Frankfurt am MainDer Grundgedanke lässt sich in einem reduzierten Satz zusammenfassen: Wer Sport treibt und sich regelmäßig bewegt, lernt vieles und er lernt zudem vieles leichter! Auf diesen zwar bekannten, aber von vielen Menschen nicht wahrgenommenen Zusammenhang will der Landessportbund Hessen e.V. (lsb h) jetzt mit einer landesweit angelegten Kampagne aufmerksam machen. Unter dem Titel „Sport bildet und bewegt – in Schule und Verein“ soll das Bewusstsein der Bevölkerung auf die positiven Wechselwirkungen von Sport und Bildung gerichtet werden. Dabei wird sich der lsb h nicht nur für ein Pilotprojekt zum täglichen Sportunterricht an Grundschulen einsetzen, sondern auszugsweise auch Schulen bei der bewegungsfördernden Gestaltung von Schulhöfen beraten oder das Projekt „Sport im Ganztag“ an Hessens Schulen weiterentwickeln.
„Wer Sport und Bewegung ausschließlich als Instrument zur Förderung der körperlichen Entwicklung oder zur Gesunderhaltung wahrnimmt, blendet wesentliche Zusammenhänge aus“, erläutert Prof. Dr. Heinz Zielinski, Vizepräsident Schule, Bildung und Personalentwicklung im Landessportbund Hessen, den Hintergrund. Zielinski: „Über den Sport lassen sich wie selbstverständlich Schlüsselqualifikationen wie soziale Kompetenz, Fair Play oder Respekt erwerben. Zudem werden kognitive Fähigkeiten durch Sporttreiben positiv beeinflusst. Und natürlich leisten Bewegung und Sport elementare Beiträge zur Bildung. Das beginnt beim Lernen im Sport selbst und bezieht außerhalb des Sports den Unterricht an hessischen Schulen ein. All das wollen wir mit unserer Kampagne deutlich machen.“
Eine Initiative, die auch Olaf Palme aus dem Hessischen Ministerium des Innern und für Sport während der Vorstellung der Kampagne in Frankfurt begrüßte. Nach dem seinerzeitigen Schock durch die „Pisa-Studie“ sei deutlich geworden, so Palme, dass die Vermittlung von Kompetenzen mindestens ebenso wichtig sei, wie die Vermittlung von Wissen per se.
Diese Kompetenzen sind auch und gerade im Sport zu finden. „Wir müssen die Kinder abholen, sie zur Bewegung motivieren. Die positiven Aspekte des Sports für das Lernen stellen sich dann ganz von selbst ein“, gab Roland Frischkorn, Vorsitzender des Sportkreises Frankfurt, während der Kampagneneröffnung Erfahrungen aus der Kooperation mit Schulen weiter.
Den Aspekt des Lernens im Sport als solchen greift der lsb h durch eine Offensive in der Aus- und Fortbildung von Übungsleiterinnen und Übungsleiter auf. 20.000 Übungsleiterinnen und Übungsleiter sorgen in den knapp 7.700 hessischen Sportvereinen für den täglichen Sportbetrieb. Neue Lernkonzepte, beispielsweise aus dem Bereich Blended Learning, sollen die Übungsleiter weiter qualifizieren.
Dass sich täglicher Sportunterricht an Grundschulen positiv auswirkt, konnte Dr. Frank Obst, Geschäftsbereichsleiter Schule, Bildung und Personalentwicklung, bereits in einer vierjährigen Studie „Akzeptanz und Wirkung zusätzlicher Sportstunden in der Grundschule“ nachweisen. In der Studie wurden die positiven Auswirkungen täglichen Sporttreibens auf die motorische und psychosoziale Entwicklung eindrucksvoll belegt. Die Erkenntnisse flossen trotzdem nicht in die Unterrichts-Rahmenpläne ein. Frank Obst: „Unser Ziel ist jetzt, in Kooperation mit unseren Sportkreisen vier oder fünf Schulen und Sportvereine zu finden, die im Rahmen des Projekts ‚Schule und Verein‘ täglichen Sportunterricht anbieten. Parallel dazu sollen Regionaltreffen von Schulen und Sportkreisen mit dem Ziel, Kooperationen zu generieren, initiiert werden.“
Mit Blick auf den Sportunterricht an Schulen will die Kampagne letztlich auch ein verpflichtendes Praktikum von Sportstudenten in Sportvereinen erreichen. Insgesamt sind im Rahmen der Kampagne in den nächsten 17 Monaten 15 unterschiedliche Maßnahmen geplant.