Gesteinskörnung
Gesteinskörnung für die Betonproduktion aus rezyklierten Bauabfällen. Foto: TU Kaiserslautern.

Kaiserslautern – Die TU Kaiserslautern hat federführend das Projekt „Secondary Raw Materials for Concrete Precast Products“ (SeRaMCo) beantragt, das sich der vermehrten Verwendung mineralischer Bauabfälle in der Produktion von Betonfertigteilen widmet.

Hintergrund ist, dass etwa 50 Prozent der Primärrohstoffe in der EU im Bausektor verwendet werden, in dem zugleich mehr als ein Drittel aller Abfälle anfallen. Innerhalb der Bauabfälle weisen aber Baustoffe wie Beton und Mauerwerk ein hohes Potenzial zur Wiederverwertung auf. Bis heute werden solche Stoffe überwiegend als Verfüllmaterialien im Tiefbau verwendet (Downcycling). Nur ein sehr kleiner Teil wird im Sinne der Kreislaufwirtschaft wieder der eigentlichen Betonherstellung zugeführt.

Das transnationale Förderprogramm Interreg Nord-West Europa ist Teil der Struktur- und Investitionspolitik der Europäischen Union. Seit mehr als 20 Jahren werden damit grenzüberschreitende und transnationale Kooperationen in verschiedenen Regionen Europas unterstützt, die das tägliche Leben beeinflussen, zum Beispiel im Verkehr, beim Arbeitsmarkt und im Umweltschutz. Rheinland-Pfalz gehört zu der Region Nordwest-Europa, die sich von Irland bis zu den westlichen Teilen Deutschlands erstreckt. Sie hat eine Fläche von 845.000 km², bildet die Heimat von 180 Millionen Einwohnern und gilt als eine der dynamischsten und wohlhabendsten Regionen Europas.

Die Koordination des Projektes liegt bei Professor Jürgen Schnell, der die Arbeitsgruppe Massivbau im Fachbereich Bauingenieurwesen an der TU Kaiserslautern leitet.

„Das jetzt bewilligte Projekt, bei dem in fünf Ländern elf Partner aus Wirtschaft, Verwaltung und Wissenschaft kooperieren, zielt darauf ab, technische und administrative Hemmnisse abzubauen und neue Fertigteilprodukte zu entwickeln, welche die Eigenschaften von Recycling-Beton intelligent nutzen“,

so Schnell. Das Projektvolumen beträgt 7,2 Mio. Euro, wobei 4,3 Mio. Euro von der EU und 2,9 Mio. Euro von den Projektpartnern selbst beigesteuert werden. Die TU Kaiserslautern wird Fördergelder in Höhe von 1,1 Mio. Euro erhalten.

Die langjährige Zusammenarbeit mit den Universitäten in Lüttich, Luxemburg und Nancy auf dem Feld des Stahlbetonbaus bildeten den Ausgangspunkt für dieses Projekt. Diese Kooperation ist aus gemeinsamen Forschungsanstrengungen unter dem Dach der Universität der Großregion (UniGR) entstanden.

In wissenschaftlicher Hinsicht baut das Projekt unter anderem auf das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderte Verbundforschungsvorhaben „Ressourcen schonender Beton – Werkstoff der nächsten Generation“ auf, das an der TU Kaiserslautern von Professor Wolfgang Breit geleitet wird, und das in die Aktivitäten des TU-Forschungsschwerpunktes HiPerCon eingebunden ist. Dessen Sprecher, Professor Wolfgang Kurz, meint zu der erfolgreichen Einwerbung des INTERREG-Großprojektes:

„Jetzt zahlt es sich aus, dass wir im Konstruktiven Ingenieurbau in Kaiserslautern seit Jahren gezielt die fächerübergreifende Zusammenarbeit gefördert haben.“

In der Antragsphase, die fast ein Jahr Arbeit erforderte, wurden die Beiträge der Partner vom HiPerCon-Koordinator Kasem Maryamh zusammengeführt. Er sagt:

„Die Zusammenarbeit über Sprach- und Ländergrenzen hinweg erfordert einen hohen Arbeitsaufwand und auch eine ausgeprägte Anpassungsbereitschaft. Diese Mühen lohnen aber, weil das Wissen um Know-how und Vorgehensweisen in anderen Ländern großen Gewinn bringt und weil Ansätze zur Harmonisierung die Region grenzübergreifend wirklich weiter bringen können.“

Die Antragsteller wurden von den zuständigen Landesministerien in Mainz, der deutschen INTERREG NWE-Kontaktstelle im Ministerium des Innern und für Sport sowie diversen Abteilungen der Universitätsverwaltung wirkungsvoll unterstützt.

Derzeit laufen an der TU Kaiserslautern fünf Projekte, die im Rahmen von INTERREG mit insgesamt über 2,6 Mio. Euro gefördert werden. Mit SeRaMCo übernimmt die TU Kaiserslautern nun erstmals die Führung eines INTERREG-Projektes.