Mannheim: Theaterfestival Schwindelfrei – Ab sofort können Künstler aus der Metropolregion ihre Konzepte einreichen

Mannheim – Performing Privilege lautet das Thema des Mannheimer Theaterfestivals Schwindelfrei, das vom 28. Juni bis 1. Juli 2018 in seine sechste Ausgabe startet und vom Kulturamt der Stadt Mannheim ausgerichtet wird. Dort können Künstler aus allen Sparten der Darstellenden Künste, die aus der Metropolregion Rhein-Neckar kommen, ab sofort ihre Konzepte zum Thema einreichen. Die vier ausgewählten Gruppen werden auf zwei internationale Ensembles treffen. Als Ergebnis erwartet das Publikum sechs eigens für das Festival entwickelte Kurzperformances, die zusammenfasst in zwei Parcoursrouten ihre Uraufführung erleben. Ein Rahmenprogramm aus Konzerten, Lesungen, Ausstellungen und Partys wird das Festival ergänzen.

Welche Privilegien habe ich? Oft ist das nicht einfach zu erkennen und doch führt die weltweit ungleiche Verteilung von Rechten und Ressourcen im Zeitalter des Internets zu Wut und Sehnsüchten bei denen, die nur wenige besitzen. Mit dem Festivalthema sollen sie sichtbar gemacht werden: Welche Privilegien sind in unsere Körper eingeschrieben – ob wir wollen oder nicht? Wo und wie wird Privileg dargestellt? Welche Vorteile haben beispielsweise Menschen mit weißer Hautfarbe? Welche Macht hat ein deutscher Pass? Und wären wir tatsächlich bereit, die eigenen Privilegien zu teilen? Dies sind Fragen, welche die Theaterschaffenden der Region zu eigenen Kurzinszenierungen bewegen möchten. Da die einzelnen Produktionen erst vor Ort und in Austausch mit anderen Künstlern entstehen, rücken auch Produktionsweisen und Entwicklungsprozesse in den Fokus des Festivals. Die Suche nach neuen Arbeitsweisen und ästhetischen Formen ist damit ein zentraler Bestandteil der Arbeiten. So ist das Theaterfestival auch Kommunikationsplattform, um einen Raum zu schaffen, in dem gegenseitige Impulse möglich werden.

„Mit dem Theaterfestival Schwindelfrei ist es gelungen, ein wichtiges Förderinstrument für die freie Szene der Darstellenden Künste zu etablieren. Es verbindet die freie Theaterszene Mannheims mit Künstlern aus aller Welt und schafft durch internationale Begegnungen künstlerisch neue Einflüsse. Gleichzeitig werden auch dem Publikum immer wieder neue Blickwinkel eröffnet. Damit ist ein internationales und interdisziplinäres Festival entstanden, das in dieser Form einzigartig ist“, sagt Kulturbürgermeister Michael Grötsch.

Auch Sabine Schirra, Leiterin des Kulturamts, sieht in der Gesamtkonzeption einen großen Gewinn für Künstler und Publikum: „In der sehr klugen Festivalkonzeption von Sophia Stepf, die regionale und internationale Künstler zusammen und in einen regen Austausch miteinander bringt, hat es das Festival in den letzten beiden Ausgaben geschafft, sowohl nach innen als auch nach außen eine starke Wirkung zu entfalten. Nach innen, da es als Förderinstrument für die freien Darstellenden Künste, das die Begegnung und den Prozess im Fokus hat, voll und ganz aufgeht. Nach außen, da es gelungen ist, ein breites Publikum für das Festivalformat und die Künstler zu begeistern.“

Feste Konstanten und Neuerungen beim Festival 2018

Kontinuität und Weiterentwicklung sind gleichermaßen zentrale Bestandteile des Festivals. Die Gesamtkonzeption von Sophia Stepf hat sich in den vergangenen zwei Ausgaben bewährt und eine starke Wirkung gezeigt. Daher wird sie ein weiteres Mal die Rolle der Kuratorin einnehmen. Eine Neuerung und damit auch Verbesserung wird es bei den Produktionsbedingungen für die Künstler geben: Die gemeinsame Probenzeit wird von zehn auf 14 Tage verlängert. Zudem wird der Etat, der jeder Gruppe für die jeweils 20-minütige Performance zur Verfügung steht, steigen. Damit dies möglich ist wird die Gruppenzahl von acht auf sechs verringert. „Zum einen kann so ein noch engerer Austausch zwischen den Künstlern stattfinden. Zum anderen bedeutet diese infrastrukturelle und finanzielle Verbesserung für die Produktionen auch eine Erhöhung der Festivalqualität für Künstler und Publikum“, so die Kuratorin.

Neu in 2018 wird ebenfalls der Austragungsort des Festivals sein, das sich auf die neu entstehende Theatermeile vom Eintanzhaus in der Trinitatiskirche über das theater/haus G 7 bis hin zu zeitraumexit im Jungbusch verlagern wird. „Mit dem Eintanzhaus entsteht ein neuer Ort für den Tanz mitten in den Mannheimer Quadraten. Das ist einmalig“, freut sich Festivalleiterin Nicole Libnau vom Kulturamt und ergänzt: „Auch an den Häusern zeitraumexit und theater/haus G 7 gab es in diesem Jahr Bewegung und neue Impulse. Uns ist es ein Anliegen, solche Bewegungen in der Stadt nach außen hin sichtbar zu machen. Das Theaterfestival hat die notwendige Flexibilität, um auf neue Entwicklungen einzugehen.“

Anregungen aus der Stadtgesellschaft in einen künstlerischen Prozess aufzunehmen, ist auch das Anliegen der Kuratorin. Sie versteht sich als Impulsgeberin und Netzwerkerin für die regionale Szene und möchte einen Ort der Begegnung schaffen: eine Begegnung von internationalen mit regionalen Künstlern, von Künstlern und ihrem Publikum, von Kunst und Stadtgesellschaft.

Informationen für Künstler zur Ausschreibung

Alle freien Gruppen der Metropolregion aus sämtlichen Bereichen der Darstellenden Künste sind nun eingeladen, sich mit dem Thema Performing Privilege auseinanderzusetzen. Ihre Konzepte können sie bis zum 4. September 2017 beim Kulturamt Mannheim einreichen. Stattfinden wird das Festival vom 28. Juni bis 1. Juli 2018 auf der neuen Theatermeile Eintanzhaus in der Trinitatiskirche – theater/haus G 7 – zeitraumexit.

Die Ausschreibungsunterlagen und Bewerbungsbögen können ab sofort unter www.theaterfestival-schwindelfrei.de abgerufen werden.