnosen führen, zu vermeiden.
Aber auch im täglichen Miteinander auf Station sei Kommunikation von elementarer Bedeutung, gab er den angehenden Ärzten mit auf den Weg. Die Empfehlung des Mediziners und Kabarettist lautetet denn auch:
„Stellt euch gut mit den Leuten auf Station, die Ahnung haben“,
gerade dort sei es wichtig, miteinander zu reden. Und das führe dann gleich zu der Frage: „Mit welcher Pflegeschwester werde ich diese Station rocken?“ In diesem Zusammenhang appellierte Eckart von Hirschhausen an die Studierenden, auf Augenhöhe zu kommunizieren, denn das heiße, Respekt zu haben.
Zudem gab er zu bedenken, dass Ärzte wissen müssen, „in welchen Momenten wir nicht in der Rolle des Arztes, sondern als Menschen gefordert sind“. Es sei wichtig, ein Gespür dafür zu entwickeln, wann Patienten Zuspruch oder ein offenes Ohr bräuchten und wann es darauf ankomme, achtsam zu sein. Über Zuwendung lasse sich sehr vieles erreichen.
„Das ist Eure Kraft, wenn Ihr dem Patienten sagt, es wird wieder“,
betonte der Arzt und Kabarettist.
„Ihr seid HoffnungsträgeR.“
Des Weiteren ermutigte Eckart von Hirschhausen die angehenden Ärzte, sich von Hierarchien nicht einschüchtern zu lassen:
„Traut Euch den Mund aufzumachen, traut Euch Hilfe zu holen.“
Kritik an Vorgesetzten sei da gefordert, wo es dem Patienten diene. Auch Vorgesetzte könnten Fehler machen, führte der approbierte Arzt den Studierenden vor Augen.
Die Gastvorlesung war zudem garniert mit etlichen Interaktionen zwischen Vortragendem und Publikum. So ließ sich Eckart von Hirschhausen beispielsweise von Studierenden schildern, wer ihnen als Vorbild diene. Darüber hinaus wagte Eckart von Hirschhausen eine Prognose:
„Die Zukunft der Medizin ist weiblich, teamorientiert und kommunikativ.“
Die Gegenwart sei es noch nicht.
Voll des Lobes für die Gastvorlesung von Eckart von Hirschhausen war auch der Wissenschaftliche Vorstand der Universitätsmedizin Mainz, Univ.-Prof. Dr. Ulrich Förstermann:
„Im Rahmen der medizinischen Ausbildung möchten wir unseren Studierenden vermitteln, dass adäquate kommunikative Kompetenzen und eine einfühlsame Gesprächsführung – unabhängig vom jeweiligen Fachgebiet – wichtige Kernkompetenzen eines jeden Arztes darstellen. In seiner Gastvorlesung bringt Dr. Eckart von Hirschhausen genau diese Botschaft auf sehr anschauliche und humorvolle Art und Weise auf den Punkt.“