Heidelberg – Ein Unfall in einem Labor, ein Brand in einem Chemiebetrieb oder ein schwerer Verkehrsunfall mit einem mit Gefahrgut beladenen Lastwagen: Um auf Notfälle dieser Art gut vorbereitet zu sein, ist in Heidelberg eine neue Katastrophenschutzeinheit zur Dekontamination von Verletzten gebildet worden – als eine von nur sieben Einheiten in ganz Baden-Württemberg. Bei einem Pressetermin am 16. März 2017 an der neuen Feuerwache stellten Dr. Georg Belge, Leiter der Feuerwehr Heidelberg, und Frank Karlein, Leiter des Bereiches Katastrophenschutz bei der Feuerwehr Heidelberg, die neue „Dekon-V Einheit“ vor und erläuterten an einem Teil der Dekontaminationsanlage die Vorgehensweise im Ernstfall.
„Die Feuerwehr Heidelberg ist gut gerüstet für Unfälle mit Gefahrenstoffen. Im Ernstfall können wir schnell und effektiv verletzte Personen dekontaminieren, um eine weitere Ausbreitung der Gefahrenstoffe zu verhindern. In Zusammenarbeit mit anderen Rettungskräften in der Region schaffen wir dadurch mehr Sicherheit für die Bürgerinnen und Bürger in unserem Land“, sagt Dr. Belge: „Die Kompetenzen in Großschadensfällen bringen wir in die künftige Zusammenarbeit mit anderen Rettungskräften aus der Region ein.“
Einheit wird gemeinsam mit Rettungskräften aus der Region gebildet
Die Feuerwehr Heidelberg bildet die „Dekon-V Einheit“ gemeinsam mit Kräften der Freiwilligen Feuerwehren Ladenburg, Hemsbach und Neckarbischofsheim sowie des Kreisverbandes Rhein-Neckar/Heidelberg des Deutschen Roten Kreuzes (DRK). Die Alarmierung, Verständigung und Koordination erfolgt heute aus der Feuerwehrleitstelle Heidelberg. In Zukunft ist diese vorgesehen durch die Bereichsübergreifende Integrierte Leitstelle (BILS), die in der Rudolf-Diesel-Straße geplant ist. Die Katastrophenschutz-Einheit kann bei Notfällen in ganz Baden-Württemberg angefordert werden. Neben dem Standort Heidelberg gibt es im Land „Dekon-V Einheiten“ nur noch in Stuttgart, Freiburg und Ulm sowie in den Landkreisen Karlsruhe, Ravensburg und Tuttlingen.
„Die Einheit kommt zum Einsatz, wenn durch atomare, biologische oder chemische Gefahrenstoffe eine große Zahl von Menschen verletzt und kontaminiert wurden. Damit der Gefahrstoff von den Verletzten nicht auf Rettungskräfte und Krankenhauspersonal übertragen wird, werden die Personen noch an der Unfallstelle dekontaminiert“, erläutert Karlein. Die Einheit befindet sich an der Schnittstelle zwischen dem unmittelbaren Gefahrenbereich und dem umliegenden, abgesperrten Bereich.
Die Ausrüstung wird in einem Abrollbehälter zum Einsatzort gebracht und dort aufgebaut. Verletzte werden in einem Zelt von einer Krankentrage auf eine spezielle Trage umgelagert. Die kontaminierte Kleidung wird in extra dafür vorgesehenen Müllsäcken entsorgt. Nach der Registrierung werden die Verletzten – entweder liegend in den „Reinigungsstraßen“ oder in einem Duschzelt – mit einer Flüssigkeit dekontaminiert sowie abgewaschen. Eine Messung zeigt, ob die Gefahrenstoffe ausreichend beseitigt wurden. In einem anderen Bereich werden die Patienten anschließend abgetrocknet, angekleidet und medizinisch behandelt. Bei einer Übung erprobte die neue Heidelberger „Dekon-V Einheit“ kürzlich erfolgreich den Ernstfall: Bis zu 50 Personen können pro Stunde dekontaminiert werden. Die Einheit besteht aus 58 Einsatzkräften: 40 Angehörige der Feuerwehr und 18 aus dem Sanitätsdienst.
Bereichsübergreifende Integrierte Leitstelle in Heidelberg geplant
Heidelberg ist als Standort der neuen Bereichsübergreifenden Integrierten Leitstelle (BILS) für den Rhein-Neckar-Kreis sowie die Städte Mannheim und Heidelberg geplant. Ein Gutachten ist zu dem Ergebnis gekommen, dass Heidelberg der beste Standort für die BILS ist. In der Leitstelle sollen Mitarbeiter der Feuerwehren Heidelberg, Mannheim und vom Rhein-Neckar-Kreis sowie Mitarbeiter des Rettungsdienstes aus Heidelberg und Mannheim die Notrufe unter der Nummer 112 zentral entgegennehmen und koordinieren.
Dr. Belge betont: „Bei einem Großschadensereignis in Mannheim soll die Koordinierung und Steuerung der Einsatzleitung vor Ort weiterhin durch die Feuerwehreinsatzzentrale der Stadt Mannheim erfolgen und nicht ausschließlich durch die BILS. Dann können auch weitere Einsatzkräfte aus Heidelberg und dem Rhein-Neckar-Kreis zur Unterstützung über die BILS angefordert werden – wie auch in der umgekehrten Richtung. Seit Monaten sind leider immer wieder anderslautende Darstellungen im Umlauf. Daher ist es mir wichtig, das klarzustellen.“
Zudem soll die Feuerwehreinsatzzentrale Mannheim als Redundanz dienen – also die Funktion der BILS übernehmen, sollte diese ausfallen. Damit ist die Feuerwehr Mannheim vollumfänglich in das Gesamtsystem der Leitstelle integriert. Unter Berücksichtigung des Standortgutachtens hat die Stadt Heidelberg gemeinsam mit den Partnern – den Feuerwehren Mannheim und des Rhein-Neckar-Kreises sowie dem Deutschen Roten Kreuz aus Mannheim und Heidelberg – eine gemeinsame Planung der BILS erarbeitet und abgeschlossen. Die Planung befindet sich nun zur Endabstimmung auf politischer Ebene.