Wiesbaden – Das von der Landeshauptstadt Wiesbaden und dem Nassauischen Kunstverein Wiesbaden zum zehnten Mal in Folge vergebene Stipendium „Follow Fluxus – Fluxus und die Folgen“ geht 2017 an den Künstler Gerrit Frohne-Brinkmann (*1990, Friesoythe).
Das Stipendium wurde 2008 initiiert und setzt sich seitdem zum Ziel, internationale junge Künstlerinnen und Künstler zu fördern, die in ihrem Werk die Ideen der Kunstbewegung Fluxus aufgreifen und diese weiterentwickeln. Neben einem Preisgeld in Höhe von 10.000 Euro beinhaltet das Stipendium einen dreimonatigen Arbeitsaufenthalt in der hessischen Landeshauptstadt (Juni bis August 2017) sowie eine Einzelausstellung im Kunstverein (September 2017 bis Mai 2018) inklusive einer Publikation.
Die fünfköpfige Jury 2017 setzte sich zusammen aus Simone Neuenschwander, Direktorin des Kunstvereins Nürnberg – Albrecht Dürer Gesellschaft, Christian Jankowski, Konzeptkünstler mit einer Professur für Bildhauerei an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart und Kurator der Manifesta 2016, Michael Berger, Fluxus-Sammler und Mäzen, Wiesbaden, Dr. Isolde Schmidt, Referentin für Bildende Kunst, Kulturamt der Landeshauptstadt Wiesbaden, und Elke Gruhn, Künstlerische Leitung, Nassauischer Kunstverein Wiesbaden. Gerrit Fohne-Brinkmann wurde von Bettina Steinbrügge, Direktorin des Kunstvereins in Hamburg, und Dr. Yilmaz Dziewior, Direktor des Museum Ludwig Köln, für das Stipendium vorgeschlagen. Die Jury entschied aus 57 Nominierungen.
Das noch junge Werk des Hamburger Künstlers Gerrit Frohne-Brinkmann, der bei Ceal Floyer und Andreas Slominski in Hamburg studiert hat, überzeugte die Jury mit seiner frischen und unprätentiösen Herangehensweise, mit der er gängige Erwartungshaltungen des Publikums unterbricht und irritiert. Die facettenreichen Psychologien der Unterhaltungs- und Erlebniskultur beleuchtet der Künstler mit vergessenen Relikten, übrig gebliebenen Artefakten und Spuren, die er mittels einfacher selbstreflexiver Gesten und zeitbasierter Aktionen reaktiviert. Seien dies mit kleinen Feuerwerken beleuchtete Fossilien-Attrappen, gefundene künstliche Mumien aus Film- und Theatersammlungen, die sich kollektiv im Raum versammeln, oder Fingerabdrücke, die von der weißen Tastatur eines Konzertflügels auf Papier übertragen werden. In seinen Arbeiten, die nicht selten in Zusammenarbeit mit anderen Künstler/innen entstehen, verknüpft Gerrit Frohne-Brinkmann skulpturale Präsentationen mit performativen und sprachlichen Handlungseinheiten, welche die Werke erst „stattfinden“ lassen, ohne deren Auswirkungen und Einordnungen zu kontrollieren. Im Rahmen des Follow Fluxus Stipendiums 2017 will sich der Künstler in Wiesbaden mit der Schnittmenge zwischen frühzeitlichen Kulturformen und aktuellen populären Aufführungsformaten im Vergnügungsbereich beschäftigen. Sein Interesse gilt dabei dem unmittelbaren Unterhaltungswert, den er aus Illusion, Zauberei, Film oder verschiedensten Shows extrahiert und in die bildende Kunst überführt. Mit diesem offenen Werkbegriff, bei dem er den gesellschaftlichen Hunger nach Vergnügung und Magie unter anderen stilleren, aber nicht weniger aufregenden Vorzeichen in Szene setzt, hat er die Jury überzeugt.
Die bisherigen Follow Fluxus-Stipendiaten waren Emily Wardill (2008), Jimmy Robert (2009), Aslı Sungu (2010), Kateřina Šedá (2011), Stefan Burger (2012) Annette Krauss (2013), Taro Izumi (2014) , Mehreen Murtaza (2015) und Adriana Lara (2016).
Zum Künstler: Gerrit Frohne-Brinkmann (*1990, Friesoythe, Deutschland) lebt und arbeitet in Hamburg. Er studierte Bildende Kunst an der Hochschule für Bildende Künste Hamburg und machte 2015 seinen Abschluss in der Klasse für Skulptur bei Andreas Slominski und Ceal Floyer. Seine Arbeiten waren bereits deutschlandweit zu sehen, und zuletzt erhielt er 2016 den Art Cologne Award for New Positions.