Kreis Mainz-Bingen – Jede lange Reise beginnt immer mit dem ersten Schritt.
Die Flüchtlinge in Mainz-Bingen haben wahrlich eine lange Reise hinter sich. Im Landkreis angekommen führt sie der erste Schritt in die Integrationskurse. Mühsam wird dort Stück für Stück Deutsch gelernt – meistens vormittags. Und was passiert in der verbleibenden Zeit? Bis zur nächsten Unterrichtsstunde sind die fremden Vokabeln und Grammatikregeln oft schwer präsent. Es fehlt der praktische Bezug im Alltag und ein strukturierter Tagesablauf.
Die Folgen: Unzufriedenheit, Frustration und mangelnde Integration. Das Ziel in Deutschland zu leben und zu arbeiten rückt weiter in die Ferne. Abhilfe schaffen jetzt die Träger des Landkreises Mainz-Bingen, Kreisvolkshochschule (KVHS) sowie die Volkshochschulen (VHS) Ingelheim und Bingen: Sie richten im Auftrag des Jobcenters ganztägige Ergänzungs- und Betreuungsangebote für die Integrationskurse ein. Alle weiteren Träger folgen ebenfalls diesem Modell nach und nach.
„Wenn die Menschen nach den Kursen nach Hause gehen, mit dem mühsam Erlernten alleine gelassen werden und nicht wissen wohin mit der Zeit für den restlichen Tag, erschwert das eine nachhaltige Integration erheblich“
so Ute Breivogel, Leiterin des Job Centers. Die Ganztagsangebote steht unter dem Motto „Leben und Arbeiten in Deutschland“. Gemeinsam wird das bisher Erlernte wiederholt, geübt, vertieft und angewendet.
„Das ist wichtig und begünstigt den Fortschritt, die deutsche Sprache zu lernen“,
weiß KVHS-Leiterin Monika Nickels aus Erfahrung.
Um ein Gefühl dafür zu bekommen, wie die Gesellschaft in Deutschland tickt, strukturiert ist und was diese zusammenhält, spielt neben der Sprache die Wertevermittlung und die Sozialraumerkundung eine wichtige Rolle. Institutionen wie Feuerwehr, Polizei oder Verlage lassen die Kursteilnehmer hinter die Kulissen schauen. Fachleute erzählen aus dem Berufsalltag und vermitteln anhand praktischer Beispiele Grundwerte wie die Gleichstellung von Mann und Frau, Religions-, Gewalt- und Meinungsfreiheit oder den effizienten und sparsamen Einsatz von Strom und Wasser. Solche praktischen Erfahrungen, gepaart mit Betriebsbesuchen und Praktika, veranschaulichen die Berufswelt sehr deutlich und bereiten die Kursteilnehmer auf diese vor.