Mainz – Die G. und I. Leifheit-Stiftung Nassau stellt der Universitätsmedizin Mainz finanzielle Mittel in siebenstelliger Höhe zur Einrichtung einer Stiftungsprofessur für Geriatrie zur Verfügung.
Diese Stiftungsprofessur soll auf dem Feld der Versorgungsforschung den Weg für neue, geriatrische Versorgungsformen ebnen. Vor dem Hintergrund des demographischen Wandels wird die medizinische Versorgung von Menschen mit altersbedingten Erkrankungen in Zukunft immer wichtiger. Gemeinsam mit der Stifterin Ilse Leifheit, der rheinland-pfälzischen Wissenschaftsministerin, Vera Reiß, und der rheinland-pfälzischen Gesundheitsministerin, Sabine Bätzing-Lichtenthäler, hat der Vorstand der Universitätsmedizin Mainz die Stiftungsprofessur für Geriatrie heute offiziell vorgestellt.
Die Kernfrage der Versorgungsforschung lautet: Wie lässt sich in Anbetracht des demographischen Wandels die Eigenständigkeit der älter werdenden Menschen verbessern beziehungsweise möglichst lange erhalten?
Laut Statistischem Bundesamt wird der Bevölkerungsanteil der über 56-jährigen in Deutschland von derzeit rund einem Fünftel bis zum Jahr 2060 auf über ein Drittel ansteigen. Rund die Hälfte der Patienten in deutschen Krankenhäusern ist bereits heute älter als 65 Jahre, viele davon haben eine oder mehrere chronische Erkrankungen. Da Alter ein Faktor beispielsweise für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, degenerative muskuloskelettale Erkrankungen oder neurodegenerative Erkrankungen wie Demenz ist, geht mit der demographischen Entwicklung ein steigendes Morbiditätsrisiko einher. Unter dem Morbiditätsrisiko versteht man das Risiko einer Zunahme der Zahl und Schwere von Erkrankungs- und Behandlungsfällen. Damit steigen die Anforderungen an Personen, die im Gesundheitswesen tätig sind.
„Es war der Wille meines Ehemanns, Stifters und Unternehmers Günter Leifheit, sowohl etwas für ältere Menschen als auch für die wissenschaftliche Forschung zu tun. Die Stiftungsprofessur für Geriatrie passt somit sehr gut zu den in unserer Satzung formulierten Zielen des Stifters", erklärte Ilse Leifheit.
Wissenschaftsministerin Vera Reiß bedankte sich ausdrücklich bei der Leifheit-Stiftung für ihr Engagement und betonte:
„Wo Hilfe benötigt wird und öffentliche Gelder knapp sind, leistet die Stiftung wertvolle und außerordentlich großzügige Hilfe. Deshalb bin ich sehr dankbar, dass die Universitätsmedizin Mainz bei der Entwicklung und Umsetzung von interdisziplinären und intersektoralen Versorgungsmodellen geriatrischer Patientinnen und Patienten so großzügig unterstützt wird. Das ist ein entscheidender Beitrag zur Förderung der Entwicklung der Altersheilkunde in Forschung, Lehre und Krankenversorgung in Rheinland-Pfalz und stärkt das erst vor kurzem an der Universitätsmedizin etablierte Zentrum für Allgemeinmedizin und Geriatrie.“
Sabine Bätzing-Lichtenthäler begrüßte die Errichtung der Stiftungsprofessur sowohl als Gesundheits- aber auch Demografieministerin.
„Es ist eine wichtige gesellschaftliche Aufgabe, älteren Menschen die bestmögliche medizinische, therapeutische und pflegerische Versorgung zukommen zu lassen. Mit dem Geriatriekonzept der Landesregierung konnten wir in den vergangenen fünf Jahren die Geriatrie an mehr als 20 Standorten im Land etablieren mit über 1.000 ausgewiesenen Betten in Krankenhäusern und konstanten Kapazitäten in den fünf geriatrischen Rehabilitationseinrichtungen. Die Errichtung der Stiftungsprofessur ist ein weiterer Höhepunkt, mit der wir die Altersmedizin fest im breiten Fachgebietsspektrum der Unimedizin verankern.“
Die demographische Entwicklung stellt nach Ansicht der Vorstandsvorsitzenden und Medizinischer Vorstand der Universitätsmedizin Mainz, Prof. Dr. Babette Simon, die Verantwortlichen im Gesundheitswesen vor wachsende Herausforderungen, die bei vielen zukünftigen Planungen Berücksichtigung finden müssen.
„Wir brauchen innovative und sektorenübergreifende Modelle für eine pflegerische, ärztliche und soziale Versorgung von Menschen mit altersbedingten Erkrankungen. Denn dieser Personenkreis wird künftig verstärkt medizinischer Versorgung bedürfen, und auch die universitäre Medizin wird hierbei Verantwortung mit tragen müssen“, so Professor Simon. „Zur Versorgung komplexer geriatrischer Krankheitsbilder sind heutzutage eine Vielzahl von unterschiedlichen Fachdisziplinen mit einer modernen integrierten geriatrischen Kompetenz und eine interprofessionelle Zusammenarbeit notwendig. Auch rücken der Ausbau und die Weiterentwicklung von Kooperationsnetzwerken zur Versorgung geriatrischer Patienten verstärkt in den Fokus.“
„Ziel der Versorgungsforschung im Bereich der Geriatrie ist es, innovative Versorgungsformen für geriatrische Patienten zu entwickeln. Von der neuen Stiftungsprofessur versprechen wir uns hierbei wertvolle Impulse. Die Universitätsmedizin Mainz wird im Konzert mit allen Akteuren bei der Bewältigung dieser Bestrebungen ihren Beitrag leisten“,
so der Wissenschaftliche Vorstand der Universitätsmedizin Mainz, Univ.-Prof. Dr. Ulrich Förstermann. Mit der neuen Stiftungsprofessur für Geriatrie sei zudem die Erwartung verbunden, Studierende, junge Ärzte und Pflegekräfte frühzeitig an die Besonderheiten der Versorgung älterer Patienteninnen und Patienten heranzuführen.
Die neue Stiftungsprofessur für Geriatrie wird dem „Zentrum für Allgemeinmedizin und Geriatrie“ zugeordnet. Dessen Gründung hatte der Aufsichtsrat der Universitätsmedizin Mainz Anfang dieses Monats beschlossen. Die Stiftungsprofessur ist zunächst auf sieben Jahre befristet. Die Ausschreibung der Stiftungsprofessur ist ab 2016 vorgesehen.