Pfälzerwald: Luna aufgespürt

Das Luchsweibchen, dessen Sender seit vergangenen Dezember keine Daten mehr sendete, konnte im Pfälzerwald wieder nachgewiesen werden

Trippstadt / Lambrecht – Es war ein glücklicher Zufall, dass ein Spaziergänger Anfang April 2017 einen Luchs mit Halsbandsender im Wald nördlich von Lambrecht sichtete. Dankenswerterweise meldete er die Beobachtung an die Luchs-Hotline. Mithilfe des Großkarnivoren-Beauftragten Netzwerkes der FAWF, Spurensuche mit Schweißhunden und einem genetischen Nachweis ist nun klar, dass es die vermisste Luchsin war.

Luna war im Sommer 2016 mit zwei weiteren Luchsen aus der Slowakei im Pfälzerwald freigelassen worden. Die Deutsche Wildtier Stiftung, die das Auswilderungsprojekt finanziell unterstützt, hatte für dieses Tier die Patenschaft übernommen. Die Luchsin erkundete nach ihrer Freilassung großräumig das Gebiet rund um den Freilassungsort bei Waldleiningen, machte Ausflüge Richtung Neustadt/Weinstr. und Ramberg. Doch im Dezember hörte das GPS-Halsband auf, Daten zu den Aufenthaltsorten des Tieres zu übermitteln. Auch die Suche im Gelände mit den Funksignalen der VHF-Telemetrie durch das Luchs-Team der Stiftung Natur und Umwelt Rheinland-Pfalz erbrachten keine Nachweise des Tieres mehr.

Die Meldung eines Spaziergängers an das Großkarnivoren- Monitoring der FAWF (Forschungsanstalt für Waldökologie und Forstwirtschaft) ließ die Luchsforscher aufhören. Kam doch die Meldung aus einem Bereich, wo sich die anderen Luchse bisher nicht dauerhaft aufgehalten hatten.

Ein Fall für die Luchshunde von Projektmitarbeiter Michael Back. „Meine beiden speziell ausgebildeten Fährtenhunde Bodo, ein Hannoverscher Schweißhund und Emil, ein rauhaariger Foxterrier können Luchsspuren finden und ihnen folgen,“ so Michael Back von der Stiftung Natur und Umwelt Rheinland-Pfalz. „Die Hundenasen sind so fein, dass sogar individuelle Geruchsunterschiede zwischen den einzelnen Luchsen erlernt werden können.“

Anhand der Beschreibung des Orts der Luchsbeobachtung konnten die Hunde die Fährte aufnehmen, erhärteten den Verdacht auf die Anwesenheit von Luna und zeigten ihrem Hundeführer Back den Weg und Ruheplätze des Luchses an. Haare des Luchses wurden für eine genetische Analyse an das Forschungsinstitut Senckenberg bei Gelnhausen eingesendet. Gestern kam nun die endgültige Bestätigung, dass es sich um die Haare der vermissten Luchsin Luna handelt. Nun besteht Gewissheit: Luna ist weiterhin gesund und munter im Pfälzerwald unterwegs. Das freut auch die Deutsche Wildtier Stiftung, die die gute Zusammenarbeit zwischen den Luchsforschern, den Jägern und anderen Naturfreunden bei diesem Projekt für vorbildlich hält. Hilmar Freiherr von Münchhausen, Geschäftsführer der Deutschen Wildtier Stiftung sagt: „Es ist für uns eine sehr schöne Nachricht, dass unser Patentier Luna erneut nachgewiesen werden konnte! Beim Aufbau einer neuen Luchspopulation ist jetzt jedes einzelne Tier wichtig.“

Das GPS-Halsband der Luchsin hat offensichtlich frühzeitig seinen Dienst aufgegeben. Wie bei den anderen 2016 freigelassenen Luchsen Kaja und Lucky sollte die eingebaute Batterie die Übermittlung von Daten bis Sommer 2017 ermöglichen. Dann wäre aufgrund der ausgeschöpften Batterie die Sendung der Daten automatisch eingestellt worden.

Auch der Landesjagdverband Rheinland-Pfalz ist glücklich über die erfolgreiche Bestätigung von Luna. Der LJV war bei der Freilassung der ersten drei Luchse Luna, Kaja und Lucky aktiv beteiligt. „Das Wiederfinden von Luna zeigt, dass wir es mit der Verantwortung der Jäger für den Schutz der Wildart Luchs absolut ernst meinen, erklärte Gundolf Bartmann, Vize-Präsident des Landesjagdverbandes, „Das Monitoring mit Hilfe der Jäger vor Ort funktioniert und der erfolgreiche Einsatz der erstklassigen, speziell zur Luchssuche ausgebildeten Jagdhunde ist spektakulär und so wohl europaweit einmalig.“

Infobox

Großkarnivoren-Monitoring in Rheinland-Pfalz

Seit 1999 werden im Pfälzerwald Hinweise auf die Anwe- senheit des Luchses systematisch erfasst, seit 2012 in ganz Rheinland-Pfalz. Seit 2014 gilt dies auch für den Wolf. Zur Durchführung des Monitorings wurde Rheinland-Pfalz in Bereiche unterteilt, die jeweils von einem Großkarnivoren- Beauftragten betreut werden. Diese Beauftragten werden von der FAWF ausgebildet und unterstützen diese ehren- amtlich beim Sammeln bzw. Überprüfen von Meldungen. Sie stammen aus den verschiedenen, vom Luchs bzw. Wolf betroffenen Interessensgruppen und sind Ansprechpartner für die Bevölkerung.

Mehr Informationen zum Großkarnivoren-Monitoring gibt es im Internet unter www.fawf.wald-rlp.de.
Großkarnivoren-Hotline: 06306-911199, luchs@snu.rlp.de

LIFE Luchs Pfälzerwald

Mithilfe des europäischen Förderprogramms LIFE-Natur führt die Stiftung Natur und Umwelt Rheinland-Pfalz mit ihren Projektpartnern Landesforsten Rheinland-Pfalz, SYCOPARC in Frankreich sowie dem WWF das Projekt zur Wiederansiedlung der Luchse durch. Das Vorkommen kann zum Schutz und Erhalt einer Art beitragen, die in Europa nur mehr in wenigen Rückzugsgebieten vorkommt und in Zentral- und Westeuropa als gefährdet einzustufen ist. Das Projekt ist im Januar 2015 gestartet. Die Umsetzung der Maßnahmen ist über einen Zeitraum von sechs Jahren (bis 2020) vorgesehen. Naturschutzexperten der International Union for the Conservation of Nature (IUCN) haben die Konzeption geprüft und sehr positiv bewertet. Die Wiederansiedlung der Luchse wird mit 50% durch das EU LIFE- Programm gefördert und hat ein Gesamtvolumen von 2,75 Mio. €. Neben der Stiftung und ihren Projektpartnern beteiligen sich das Land Rheinland-Pfalz, die Deutsche Wildtier Stiftung, die Landesverbände von NABU und BUND, die HIT Umweltstiftung sowie weitere Förderer an der Finanzierung des Vorhabens. Die Stiftung Natur und Umwelt Rheinland-Pfalz unterhält ein Projektbüro in der Forschungsanstalt für Waldökologie und Forstwirtschaft (FAWF) in Trippstadt.

Mehr Informationen zum LIFE Luchs Projekt Pfälzerwald der Stiftung und ihren Projektpartnern gibt es im Internet unter www.luchs-rlp.de.