Satzvey / Nordrhein-Westfalen – Niemand kennt vermutlich das kleine Eifelörtchen Satzvey, und doch befindet sich dort eines der best gehütetsten Geheimnisse der Bundesrepublik Deutschland.
Auf dem Pausenhof der Schule am Vaybach toben die Kinder und Heranwachsenden, unter ihnen liegt ein geheimes Sonderbauwerk der Landeszentralbank, gebaut um den Führungsstab der Landeszentralbank Nordrhein-Westfalen im Kriegs- und Verteidigungsfall aufzunehmen.
Der Bunker entstand im Zuge des Neubaus der Schule 1966, denn ein Schulneubau ist unauffälliger wie ein Bunkerbau und wurde im Winter 1969 fertig gestellt.
Jede beteiligte Firma war zur Geheimhaltung verpflichtet, teilweise wurden auch nur Führungskräfte beim Bau eingesetzt. Vom Banker bis zur Putzfrau, alle waren dieser Geheimhaltung unterstellt.
Steinfurt in der Eifel?
Der Tarnname der Anlage lautete Steinfurt und sollte somit das Auffinden der Anlage erschweren, was auch gelungen ist.
In bis zu 9 Meter Tiefe unter dem Schulhof wären im Kriegsfall der Führungsstab der Landeszentralbank Nordrhein-Westfalen aus Düsseldorf zusammen gekommen um den reibungslosen Geld- und Kapitalverkehr zu den damals befürchteten Kriegszeiten aufrecht zu erhalten.
Mitte in den 90er Jahren verlor das Bauwerk an Bedeutung und wurde aufgegeben. Das Bauwerk beherbergte ca 70 einzelne Räume, welche aufgeteilt waren in Büros, Schlafräume, Aufenthaltsräume sowie etliche Technikräume.
Eine Besonderheit gab es da aber noch: Die Wertkammer. In dieser Wertkammer lagerte die damalige Notwährung, die Serie BBk 2.
Was ist die Serie BBk 2?
Für den Fall einer größeren „Störung“ (Fälschungen) des Geldumlaufes, die einen Austausch der Banknoten (BBk1) erfordert hätte, beschloss die Bundesbank am 20. Januar 1959 die Herstellung von Druckplatten für Reservebanknoten. Es kam nie zu diesem befürchteten Spannungs-, oder Kriegsfall und nach dem Fall der Berliner Mauer in den 90´ern wurde der Bunker nutzlos. Die Anlage wurde der Stadt Mechernich übergeben und fiel in einen Dornröschenschlaf.
Bis ins Jahre 2012: Uuml;ber 20 Jahre war diese Wertkammer verschlossen und es gab keinen Schlüssel dazu, ein Öffnen durch den Hersteller hätte mehrere 10.000 € gekostet. Ein Münchener TV Sender drehte dort einen Bericht und öffnete diese besagte Tür vor laufender Kamera. Der Raum war leer, nur ein paar Schränke befanden sich noch darin. Von der BBk 2 Serie weit und breit keine Spur…
Es gab ingesamt zwei BBk 2 Serien, eine für den Westen, und eine für West-Berlin.
Außerdem befanden sich dort auch die Bundeskassenscheine, welche das Münzgeld ersetzen konnte.
Der Bunker verfügte auch über eine Bunkerküche, in der gekocht wurde. Dem Koch wurden zusätzlich die Sekretärinnen der Banker unterstellt (im Bunker gab es zwei Stück), welche ihn unterstützten. Es gab zwei Zugänge zu dem Bunker, außerhalb sowie innerhalb des Schulgebäudes. Ein unscheinbarer Betonklotz auf dem Pausenhof beinhaltet den Notausgang aus der Anlage. Ein paar Meter weiter steht ein kleines Gebäude, auf den ersten Blick wirkt es wie ein kleines Materiallager des Hausmeisters, in Wirklichkeit befindet sich dort der Zugang zur Anlage. Vorbei an der Bunkerschleuse, hinein in die Dusche zum Dekontaminieren, weiter zur Untersuchung, erst dann könnte man den Bunker betreten und seine Räume beziehen die in der 2 Stöckigen Anlage verteilt lagen. Die Besatzung bestand aus ca. 80 Personen, während Übungen (FALLEX, WINTEX und CIMEX). Die Übungen fanden alle 2 Jahre statt während des Regulären Schulbetrieb. Im Schulsaal lernten die Schüler, im „Keller“ unter der Schule fand bereits der 3. Weltkrieg statt, Gott sei dank nur als Übung!
Viele Schülerinnen und Schüler wussten nichts von der Anlage unter dem Pausenhof, selbst heute ist es noch so, obwohl es bei regelmäßig stattfindenden Führungen möglich ist die Anlage zu besichtigen (jeweils den ersten Sonntag im Monat um 10.30 Uhr).
Unser Autor Maximilian Brauer hat die historische Stätte besucht. Weiteres Interessantes, Bekanntes, Unbekanntes und manchmal auch Mysteriöses sehen Sie auf seiner Facebookseite.