Herxheim / Landau – Der Umgang in der Jugendarbeit mit dem Phänomen des Rechtspopulismus stand im Mittelpunkt des Seminartags der deutsch-französisch-schweizerischen Oberrheinkonferenz am 4. Mai 2017 in Herxheim. Der zuständige Dezernent im Landkreis Südliche Weinstraße Marcus Ehrgott und die Bürgermeisterin der Verbandsgemeinde Herxheim Hedi Braun begrüßten die Teilnehmer aus den drei Ländern. Beide unterstrichen die Bedeutung dieser Arbeit und zeigten sich angetan von der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit auch bei diesem Thema.
Der Seminartag stand unter der Leitung von Kreisjugendpfleger Wolfgang Giessen. Unter anderem wurde ein Vergleich populistischer Strömungen in Europa durchgeführt, mit dem Ziel, Jugendliche aufzuklären und zu sensibilisieren, kritische Nachfragen zu stellen. Besonders die Präsidentschaftswahlen in Frankreich fanden große Beachtung seitens der aus dem Nachbarland angereisten Teilnehmer.
„Rechtspopulisten sehen sich oft als Sprachrohr einer ‚schweigenden Mehrheit‘, deren Interessen andere Parteien ignorieren. Gerade bei den heute so zentralen Fragen wie Flüchtlinge, Integration und dem Zusammenspiel in der Gesellschaft. Dabei handelt es sich keineswegs um eine wirkliche Mehrheit“. Diese Erläuterung gab Luis Caballero, Soziologe und Forscher im Bereich Rechtspopulismus rund vierzig Sozialarbeitern in der Jugendarbeit. Dabei würden sich Rechtspopulisten auch dadurch von Rechtsextremisten unterscheiden, dass den Extremisten nicht so wichtig ist, die Mehrheit der Bevölkerung für ihre Sache zu gewinnen. Vermittelt wurden Möglichkeiten, Ausländerfeindlichkeit besser zu begegnen und Hintergrundwissen zur besseren Einschätzung von politisch rechten Strömungen.
„Die Vorstellung, Rechtspopulisten seien harmloser als Rechtsextremisten, ist also falsch. Beide lehnen die notwendige Offenheit gegenüber der Welt ab und beide wollen mit demokratischen Mitteln, auf die sie vehement pochen, die Demokratie selbst abschaffen“, so Caballero weiter. Die Politik werde pauschal als korrupt und inkompetent bezeichnet, freilich ohne wirklich eigene konstruktive Lösungsansätze zu geben.
Der Umgang mit Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus schrecke im Alltag viele Menschen ab aus Angst, sich nicht richtig positionieren zu können und im Redefluss zu unterliegen. Dabei sei es gar nicht notwendig, Experte in allen politischen Fragen zu sein, führte Felix Eitel vom Beratungsnetzwerk gegen Rechtsextremismus Rheinland-Pfalz aus. So genüge es oft, in Diskussionen die Dinge kritisch und detailliert zu hinterfragen oder auch den Ursprung von Zahlen und Angaben zu ergründen, um die so selbstsicher wirkenden Agitatoren zu entlarven. „Bequeme und einfache Antworten sind stets verdächtig, die Welt ist vielfältig schattiert, aber nie nur schwarz oder weiß“, so Eitel weiter.
Diese und weitere Hilfestellungen im Umgang mit Rechten Gesinnungen waren der weitere wichtige Teil des simultan übersetzten Seminartages.