Viernheim – Viernheim verfügt seit heute über eine erste öffentliche Elektro-Tankstelle in der Wallstadter Straße 4 (Electro Helfrich). Heute morgen stellte sie 1. Stadtrat Jens Bolze zusammen mit Philipp Granzow (Brundtlandbeauftragter) sowie Sebastian und Jochen Helfrich offiziell der Presse vor.
Speziell für Besitzer von Elektro-Autos ohne eigenes Haus stellt sich die Frage des Tankens in geringer Entfernung zum Wohnhaus oder ganz nebenbei während des Einkaufens. Zuhause aufladen bietet sich nur für Eigentümer von Einfamilienhäusern an.
Alle anderen sind auf eine Ladeinfrastruktur angewiesen, die öffentlich zugänglich ist. „Da ist es gut, dass Viernheim nun eine öffentliche Elektro-Tankstelle anbieten kann. Noch ist der Markt für Elektromobilität klein. In Viernheim sind elf reine E-Fahrzeuge zugelassen (acht PKW und drei Fahrzeuge zur Güterbeförderung) und 34 Hybridfahrzeuge unterschiedlichster Technologien, acht davon mit Plug-In“, so Bolze.
Elektromobilität ist ein aktuelles Thema. Immer wieder kommen neue Fahrzeuge auf den Markt. Die Bundesregierung erwägt eine staatliche Förderung von elektrisch angetriebenen PKW, um ihr Ziel von 1 Mio Fahrzeugen bis 2020 zu erreichen. Die Realität ist davon weit entfernt. Neben den manchmal hohen Anschaffungspreisen sind die eher geringen Reichweiten der Elektrofahrzeuge ein oft genanntes Kaufhemmnis. Da helfen hohe Batteriekapazitäten und ein dichtes Tankstellennetz. Dieses wird nun um eine Strom-Tankstelle erweitert. Das geschieht durch eine Kooperation der Fa. EP: Electro Helfrich mit der Stadt Viernheim.
Die neue Elektro-Tankstelle in der Wallstadter Straße 4 liegt für Durchreisende verkehrsgünstig in Autobahnnähe und ist für die Viernheimer ebenfalls gut erreichbar. Sie ist frei zugänglich und 24 Stunden „geöffnet“, d. h. zugänglich. Die Ladeleistung liegt bei maximal 22 kW. Verwendet wird ein Stecker vom Typ II, passend für den allergrößten Teil der vorhandenen Fahrzeuge und für alle Neufahrzeuge. Wer einen anderen Stecker benötigt, kann mittels Adapterkabel auf die bereits vorhandene Ladesäule gegenüber ausweichen.
Bezahlt wird im Laden. Stammkunden bekommen eine sogenannte RFID-Karte und können damit am elektronischen Bezahlsystem teilnehmen. Abgerechnet wird per Standdauer/Parkplatzmiete, je Stunde 3 €. Außerhalb der Öffnungszeiten setzen die Initiatoren auf das Vertrauen der tankenden Kunden und einen freiwilligen Münzeinwurf in den Briefkasten der Fa. EP: Electro Helfrich. „Damit können wir ein einfaches System anbieten – ohne bürokratischen Aufwand“, so Helfrich und Granzow.
Auf beste Erfahrungen mit Elektro-Autos kann Sebastian Helfrich verweisen. „Viele Autofahrer denken an einen Wechsel oder möchten zumindest für einen Zweitwagen auf elektrischen Antrieb umstellen. Ob sich ein Elektrofahrzeug wirtschaftlich lohnt, ist von der Kilometerleistung abhängig. Für einen Pendler, der täglich 80 km fährt, ist das E-Mobil heute bereits preiswerter als ein Benziner. Die geringeren „Spritkosten“ sind dabei nur ein Vorteil. Hinzu kommen die geringeren Wartungskosten und die Steuerbegünstigung. Auch die Emissionen sind geringer. Das gilt schon für den Betrieb mit dem heutigen Strommix (Erneuerbare, Kohle, Atom), auch wenn dann der Vorteil nur gering ist. Mit zunehmendem Ausbau der Regenerativen und einer zukünftigen Vollversorgung wird das Klimaschutzargument allerdings immer gewichtiger. Für stark vom Verkehr belastete Städte spielen die Emissionen von Feinstaub und Stickoxyden allerdings bereits heute eine entscheidende Rolle. Zu nennen ist auch der Faktor Lärm, der bei E-Mobilen auf das Reifenabrollgeräusch und die Luftverwirbelung reduziert wird. Das Motorgeräusch entfällt.“
Die Initiatoren setzen auf eine deutliche Entwicklung zu Gunsten der Elektromobile. Sie werden die Frequentierung an der Tankstelle beobachten und gegebenenfalls Änderungen vornehmen. In der nahen Zukunft wird sich zeigen, wie sich der Markt entwickelt.
Interessantes zu diesen Thema von Philipp Granzow:
1 Mio. Fahrzeuge bis 2020 entsprechen 2% aller Fahrzeuge und würden den Strombedarf in Deutschland um 0,5% erhöhen.
Umweltaspekte:
Die Umweltbilanz von E-Mobilen ist etwas besser als die von Benzinern und Dieselfahrzeugen. Die Herstellungsenergie ist größer, durch die effizienten Motoren ist die zum Fahren eingesetzte Energie aber weniger.
Es gibt zahlreiche Annahmen und Abhängigkeiten: gefahrene Kilometer, Recyclingfähigkeit der Akkus, Ersatzteile und Verschleiß, vorhandener Strom-Mix, Vorhandene Ladeinfrastruktur und deren Vernetzung
Mit zukünftigen Entwicklungen (mehr EE im Stromnetz, bessere Vernetzung zwischen Erzeugung und Verbrauch) werden die E-Autos vorteilhafter.
Ideen, um das zu beschleunigen: Kauf von E-Mobilen, koppeln mit dem Kauf von Fotovoltaikanlagen oder Windkraftanlagen. Sei es durch die Kunden oder die Hersteller. Nur so kann man wirklich den Anteil an regenerativen Energien im Stromnetz steigern.
Die Autoindustrie könnte mit dieser Taktik ihre CO2-Flottenverbräuche reduzieren. Es wird ein Wechselspiel werden von Politik, Autoindustrie, Technik, Wirtschaft, Umwelt, Forschung und den Kunden. Ein äußerst komplexes Thema, weil letztlich eine komplette Umstrukturierung von Autoindustrie und Energiewirtschaft damit verbunden ist. Hoffentlich mit gutem Ausgang.
Schon heute ist das E-Mobil für stark belastete Ballungsräume eine deutliche Verbesserung (MRN, Stuttgart…), weil vor Ort keinen zusätzlichen Schadstoffe emittiert werden.
Die Menge von EE-Strom ist schneller steigerbar als die Kapazität der EE. Auch bei einer rechnerischen Vollversorgung mit EE kann es eine „dunkle Flaute“ geben. Wenn keine Speicher in ausreichendem Maß vorhanden sind, wird der Rest mit Kohle gedeckt und mit Atom.
Für den Kunden und Fahrer eines E-Mobils ist es einfach. Fahren und Tanken wie gewohnt. Im Hintergrund ist das Thema sehr komplex und spannend.
Auf lange Sicht wird das Öl ausgehen und ein kompletter Wechsel der Antriebstechnik erzwungen. Auch wenn es gerade heute mit dem billigen Öl gerade nicht danach aussieht.