Mainz – Am 07.04.2017 stellte Sozialdezernent Kurt Merkator der Öffentlichkeit eine neue Gemeinschaftsunterkunft der Landeshauptstadt Mainz für Flüchtlinge vor.
Das ehemalige Allianzhaus wurde auf Basis eines Stadtratsbeschlusses (Juli 2016) von der Mainzer Aufbaugesellschaft (MAG) innerhalb von drei Monaten umgebaut, um Flüchtlinge unterzubringen, und für eine Belegung mit bis zu 292 Personen an die Landeshauptstadt Mainz vermietet.
„Dank eines straffen Zeitplanes hat uns die MAG die Gemeinschaftsunterkunft fristgerecht übergeben“,
dankte Sozialdezernent Merkator der MAG. Das Allianzhaus ist ein ehemaliges Büro-gebäude und darf befristet auf fünf Jahre als Anlage für soziale Zwecke genutzt werden. Es bietet in den Geschossen eins bis vier neben Wohneinheiten, gemeinschaftliche Küchen und Sanitärräume sowie ausreichend Flächen für soziale Angebote. Die Betreuung dieser Gemeinschaftsunterkunft gewährleistet der Kreisverband des Deutschen Roten Kreuzes Mainz-Bingen mit insgesamt fünf Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern vor Ort. Außerhalb der Bürozeiten sichert ein professioneller Wachdienst das Gebäude u.a. mit Zugangskontrollen.
Ein Augenmerk bei den Planungen der Unterkunft lag auf der frühzeitigen Einbindung der Anwohnerinnen und Anwohner und Information über konkrete Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner bei der Stadt. Es fanden zudem Besuche bei den benachbarten Einzelhändlern statt; ein Ergebnis ist, dass z.B. eine zusätzliche Straßenlaterne vor der Kirche St. Peter installiert wurde, um die Beleuchtung der näheren Umgebung zu verbessern. Das nicht weit entfernte städtische Kinder-, Jugend- und Kulturzentrum ‚Haus der Jugend‘ hat pädagogische Unterstützung bei Angeboten für Kinder und Jugendliche ebenso zugesagt wie das Naturhistorische Muse-um. Auch mit dem Inhaber des angrenzenden Gastronomiebetriebes gab es einen Austausch über das künftige Zusammenleben.
Die Anwohnerinnen und Anwohner hatten heute von 13:00 bis 18:00 Uhr die Möglichkeit, die Gemeinschaftsunterkunft zu besichtigen. Darüber hinaus plant das Deutsche Rote Kreuz eine Veranstaltung, bei der Bewohnerinnen und Bewohner mit Anwohnerinnen und Anwohnern in einer lockeren Atmosphäre in Kontakt treten können.
„Wir haben diesen Vorschlag aus der Bürgerinformationsveranstaltung, dass es im laufenden Betrieb der Gemein-schaftsunterkunft die Möglichkeit eines Austauschs geben sollte, aufgegriffen und mit der Idee eines gemütlichen Beisammenseins verknüpft. Geplant ist eine Art Nachbarschaftsfest am 23. Juni, zu dem wir noch gesondert einladen werden“,
so die stellvertretende Kreisgeschäftsführerin des DRK Kreisverbandes Mainz-Bingen, Gaby Göbig-Fricke. Gemeinsam mit dem DRK haben sich frühzeitig zahlreiche interessierte Ehrenamtliche unter dem Dach der Mainzer Initiative Allianzhaus (MIA) zusammengeschlossen und ein Ehrenamtsmanagementsystem als gute Basis für die freiwillige Arbeit vor Ort entwickelt.
„Das Engagement von Christian Gottas und Pater Josef Kemper ist an dieser Stelle besonders zu erwähnen, da uns bereits Mitte des vergangenen Jahres ihre Ideen zu einer erfolgreichen Ehrenamtsarbeit im Allianzhaus vorgestellt und dessen Entwicklung maßgeblich begleitet haben. Hierüber sind wir ausgesprochen froh und dankbar“,
sagte Sozialdezernent Kurt Merkator. Die ersten Bewohnerinnen und Bewohner aus den verschiedensten Nationen werden ab dem 18. April einziehen, ein Großteil aus der Gemeinschaftsunterkunft Elly-Beinhorn-Straße, etwa zur Hälfte Ehepaare bzw. Familien sowie Alleinreisende.
Unterbringung von Flüchtlingen ab 1. Mai 2017 in der Landeshauptstadt Mainz
Die Gemeinschaftsunterkunft Elly-Beinhorn-Straße ist eine Container-Anlage, die auf einer Schulerweiterungsfläche aufgebaut wurde und die aufgrund der steigenden Anmeldezahlen am Gymnasium Oberstadt und des hieraus resultierenden Bedarfs weiterer Klassenräume zum 30.04.2017 geschlossen wird, damit ein Umbau bis zum Schuljahresbeginn 2017 fristgerecht noch realisiert werden kann. Die Anmietung zusätzlicher Container wäre mit einem wirtschaftlich höheren Aufwand verbunden gewesen und hätte zudem die Außenfläche der Schule weiter verringert. Daher wurde kurzfristig entschieden, die Container-Anlage schnell umzubauen und die Flüchtlinge, die aktuell dort wohnen, in anderen Unterkünften unterzubringen. Darüber hinaus werden dringend benötigte Kita-Plätze in Form einer provisorischen Kita im Erdgeschoss der Container-Anlage geschaffen.
Die Landeshauptstadt Mainz wird somit ab dem 1. Mai nach der Schließung der GU Elly-Beinhorn-Straße elf Gemeinschaftsunterkünfte für Flüchtlinge mit einer Gesamtkapazität von 2086 Plätzen betreiben. Hinsichtlich der Entwicklung der Flüchtlingszahlen sind derzeit belastbare Prognose schwer zu stellen; die weltweiten Fluchtursachen bestehen weiterhin, und insbesondere die politische Lage in der Türkei und der damit in Zusammenhang stehende „Flüchtlingspakt“ erscheinen instabil. Darüber hinaus ist es schwierig, den Umfang des Familiennachzugs einzuschätzen.
Ebenso ist unklar, ob die hohe Intensität der Auszüge in Privatwohnraum weiterhin so anhält. Vor diesem Hintergrund orientiert sich die Stadt Mainz grundsätzlich bei ihren Planungen an der Vorgehensweise des Landes Rheinland-Pfalz, welches die Schaffung eines angemessenen Puffers an Unterkunftsplätzen empfiehlt. Mit der 154 Plätzen bietenden Notunterkunft Portland-Casino ist eine Unterkunft weiterhin auf ‚Standby‘ geschaltet, damit die Stadt Mainz bei einem abrupt einsetzenden Anstieg der Flüchtlingszahlen auch kurzfristig handlungsfähig ist. Damit will sie Dezernent Merkator zufolge für Planungssicherheit sorgen, ohne eine vernünftige Auslastungsquote aus dem Blick zu verlieren.