Weinheim – [RM] Große Aufregung in der Händelstraße in der Nordweststadt am vergangen Samstag. Rauchschwaden waberten aus einem Mehrfamilienhaus, Menschen rufen an Fenstern um Hilfe und die Feuerwehr fährt mit Blaulicht und Martinshorn vor.
Zunächst ein Löschfahrzeug und die Drehleiter. Routiniert steigen die Einsatzkräfte aus, der Gruppenführer erkundet und die Mannschaft baut den Löschangriff auf. Während der Wassertrupp den Schnellangriffsverteiler samt Schlauch vor dem Gebäude platziert und später die Wasserversorgung vom Unterflurhydrant zum Fahrzeug aufbaut, verlegt der Angriffstrupp unter Atemschutz seine Leitung ins Gebäude.
Kurz danach folgt ein weiteres Löschfahrzeug, dass über die Heinestraße die Rückseite des Gebäudes in der Händelstraße übernimmt. Da sich hier eine Person aus dem Fenster retten möchte, bringen die Trupps eine Steckleiter in Stellung und bauen ebenfalls einen Löschangriff auf. Weitere Fahrzeuge fahren die Einsatzstelle an. Für die Bewohner der umliegenden Häuser, Autofahrer und Spaziergänger ist die Situation täuschen echt. Aber auch für die Einsatzkräfte stellt sich die Alarmübung relativ real dar.
Zugführer Michael Tilger hatte federführend die Abschlussalarmübung ausgearbeitet und vorbereitet. Außer der Übungsleitung der Weinheimer Feuerwehr, die den Übungseinsatz zu jeder Zeit unter Kontrolle hat, wissen die Einsatzkräfte auch nicht was Sie erwartet. Mit einer Nebelmaschine und Hinweiszetteln werden Sie durch das Szenario geleitet und müssen Entscheidungen treffen und entsprechend handeln. Ziel der Übung war es, an einem bisher für die Feuerwehr unbekannten Übungsobjekt neue Einsatzstandards in der Praxis zu testen.
Seit Anfang des Jahres hatte die Feuerwehr Weinheim Abteilung Stadt ein neues Ausbildungskonzept gestartet um Einsatzstandards festzulegen und bestehende Einsatzabläufe weiter auszubauen. Der Schwerpunkt lag dabei auf der Brandbekämpfung. Zunächst legten die Führungskräfte die neuen Standards angelehnt an die gültigen Feuerwehrdienstvorschriften fest. Die Leitung und Umsetzung des Ausbildungskonzepts hatte Zugführer Dirk Baumann. Im Januar fand dann die erste Fortbildung für Zug und Gruppenführer statt, bei der die neuen Einsatzstandards in der Führungsebene besprochen und geschult wurden.
Bei der ersten Übung für alle Feuerwehrangehörige im Januar wurde dann eine Stationsausbildung angeboten um die Grundlagen aufzufrischen. Hier wurden die Schwerpunkte auf die Atemschutzüberwachung, den Einsatz der Wärmebildkamera, das setzen eines mobilen Rauchverschlusses, der Einsatz von Lüftern, das Stellen von Leitern sowie Knoten und Stiche gelegt. Neben den Feuerwehr-Dienstvorschriften wurden insbesondere die Unfallverhütungsvorschrift „Feuerwehren“ sowie die hierzu ergangenen Durchführungsanweisungen beachtet und umgesetzt.
Im zweiten Ausbildungsabschnitt wurden dann praktische Übungen an Abbruchhäusern der Baugenossenschaft Weinheim durchgeführt. Dank der Unterstützung konnten Einsatzsituationen mit Wasser am Rohr an Häusern in der Körnerstraße, Yorkstraße und Blücherstraße in den Monaten Februar bis April geübt werden.
Für die Übungsmöglichkeit war die Feuerwehr sehr dankbar, da es selten die Möglichkeit gibt mit Wasser in Gebäuden zu üben. Der Schwerpunkt bei den Wohnungsbrandsimulationen lag auf dem Einsatz auf Bereitstellung, bei dem alles soweit vorbereitet wird, damit nach der Erkundung durch den Einsatzleiter / Gruppenführer sofort der Einsatzbefehl umgesetzt werden kann.
Die insgesamt 105 aktiven Feuerwehrangehörigen der Abteilung wurden mit dem neuen Ausbildungskonzept geschult und mit den Einsatzstandardregeln vertraut gemacht werden. Das Ausbildungskonzept kann auch weiter ausgebaut und für die Weinheimer Feuerwehr umgesetzt werden. Daher verschaffte sich auch Feuerwehrkommandant Reinhold Albrecht bei der Alarmabschlussübung einen Eindruck und ließ sich über die Erfahrungen der Ausbildungsleitung berichten. Er war, wie auch die Übungsleitung und das Abteilungskommando bei der abschließenden Manöverkritik aller Übungsteilnehmer mit dem Ergebnis sehr zufrieden.
Die Übungen haben sich bewährt und konnten einen wesentlichen Beitrag zur Optimierung der Einsatzabläufe beitragen und werden nun bei den Einsätzen umgesetzt.
Ralf Mittelbach