Darmstadt – Auf einer der Hauptrouten des Radverkehrs in Nord-Süd-Richtung wird in diesem Jahr eine als schmerzlich empfundene Lücke geschlossen: Die Heidelberger Straße erhält in Bessungen auf beiden Seiten Radfahrstreifen. Dies hat der Magistrat der Wissenschaftsstadt Darmstadt in seiner Sitzung am heutigen Mittwoch, 19. April 2017, entschieden. Der Umbau soll nach den Sommerferien beginnen. Zuvor sind dort noch Kanalbau- und Gleisbauarbeiten zu erledigen.
„Damit wird eine der wichtigsten Darmstädter Radfahrverbindun¬gen deutlich aufgewertet“, erklärt Baudezernentin Barbara Boczek. „Nicht nur die Bessunger, auch die neuen Bewohnerinnen und Bewohner der Lincolnsiedlung und die Eberstädter profitieren davon, dass sie nun auf dieser zentralen Achse sicherer und schneller ins Stadtzentrum und von dort zurück gelangen.“
Die Heidelberger Straße ist im 2006 verabschiedeten Verkehrsentwicklungsplan Darmstadt als Radhauptverbindung ausgewiesen; sie ist Bestandteil des regionalen Radverkehrsnetzes und Teil der Freizeitroute „Die Bergstraße“. In ihrem Mittelstück, zwischen Hermannstraße und Landskronstraße, gibt es bislang jedoch weder in Nord- noch in Südrichtung ein eigenes Angebot für Radfahrer. Dieser Mangel soll nun behoben werden.
Der jetzt zur Ausführung anstehenden Planung ging in den Jahren 2012 bis 2015 eine ausführliche Machbarkeitsuntersuchung voraus. Zu den Anforderungen zählte, dass die Heidelberger Straße ihre Leistungsfähigkeit sowohl im öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) als auch im Individualverkehr (IV) behalten sollte. Der Platz für Fußgänger sollte nicht beschnitten werden, Straßenbäume sollten erhalten bleiben. Eingriffe in die angrenzenden Grundstücke waren nicht erwünscht, und auch die Straßenbahngleise sollten nicht verlegt werden. Die Verkehrsplaner lösten diese komplexe Aufgabe, indem sie zwischen Hermannstraße und Landskronstraße sowie Rüdesheimer Straße in jeder Richtung für den Autoverkehr künftig eine Fahrspur vorsehen. Dies ermöglicht es, auf dem verbleibenden Teil der Fahrbahn Radfahrspuren einzurichten. Zwischen Bessunger Straße und Rüdesheimer Straße können gegenwärtig noch zeitlich begrenzt Autos in zweiter Reihe – auf dem rechten Fahrstreifen – parken. Dieses Angebot entfällt künftig. Markierte Stellplätze sowie jene auf dem Trottoir werden dagegen nicht angetastet. Hinzu kommen neue Stellhilfen für 42 Fahrräder.
In Richtung Innenstadt müssen sich zwischen Moosbergstraße und Prinz-Emil-Garten künftig ÖPNV und IV denselben Raum teilen. Hier fahren die Autos nur noch auf der Straßenbahntrasse; lediglich an den Kreuzungen kommen Abbiegespuren dazu. An der Bessunger Straße wird das östliche Trottoir halbinselartig in den Fahrbahnraum hinausgezogen; auf diese Weise entsteht dahinter eine Haltebucht für Lieferanten und Kunden der Metzgerei, der Bäckerei und weiterer Geschäfte. Die Ampelsteuerungen für Autos und Bahnen werden den neuen Gegebenheiten angepasst, so dass der Verkehr möglichst flüssig gehalten wird.
Die Gesamtmaßnahme ist mit rund 320 000 Euro kalkuliert. Für neunzig Prozent dieser Kosten erhält Darmstadt eine Förderung des Bundes, aufgrund einer erfolgreichen Teilnahme am Bundeswettbewerb „Klimaschutz im Radverkehr“. Der Lückenschluss ist zudem Teil des Darmstädter Projekts „Lincoln by bike“.
Im kommenden Jahr dann folgt eine weitere Verbesserung des Verkehrsangebots an der Heidelberger Straße: 2018 wird Heag Mobilo die Straßenbahnhaltestelle Bessunger Straße barrierefrei umbauen. Stadteinwärts steigen die Passagiere bislang direkt auf der Fahrbahn ein und aus. Nun wird ein erhöhter, von Autos und Radfahrern mitzunutzender Bahnsteig errichtet. Wegen der Grundstückseinfahrten wird der Bahnsteig deswegen zur Sandbergstraße hin verschoben. Der Umbau wird rund 630 000 Euro kosten; im Haushalt für 2018 sollen entsprechende Mittel für den städtischen Anteil bereitgestellt werden. Auch dies hat der Magistrat am heutigen Mittwoch beschlossen.