Karlsruhe – Das Karlsruher Bäderkonzept geht weiter auf: Erkenntnis des Bäderausschusses, der am Mittwoch unter Vorsitz von Bürgermeister Martin Lenz im Rathaus tagte. Auch und gerade in Jahren mit Schlechtwetterphasen, die wie im vergangenen Frühsommer naturgemäß vor allem den Freibädern schaden, zahlt sich zweierlei aus.
„Das jeweilige Profil schärfen, um teils ganz unterschiedliche Zielgruppen bedienen zu können, und immer wieder investieren, um die Attraktivität hoch und die Besucherzahlen möglichst konstant zu halten“, erklärte Bäderbetriebsleiter Oliver Sternagel in öffentlicher Sitzung. In Karlsruhe sei ein Niveau erreicht, das sich kaum noch weiter steigern, aber auch nur dann bewahren lasse, wenn die durchaus wachsenden Ansprüche des Publikums bedient werden können.
Immer noch Topwert im bundesweiten Vergleich
August und September holten 2016 noch viel von dem auf, was Regen und eher kühles Wetter verhindert hatten: Unter dem Strich lag die Gesamtbesucherzahl mit 1,55 Millionen nur geringfügig unter der Vorjahressumme von 1,63 Millionen Gästen. „Im bundesweiten Vergleich immer noch ein Topwert“, betonte Sternagel, ging doch im Schnitt jede Karlsruherin und jeder Karlsruher fünfmal in ein städtisches Bad.
Der operative Zuschussbedarf erhöhte sich ebenfalls nur minimal um rund fünf Prozent von 5,2 auf knapp 5,5 Millionen Euro. Auch das suche – zumal bei vergleichsweise moderaten Eintrittspreisen und hoher Subventionsbereitschaft – weithin seinesgleichen. Den Wetterunbilden geschuldet, aber auch – wie der Ausschuss konstatierte – ein genereller Trend, der mit verändertem Freizeitverhalten zu tun hat, das den Freibadbesuch nicht mehr als Nonplusultra ansieht.
In der finanziellen Betrachtung erinnerte Sternagel daran, „dass wir eben auch sehr hohe Fixkosten haben – ob einer kommt oder ob es tausend sind“. Ein heißes langes Wochenende erziele zugleich immer noch spürbaren Auftrieb. Dennoch verzeichneten die Freibäder aus den genannten Gründen ein Minus von 10,4 Prozent zu knapp 504.000 Besuchern (2015: rund 562.500), während es bei den Hallenbädern sogar ein leichtes Plus von 1,6 Prozent auf gut 755.000 Gäste (743.000) gab.
Vierordtbad auf dem Weg zur Fünf-Sterne-Klassifizierung
Sternagel ging auch auf die einzelnen Bäder und die dortigen publikumswirksamen Events ein. So konnte die Therme Vierordtbad ihren Stand trotz Baustellensituation vor dem Gebäude (Ettlinger Straße) und drinnen sogar leicht verbessern auf mehr als 108.000 Besucher 2016, ein Plus von 1,1 Prozent. Ende März war nun Baubeginn für den Innenhof Ost, der auf eine Weiterentwicklung zur Fünf-Sterne-Klassifizierung abzielt. Die Besucher reagierten bislang mit Verständnis und Vorfreude, honorierten auch die zehnprozentige Eintrittsminderung als Ausgleich für Arbeiten und Einschränkungen. Zu den besonderen Aktionen zählen begeisternde Unterwasserklänge – weihnachtlich vor dem vergangenen Fest und nun am Freitag, 5. Mai, mit DJ Stean: „Hip Hop meets Jazz“. Für Entspannung sorgten auch wieder lange Saunanächte, für gewohnte Heiterkeit bei Jungen und Mädchen die kostenlose DLRG-Badeparty in Grötzingen.
Neue Doppelrutsche für Turmbergbad
Aufwärts ging es in Durlachs Weiherhofbad mit plus 11,6 Prozent auf gut 89.000 Gäste. Das Freibad des größten Stadtteils, das Turmbergbad, musste zwar ein Minus von 13,8 Prozent auf 120.793 gezählte Gäste hinnehmen, aber nachdem die alte Rutsche sanierungsbedürftig war und Sicherheitsmängel aufwies, dürfte die neue einschlagen. Für 600.000 Euro entstand dort die Doppelrutsche „RedblaXX“, auf der zwei Personen parallel ein Rennen rutschen können. Der neue außergewöhnliche Hingucker ist einsatzbereit, nun muss nur noch das Wetter mitspielen.
Es verhagelte die Bilanz des Freibads Rüppurr ein wenig (minus 9,6 Prozent), doch auch dorthin kamen immer noch mehr als 100.000 Besucher. Die künftigen können sich an einem zweiten Kiosk Richtung Kinderlandschaft erfreuen, den der neue Pächter errichtete. Gefragt nach der Pachtregelung, antworte Sternagel, dass andernorts schon Geld bezahlt würde, damit sich ein Pächter ansiedelt, während die Pachteinnahmen für Rüppurr gestaffelt mit der Besucherzahl stiegen.
Besucher-Plus im Sonnenbad
Einen Rückgang um 20,5 Prozent weist das Rheinstrandbad Rappenwört auf, was für voriges Jahr in Summe gut 153.000 Gäste bedeutete. Überregionale und sogar internationale Berichterstattung würdigte die Eröffnung des Sonnenbads, das wieder von Februar bis 1. Advent zum Schwimmen einlud. Fast 130.000 Mal wurde dies genutzt, ein Plus von 9,1 Prozent. Bäderdezernent Lenz lobte das Engagement der bei den Bädern Beschäftigten und für sie Verantwortlichen, beteuerte, dass nie beim Thema Sicherheit und Aufsicht gespart werde und verwies auf einen Kongress in Hamburg, bei dem immer wieder eine Bäderlandschaft als Beispiel gebend hervorgehoben worden sei – die Karlsruher.