Kaiserslautern (ots) – „Ablenkung“ und „Geschwindigkeit“ sind im Straßenverkehr seit Jahren die Unfallursache Nummer eins. Damit ist dieses Thema auch Dauerbrenner in der polizeilichen Verkehrssicherheitsarbeit. Um auf die Problematik hinzuweisen, wurden bereits intern wie extern zahlreiche Präventionskampagnen initiiert. „Schon wieder eine Kampagne!“, werden sich einige von Ihnen denken. Ertappt! Nun, dennoch möchte die Polizei einige Worte über die Notwendigkeit der Aktion verlieren.
Die Gefahren, die mit Ablenkung im Straßenverkehr einhergehen, werden nach wie vor unterschätzt. Insbesondere die technische Entwicklung im Bereich der mobilen Kommunikation hat zu einer Zunahme der Ablenkungsmöglichkeiten geführt. Das Handy ist mehr als nur ein Telefon geworden. Es ist ein persönlicher Allrounder, in dessen Abhängigkeit die Menschheit verfällt. Immer öfter und ganz selbstverständlich wird das Handy während der Fahrt genutzt, um mal eben noch ein Meeting zu terminieren, Geld zu überweisen oder einen Kurztrip zu buchen. Die Gedanken schweifen ab, die Augen blicken auf das hell leuchtende Display. Nur kurz … – dann passiert es.
Der Vordermann bremst. Es wäre beinahe zum Unfall gekommen. Glück gehabt. Alles gutgegangen. Der Fahrer lernt aus der folgenlosen Gefahrensituation, dass er trotz Ablenkung die Situation im Griff hat. Unterbewusst wird die Gefahrensituation als Erfolgserlebnis wahrgenommen – die tatsächliche Gefahr wird verharmlost. Darüber hinaus verliert man mit jeder einzelnen „Alltagssituation“ wie zum Beispiel Essen und Trinken während der Fahrt das Bewusstsein für die Gefährlichkeit, die mit der Ablenkung einhergeht, denn jede dieser Situationen wird als „wieder ist ja nichts passiert“ wahrgenommen. Das Verantwortungsbewusstsein gegenüber ablenkenden Handlungen während der Fahrt schwindet langsam aber sicher.
Die Nutzung elektronischer Geräte während des Fahrens wird zunehmend gesellschaftlich toleriert, da es Normalität geworden ist. Nach einer Erhebung des Allianz Zentrums für Technik (AZT) aus dem Jahr 2011 schreibt ein Fünftel der Fahrer SMS bzw. E-Mails auch beim Fahren. Im Jahr 2017 und im Zeitalter von WhatsApp dürfte sich der Anteil wesentlich nach oben korrigiert haben.
Die Nutzung von Mobiltelefonen während der Fahrt wird sozusagen zu einer Alltagshandlung. Es bedarf einer „Kombination aus psychologischer, edukativer, technischer und rechtlicher Maßnahmen“, fordert der 55. Deutsche Verkehrsgerichtstag.
Unter Berücksichtigung dieser Entwicklung hat das Polizeipräsidium Westpfalz die Arbeitsgruppe „Ablenkung“ eingerichtet. Ergebnisse dieser Arbeit spiegeln sich in der Kampagne Ablenkung wieder. Ziel der Kampagne ist es, auf die Problematik aufmerksam zu machen und eine breite Öffentlichkeit mit der Thematik zu konfrontieren und zu sensibilisieren. Doch die Aktion geht weiter. Im Sinne des Arbeitskreises des Deutschen Verkehrstages soll mit der Kampagne ein Beitrag dazu geleistet werden, auf „die gesellschaftliche Ächtung der Nutzung von elektronischen Geräten während des Fahrens“ hinzuarbeiten.
Die Aktionswoche, mit der Auftaktveranstaltung am 29. März 2017 auf dem Stiftsplatz in Kaiserslautern, stellt das Thema Ablenkung in den Fokus. In der Zeit von 10 Uhr bis 15 Uhr werden die Polizei und ihre Kooperationspartner (PfalzBOB, Auto Club Europa (ACE), Technischer Überwachungsverein (TÜV), Fahrschule Ullrich, Deutsches Rotes Kreuz (DRK), Bund gegen Alkohol und Drogen im Straßenverkehr (B.A.D.S.), Abschleppunternehmen Grub und Verkehrswacht) auf dem Stiftsplatz aktiv das Gespräch mit Passanten suchen. Auch mehrere Gruppen der Abschlussklassen örtlicher Gymnasien werden erwartet. Die Fahrschule Ullrich wird ein Fahrzeug zur Verfügung stellen, in dem die Besucher eine reale Fahrt nachempfinden können, bei der sie bewusst durch einen Fahrschullehrer abgelenkt werden. Im Bremssimulator, Fahrsimulator beziehungsweise auf einem Ablenkungsteppich können Interessierte ihre Reaktion testen. Das DRK wird mit einem Rettungswagen vor Ort sein und eine etwa fünfzehnminütige Darbietung in Sachen „Verkehrsunfall durch Ablenkung“ inszenieren.
Nach der Auftaktveranstaltung sind an den Folgetagen Verkehrskontrollen im Bereich der Polizeidirektionen Kaiserslautern und Pirmasens geplant, bei denen die Verkehrsteilnehmer gezielt auf die Problematik aufmerksam gemacht werden. Abschließend findet am Abend des 31. März 2017 in der Innenstadt von Kaiserslautern eine Aktion statt, bei der nochmals das Gespräch mit Passanten gesucht wird.