Heidelberg/Hannover – Die Siebener-Rugbyherren des Deutschen Rugby-Verbandes haben ihr Ziel, in der nächsten Saison in der Sevens World Series gegen die besten Teams der Welt anzutreten, denkbar knapp verpasst. Im Finale des Qualifikationsturniers im Rahmen der Hong Kong Sevens unterlag das deutsche Team trotz einer 7:5-Pausenführung dem spanischen Team am Ende noch mit 7:12 und muss damit den Startplatz in der Elite-Turnierserie den Iberern überlassen.
„Unterm Strich“, so DRV-Sportdirektor Manuel Wilhelm, „überwiegt natürlich die Enttäuschung. Wir hatten uns sehr hohe Ziele gesetzt. Die haben wir nun knapp nicht erreichen können. Dennoch können die Jungs stolz auf die gezeigten Leistungen sein. Wir haben hier begeistert, nicht nur die Zuschauer und die Fans zu Hause in Deutschland. Wir konnten auch zahlreiche Sponsoren begeistern, die Interesse bekundet haben, diese Mannschaft auf ihrem weiteren Weg zu unterstützen. Das würde uns natürlich dabei helfen, das Siebener-Programm noch besser aufzustellen und weiter zu professionalisieren. Die Mannschaft hätte es verdient. Jetzt heißt es, die Enttäuschung abzuhaken, sich neu zu finden, dann im Sommer die Qualifikation zur Weltmeisterschaft 2018 in San Francisco zu schaffen und sich natürlich auch wieder für Hong Kong 2018 zu qualifizieren. Das sind unsere nächsten beiden Ziele, und daran werden wir ab jetzt sehr hart arbeiten.“
FINALE: Deutschland – Spanien 7:12 (7:5)
Die deutsche Mannschaft kam gut in die Partie gegen den Olympia-Teilnehmer von 2016, hatte zu Beginn viel Ballbesitz, ließ die ersten Chancen auf Punkte jedoch ungenutzt. In der 4. Minute gelang dem angeschlagenen Sebastian Fromm den Durchbruch, wurde aber noch aufgehalten.
Dennoch gab er den Ball noch ab an Fabian Heimpel, der damit unter den Malstangen einlief und den Versuch auch gleich selbst erhöhte. Spanien zeigte sich jedoch unbeeindruckt und kam kurz darauf selbst zu einem Versuch, als Javier Carrion auf der rechten Außenbahn Fahrt aufnahm und weder von Anjo Buckman noch von Pierre Mathurin noch eingeholt werden konnte (6.). Die Erhöhung ging daneben, sodass die DRV-Auswahl zur Pause noch mit 7:5 vorn lag.
Es blieb eine enge Partie, in der Deutschland allerdings auch der eine oder andere Fehler unterlief. Spanien kam besser in die zweite Spielhälfte und belohnte sich durch einen zweiten Versuch. Im Tackling gelang noch ein starker Offload zu Francisco Hernandez, der wie zuvor Heimpel den Versuch legte und selbst den Erhöhungskick zum 12:7 verwandelte (10.). In der Folge hielten die Spanier den Ball lange in den eigenen Reihen und machten Druck auf die deutsche Defensive. In der 12. Minute beinahe die Entscheidung, aber Bastian Himmer spitzelte mit dem Fuß gerade noch den Ball unter Pedro Martin weg, der sonst den Versuch markiert hätte. In der Schlussphase bekam Phil Szczesny noch eine Gelbe Karte für ein zu hoch angesetztes Tackling (14.). Die erfahrenen Spanier spielten die Zeit dann routiniert runter und bejubelten anschließend auch nicht unverdient das Ticket zur Sevens World Series.
„Natürlich sind wir jetzt unglaublich enttäuscht“, sagte Trainer Chad Shepherd. „Aber die Jungs haben an diesem Wochenende toll gearbeitet und ein Super-Turnier gespielt. Spanien hat in diesem Spiel seine Chancen besser genutzt, und wir hätten den einen oder anderen Fehler weniger machen müssen. Ich bin trotzdem sehr stolz auf diese Mannschaft, wie sie sich hier präsentiert hat.“
Steffen Liebig: „Leider haben wir nicht die Leistung zeigen können, die möglich gewesen wäre. Jetzt müssen wir noch ein Jahr warten. Die Enttäuschung überwiegt natürlich, aber wir werden nächstes Jahr wieder angreifen und es dann besser machen.“
Punkte:
7:0 Versuch & Erhöhung Fabian Heimpel (4.)
7:5 Versuch Javier Carrion (6.)
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7:12 Versuch & Erhöhung Francisco Hernandez (10.)
HALBFINALE: Chile – Deutschland 7:19 (7:14)
Zuvor im Halbfinale gegen Chile hatte sich das deutsche Team taktisch sehr gut eingestellt auf den Gegner gezeigt. Man agierte defensiv ein wenig verhaltener als in den letzten Spielen, um Konter zu vermeiden. Offensiv bewies man Geduld, und man wurde auch dafür belohnt: Max Calitz setzte sich in der 3. Minute in der Mitte durch, verschaffte sich mit einer Handabwehr den nötigen Platz, um unter den Stangen den ersten Versuch zu markieren. Der Erhöhungskick war für Fabian Heimpel kein Problem. Doch Chile antwortete mit seinem sehenswert vorgetragenen Angriff. Mehrere gute Pässe brachten die deutsche Abwehr mal durcheinander, und Francisco Neira nutzte den Platz für den erhöhten Versuch zum zwischenzeitlichen Ausgleich. Die DRV VII blieb jedoch konsequent bei seiner Linie, spielte diszipliniert weiter und ging kurz vor der Pause nach einem Zuspiel von Anjo Buckman durch eine Beinahe-Kopie des ersten Versuchs und die erneut gelungene Erhöhung von Heimpel mit 14:7 wieder in Führung.
Zu Beginn des zweiten Durchgangs passierten zwar ein, zwei Fehler im deutschen Spiel, die von Chile jedoch nicht bestraft werden konnten, weil Deutschland vor allem an den Kontaktpunkten sehr aufmerksam und effektiv war. Zudem brachten die Spieler von der Bank frische Kräfte. Raynor Parkinson spielte in der 11. Minute einen Straftritt kurz an und rammte dann einen Verteidiger mit ins chilenische Malfeld. Der Erhöhungskick war diesmal zwar nicht gut, aber beim Stand von nun 19:7 parierten die DRV-Mannen in der Folge alle weiteren Bemühungen der Südamerikaner. In der Schlussminute tauchte Steffen Liebig ganz links außen noch einmal ins gegnerische Malfeld, aber zuvor war Passgeber Parkinson mit dem Fuß knapp im Aus gewesen, sodass keine weiteren Punkte mehr dazu kamen.
Punkte:
0:7 Versuch Max Calitz & Erhöhung Fabian Heimpel (3.)
7:7 Versuch Francisco Neira & Erhöhung (5.)
7:14 Versuch Max Calitz & Erhöhung Fabian Heimpel (7.)
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7:19 Versuch Raynor Parkinson (11.)