Karlsruhe – Im Zoologischen Stadtgarten ist heute die 45 Jahre alte Asiatische Elefantenkuh Lina angekommen. Dem Tier, das gesundheitlich angeschlagen und sehr abgemagert ist, soll in der Altersresidenz für Elefanten kurzfristig geholfen werden. Lina stammt aus einer osteuropäischen Privathaltung, lebte in einer Gruppe bestehend aus drei Elefanten.
Die anderen beiden Elefanten hatten das Tier aus der Gruppe verstoßen, es war seit Monaten einzeln gehalten worden. Der bisherige Besitzer hatte keine adäquate Unterbringungsmöglichkeit mehr für die Elefantenkuh und war mit dieser Situation völlig überfordert. Das Tier konnte bei ihm nicht ausreichend warm gehalten werden, hatte kaum noch etwas gefressen und ist stark abgemagert.
„Wir haben von diesem Fall und der ausweglosen Situation vom bisherigen Halter erfahren. Er hat sich an uns gewandt und dringend um Hilfe gebeten. Wir waren damit in der moralischen Verpflichtung zu handeln. Sonst wäre sie gestorben“, betont Zoodirektor Dr. Matthias Reinschmidt: „Es gibt keine Auffangstation, die das Tier übernehmen konnte. Auch Anfragen bei anderen Zoos ergaben keine Möglichkeiten, einen älteren Elefanten kurzfristig aufzunehmen, bei den gesundheitlichen Voraussetzungen.“
Der bisherige Halter hat das Tier am frühen Morgen persönlich nach Karlsruhe gebracht, es folgten erste Untersuchungen durch Zootieräztin Anna Hein. „Wir hoffen, dass wir den Elefanten wieder stärken und gesundpflegen können, so dass er noch einige gute Jahre vor sich hat“, betont Revierleiter Robert Scholz. „Aktuell geht es um eine akute Hilfsaktion, die aus Tierschutzsicht ganz wichtig ist. Dafür stehen wir mit unserer Altersresidenz für Elefanten“, ergänzt Reinschmidt.
Elefantenhaus vorerst geschlossen
Auch wenn der Transport im Winter gerade für ein geschwächtes Tier ein Risiko darstelle, habe es keine Alternative gegeben, so Reinschmidt: „Wenn wir das Tier nicht sofort übernommen hätten, wäre nicht sicher gewesen, wie lange es noch überlebt hätte.“ Die kommenden Tage soll Lina zur Ruhe kommen, deshalb bleibt das Elefantenhaus vorerst geschlossen, die anderen Elefanten sind auf der Außenanlage zu sehen.
Die 45-jährige Elefantenkuh soll sich im Stall akklimatisieren, gut gefüttert und medizinisch versorgt werden. „Es geht aktuell nicht um eine Zusammenführung mit den anderen drei Elefanten im Zoo, Lina hat genug mit sich selbst zu tun und muss wieder zu Kräften kommen“, erläutert Scholz. Die insgesamt fünf Tierpfleger im Dickhäuterhaus werden dafür ihr Möglichstes tun.
Unberührt von diesem akuten Handlungsbedarf bei diesem Fall bleibt es dabei, dass Elefantenkuh Maya im Sommer nach Karlsruhe umziehen soll. Sie war jahrelang mit Nanda zusammen in einem Zirkus, der hauptsächlich im Berliner Raum gastiert. Seit Nanda wegen fast vollständiger Erblindung im vergangenen Jahr in den Zoo abgegeben wurde, ist Maya alleine in dem Zirkus gehalten worden. Mit diesem gibt es allerdings bereits einen Vorvertrag, Maya soll so mit Nanda im Zoologischen Stadtgarten Karlsruhe wieder vereint werden.
Da der Ausbau der Elefanten-Außenanlage aber erst im kommenden Herbst startet und im Frühjahr 2018 seinen Abschluss finden soll, muss eine Zwischenlösung gefunden werden, da die bisherige Außenanlage per Übergangsregelung nur für vier Tiere zugelassen ist. „Wir werden uns deshalb darum bemühen, wenn Lina wieder fit ist, sie vorübergehend in einem anderen Zoo unterzubringen“, sagt Reinschmidt. Zu dem bisherigen Halter wird sie nicht mehr zurück kommen. Eine entsprechende Vereinbarung wurde geschlossen.
Nötige Kompetenz und Einrichtung in Karlsruhe
„Auch wenn die Übernahme von Lina einen großen Aufwand für uns bedeutet und gerade die Tierpfleger sich enorm einbringen müssen, lohnt es sich dennoch. Wir haben mit unserer Altersresidenz für Elefanten die Kompetenz und Einrichtung, die für diesen wichtigen Tierschutzfall notwendig ist. Deswegen scheuen wir uns nicht, unser Know-how in Pflege und Tiermedizin zum Wohle des Elefanten einzusetzen“, so der Zoodirektor.
Mit der Altersresidenz für Asiatische Elefantenkühe wurde bereits in dem im vergangenen Jahr verabschiedeten Masterplan des Zoologischen Stadtgartens Karlsruhe dieses wichtiges Tierschutzprojekt verankert. Damit wurde die Möglichkeit gegeben, etwa ältere Zirkuselefanten aufzunehmen, die nicht mehr reisen sollen, oder Zooelefanten, die nicht mehr zusammen mit ihren bisherigen Gruppen leben können.