Darmstadt – Das „Forum Flughafen und Region“ (FFR) hält es nicht für geboten, dass die Wissenschaftsstadt Darmstadt erneut ein Gutachten über die Streuung von Flugrouten über dem Stadtgebiet in Auftrag gibt. Dies hat Sozial- und Umweltdezernentin Barbara Akdeniz dem Umweltausschuss des Stadtparlaments bei seiner jüngsten Sitzung am Mittwoch, 3. Mai 2017, mitgeteilt. Laut Akdeniz bestätigt das FFR damit die Einschätzung der Stadt: „Nun haben wir auch eine offizielle Rückmeldung, dass die Zurückstellung eines erneuten Streuungsgutachtens richtig war. Aus meiner Sicht macht es keinen Sinn, ein städtisches Gutachten in Auftrag zu geben, dessen potenzielle Ergebnisse nicht umsetzbar sind“.
Vor dem Hintergrund, dass der Ausbau der Billigfluglinien am Flughafen Frankfurt einen Anstieg der Flugbewegungszahlen wahrscheinlich macht, betont Akdeniz: „Auch wenn die Verlagerung der Abflugroute ,AMTIX kurz‘ nicht alle Bürgerinnen und Bürger im Norden gleichermaßen entlasten und zudem auch Neubelastungen verursachen kann, scheint uns diese Verlagerung doch die einzig realistisch umsetzbare Entlastungsmöglichkeit zu sein. Daher plädiere ich für eine Aufnahme dieser Variante in das entsprechende Maßnahmenpaket Aktiver Schallschutz.“
Akdeniz ist damit einem Beschluss der Stadtverordnetenversammlung vom 2. März 2017 nachgekommen, die den Magistrat aufgefordert hatte, beim FFR eine Stellungnahme hinsichtlich der Umsetzbarkeit einer Streuung vor den aktuellen Rahmenbedingungen anzufordern. Schon 2008 war durch das Regionale Dialogforum ein Gutachten hinsichtlich der Streuung der Abflugroute „AMTIX kurz“ über dem Stadtgebiet in Auftrag gegeben worden.
Das Ergebnis war, dass zwar stellenweise mit Entlastungen zu rechnen sei, aber in der Summe die ausschlaggebende Zahl der durch Fluglärm hochbelastenden Bürgerinnen und Bürger ansteigt. 2010 wurde der Magistrat durch die Stadtverordnetenversammlung zur Beauftragung eines neuen Gutachtens zur Streuung aufgefordert. Mittlerweile befand sich aber auch die Verlegung der Abflugroute „AMTIX kurz“ in nördliche Richtung in der Untersuchung durch das nun für die Prüfung von aktiven Schallschutzmaßnahmen zuständige „Forum Flughafen und Region“. Da sowohl die Streuung als auch die Verlegung der Abflugroute „AMTIX kurz“ das Ziel der Entlastung des Darmstädter Nordens verfolgen, hatte der Magistrat eine weitere Untersuchung der Streuung zurückgestellt.
„Dass dies richtig war, hat uns nun das FFR bestätigt“, so Akdeniz. Auch das Forum schließe eine erneute Untersuchung einer Streuung aus. Der Grund, den das FFR hierfür angibt, liege in der Kapazitätsbeschränkung einer solchen Maßnahme. Dadurch, dass die Flugrouten erst aufgefächert und dann hinter Darmstadt wieder zusammengeführt werden müssten, wären unterschiedlich lange Abflugintervalle einzuhalten. Diese seien wiederum notwendig um die vorgeschriebenen Sicherheitsabstände der Flugzeuge einzuhalten. Bereits jetzt sind laut FFR zwischen von 22 und 23 Uhr die Abflugkapazitäten des Flughafens ausgelastet, so dass die unterschiedlich langen Abflugintervalle nicht einzuhalten seien. Für die Zukunft sei mit weiter ansteigenden Flugbewegungszahlen auch in der restlichen Betriebszeit zu rechnen. Daher lehne es das FFR ab, eine solche kapazitätsverringernde Maßnahme erneut zu untersuchen.
„Wenngleich die Begründung des FFR hinsichtlich der Kapazitätsbeschränkung dem Grunde nach unserem Bestreben nach Reduzierung der Flugbewegungen und damit der Erhöhung des Lärmschutzes für die Bevölkerung widerspricht, so ist doch die Begründung von der Wissenschaftsstadt Darmstadt auf der Basis des aktuellen gerichtlich bestätigten Planfeststellungsbeschlusses zu akzeptieren und die Maßnahme damit nicht weiter zu verfolgen,“, so Akdeniz weiter.
Das FFR verwies in seiner Antwort zudem darauf, dass es im Rahmen der Aufstellung eines zweiten Maßnahmenpakets Aktiver Schallschutz ausschließlich die Verschiebung der Abflugroute in nördliche Richtung untersuche. Die Vorlage dieses zweiten Maßnahmenpakets Aktiver Schallschutz ist bislang noch für das erste Halbjahr 2017 geplant. „Sobald die Ergebnisse vorliegen, werden wir diese sowohl in den politischen Gremien besprechen, als auch im Rahmen einer Bürgerinformationsveranstaltung diskutieren“, kündigt Akdeniz an.