Landau – Im Hauptverbreitungsgebiet des bedrohten Humboldt-Pinguins in Nordchile sollen zwei große Industriehäfen gebaut werden. Diese Projekte provozieren internationale Proteste am Welt-Pinguin-Tag 2017.
Bereits im vergangenen Jahr haben über 220.000 Menschen aus aller Welt eine Online-Petition von „Rettet den Regenwald“ unterzeichnet, um gegen diese Vorhaben zu protestieren. Auch in den betroffenen Regionen formiert sich immer mehr Protest, und die Anwohner werden in ihrem Anliegen, die Natur zu erhalten und für eine nachhaltige Nutzung zu entwickeln von der Artenschutzorganisation Sphenisco – Schutz des Humboldt-Pinguins e.V. aus Landau unterstützt. Die Organisation betreibt in der Region seit zwei Jahren intensive Lobbyarbeit, um die Einrichtung einer Meeresschutzzone zu erwirken. Erneut hat Sphenisco seine Mitglieder, Zoos in Europa und Chile und weitere Institutionen dazu aufgerufen, rund um den Weltpinguintag am 25. April, mit vielfältigen Aktionen auf die dramatische Situation im natürlichen Lebensraum des Humboldt-Pinguins aufmerksam zu machen und weitere Unterschriften zu sammeln. Außerdem soll mit einer weltweiten Foto-Aktion unter dem Motto „Ja zur Meeresschuttzone“ an die chilenische Präsidentin Bachelet appelliert werden, den Bestand der Humboldt-Pinguine nachhaltig zu schützen und nicht durch die Hafen-Projekte zu gefährden.
Auch der Zoo Landau in der Pfalz beteiligt sich an dieser Aktion! Am 23. April 2017 gibt es ab 11 Uhr Informationen rund um die Gefährdung des Humboldt-Pinguins an der Pinguin-Anlage. Die Zooschule Landau unterstützt Sphenisco mit einem Kinderprogramm. Schauen Sie vorbei, werden Sie zum Artenschützer und helfen Sie mit Ihrer Unterschrift oder einem Pinguin-Aktionsfoto, ein einzigartiges Meeresgebiet, die Heimat des Humboldt-Pinguins, zu erhalten! Sollte Ihnen dies nicht möglich sein, bitten wir um Unterzeichnung der Online-Petition: https://www.regenwald.org/petitionen/1085/schuetzt-die-heimat-der-humboldt-pinguine
Unterstützt von Sphenisco e.V. wird auch die Umweltgruppe der Universität Landau direkt am Welt-Pinguin-Tag, dem 25. April, mit Aktionen im Atrium der Universität aktiv sein. Außerdem werden am Abend Filme über die Bedrohung des Humboldt-Pinguins in der Universität gezeigt.
Hintergrund:
Chile beherbergt einzigartige Landschaften und Meeresregionen von globaler Bedeutung. Die Meeres- und Küstenregion von La Higuera-Isla Chañaral in Nordchile gehört zu den 35 wichtigsten Brennpunkten der Biodiversität in der Welt. Es ist höchste Zeit, diese Zone wirksam und nachhaltig zu schützen, um ihre Schönheit und ihren Reichtum auch morgen noch nutzen und genießen zu können. Bereits 2010 hat die NGO Oceana beantragt, dieses besonders wertvolle Gebiet zur „Área Marina y Costera Protegida de Múltiples Usos“ (AMCP-MU) zu erklären und nachhaltig zu nutzen. Mit diesem Schutz würde Chile auch seiner Verantwortung vor der Welt gerecht.
Das Meer von La Higuera/Isla Chañaral beherbergt zahlreiche Tierarten, die nach der Roten Liste als bedroht eingestuft sind. 8 Arten von Walen und 9 Arten von Delfinen besuchen regelmäßig diese Zone auf ihren Wanderungen und nutzen sie zur Aufnahme von Nahrung. 70 Große Tümmler (Tursiops truncatus) leben hier dauerhaft. Das ist die einzige ganzjährig residente Kolonie dieser Spezies in ganz Chile. Hier liegen auch zwei kleine Meeresschutzzonen (Reserva Marina Islas Choros y Damas und Reserva Marina Isla Chañaral) und das Nationale Schutzgebiet für Humboldt-Pinguine (Reserva Nacional Pingüino de Humboldt). Diese Schutzzonen bilden gemeinsam das weltweit erste Schutzgebiet für Humboldt-Pinguine überhaupt. Es beherbergt 16.000 Brutpaare, das entspricht 80% der gesamten Freilandpopulation des von der Ausrottung bedrohten Humboldt-Pinguins (Spheniscus humboldti).
Meeresschutzzone und Weltnaturerbe
Mit der offiziellen Erklärung einer Meeres- und Küstenregion zur “Schutzzone mit verschiedener Nutzung” (Área Marina Costera Protegida de Múltiples-AMCP-MU) sollen zwei Ziele erreicht werden. 1. Soll der Schutz der Artenvielfalt in diesem Gebiet verbessert werden. 2. Soll gleichzeitig die geschützte Zone auf verschiedene Weise genutzt werden können. Zur legalen Nutzung zählen heimische Fischerei (die aktuell nachhaltig betrieben wird), Ernte von Meeresfrüchten und Aktivitäten wie Sport, Erholung und nachhaltiger Tourismus. Es ist höchste Zeit das Meer von „La Higuera-Isla Chanaral“ auf diese Weise zu schützen und als Weltnaturerbe anzuerkennen. Bis heute ist es Bewohnern und Naturschützern aus aller Welt gegen mächtige Interessen gelungen, diese außerordentliche Meeresregion zu bewahren (s.a La Higuera – Isla Chañaral Erklärung). Dass Widerstand etwas bewirkt, zeigte der Kampf gegen drei Kohlekraftwerke in derselben Region im Jahr 2010. „Rettet den Regenwald“ und Sphenisco e.V. sammelten damals mehr als 18.000 Unterschriften. Nach dem Protest lokaler Aktivisten wurden die Pläne zurückgezogen. Jetzt kämpfen Bürger, Naturschützer und Wissenschaftler in Chile und vielen anderen Ländern erneut für die Humboldt-Pinguine und ihre Meeresregion.
Weitere Informationen zum Konflikt:
www.sphenisco.org / u.a. „La Higuera-Insel Chanaral-Erklärung“
https://www.regenwald.org/petitionen/1085/schuetzt-die-heimat-der-humboldt-pinguine