Die Universitätsmedizin Mannheim (UMM) und das Klinikum Ludwigshafen prüfen Möglichkeiten einer engen Zusammenarbeit bei der Informationstechnologie im Krankenhaus. Damit haben die Aufsichtsräte der beiden Maximalversorger heute die Geschäftsführungen beauftragt. Eine gemeinsame IT soll die Modernisierung der Datenverarbeitung weiter vorantreiben und beschleunigen – mit dem erklärten Ziel, durch strategische IT-Investitionen langfristig Kosten in den Abläufen zu minimieren und die Behandlungsqualität weiter zu verbessern.
„Eine derart enge Kooperation zweier unabhängiger Krankenhäuser im Zukunftssektor IT ist bisher einzigartig in der deutschen Kliniklandschaft“, berichtet Professor Dr. med. Frederik Wenz, Geschäftsführer und Ärztlicher Direktor der UMM, und erläutert: „Wir prüfen, die Kompetenzen unserer IT-Experten zu bündeln, um die Chancen der modernen IT besser nutzen zu können. So wollen wir unseren Medizinern und Pflegekräften bald umfassende, aktuelle und übersichtlich aufbereitete Patientendaten in modernen Online-Systemen zur Verfügung stellen.“ Schon heute spielt die IT eine wichtige Rolle im Krankenhaus, viele Diagnosedaten werden elektronisch weiter verarbeitet, ein Großteil der medizintechnischen Geräte ist bereits in die IT-Landschaft integriert. Dieser Trend wird sich künftig weiter verstärken. „Wir sehen IT nicht als unliebsamen Kostenfaktor, sondern als den wesentlichen Werttreiber in unserem zukünftigen Arbeitsalltag“, so Hans-Friedrich Günther, Geschäftsführer im Klinikum Ludwigshafen. IT sei ausschlaggebend, wenn es darum ginge, Prozesse und Abläufe zu optimieren und dadurch langfristig Kosten für die Organisation zu senken. Frei gewordene Kapazitäten könnten dann wieder in die IT-Landschaft investiert werden.
„Jedes IT-System ist nur so klug wie die Köpfe dahinter. Das Fachwissen unserer Mitarbeiter ist bei unserem Vorhaben unverzichtbar“, verweist Günther auf die Mitarbeiter seiner IT-Abteilung, die künftig gemeinsam mit den IT-Experten der UMM arbeiten sollen. Die Mitarbeiter bleiben dabei unverändert bei ihrem Krankenhaus angestellt, an ihren Arbeitsverträgen ändert sich nichts. „Die neue Zusammenarbeit wird für IT-Experten im Gesundheitswesen attraktiv sein, weil hier besonders innovative Projekte möglich sind“, so Wenz weiter.
Der Schulterschluss der beiden Häuser in Mannheim und Ludwigshafen liegt nahe: Beide Maximalversorger haben sehr ähnliche Anforderungen an ihre IT und setzen heute schon zu großen Teilen gleichartige Hard- und Software ein. Gemeinschaftlich lassen sich diese Lösungen künftig effizienter entwickeln, anpassen und implementieren. „Eine Kooperation ist angesichts der zunehmenden Bedeutung der Informationstechnologie im Gesundheitswesen strategisch absolut sinnvoll“, unterstützen die Oberbürgermeister und Aufsichtsratsvorsitzenden Dr. Eva Lohse und Dr. Peter Kurz die Initiative der beiden Krankenhäuser und betonen: „Eine IT-Kooperation der beiden Krankenhäuser ist ein weiteres Beispiel für die Vorteile der städte- und länderübergreifenden Zusammenarbeit in der Metropolregion Rhein-Neckar.“ UMM und KliLU arbeiten bereits in anderen Bereichen erfolgreich zusammen – etwa in der Herzmedizin.
Auch in einer bundesländerübergreifenden IT-Zusammenarbeit genießen Datenschutz und Systemsicherheit höchste Priorität. Von Anfang an werden daher die Datenschutzbeauftragten von Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg informiert und einbezogen.
Nach dem Auftrag der Aufsichtsräte werden aktuell auch die formal-juristischen Schritte zur Gründung einer gemeinsamen IT-Gesellschaft geprüft. Die Kooperation soll im Laufe des Jahres 2018 den operativen Betrieb aufnehmen.