Ettlingen – Gute Nachricht aus Berlin: Das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit unterstützt die klimafreundliche Nahwärmeversorgung des Ettlinger Musikerviertels mit 80 Prozent der kalkulierten Ausgaben. Das entspricht einer Fördersumme von rund vier Millionen Euro und ermöglicht den Stadtwerken Ettlingen den Aufbau einer fast vollständig regenerativen Wärmeversorgung für das Quartier. Das Musikerviertel wird ab 2020 rund 1.900 Tonnen CO2 jährlich bei der Erzeugung von Wärme und Warmwasser einsparen.
„Überbringer guter Nachrichten sind in Ettlingen stets höchst willkommen“, begrüßte Oberbürgermeister Johannes Arnold am Montagvormittag, 22. Mai, Umweltstaatssekretärin Rita Schwarzelühr-Sutter in der Wilhelm-Röpke-Schule im Beruflichen Bildungszentrum Ettlingen – Schwarzelühr-Sutter überreichte den offiziellen Zuwendungsbescheid für das Projekt „zeozweifrei NAH.WÄRME für das Musikerviertel Ettlingen“ persönlich an Eberhard Oehler, Geschäftsführer der Stadtwerke Ettlingen (SWE) und an die weiteren Projektbeteiligten, Landrat Dr. Christoph Schnaudigel für den Landkreis Karlsruhe sowie Johannes Arnold für die Stadt Ettlingen.
„Es freut mich, dass der Klimaschutz bei der Quartiersentwicklung des Musikerviertels von Anfang an mitgedacht wurde“, sagte Schwarzelühr-Sutter und ergänzte: „Alle wichtigen Akteure, die Wohnbaugesellschaften, die Eigentümergesellschaften, Stadtwerke, Stadt und Landkreis haben bei der Projektentwicklung mitgewirkt. Dass hier nun ein regenerativer Anteil von 97 Prozent an der Wärmeerzeugung erzielt werden soll, ist ein toller Erfolg.“ Die Förderung unterliegt strengen Kriterien. Von 270 aus dem ganzen Bundesgebiet eingereichten kommunalen Förderanträgen kamen gerade einmal 29 in die engere Wahl. Das Ettlinger Projekt gehört nun zu denjenigen, die bereits die Förderung bewilligt bekommen haben.
Die künftige CO2-freie Versorgung des Musikerviertels mit erneuerbaren Energien zeige beispielhaft, wie Klimaschutz auf kommunaler Ebene realisiert werden könne, wenn Politik, Bürger, Wissenschaft und Stadtwerke an einem Strang ziehen, betonte der Oberbürgermeister. Sein Dank richtete er dabei an Birgit Schwegle von der Umwelt- und Energieagentur Kreis Karlsruhe, die die Koordination der Beteiligten übernommen hatte. Die regenerative und damit klimafreundliche Energieerzeugung erreicht im Ettlinger Musikerviertel die Wilhelm-Lorenz-Realschule, das Berufliche Bildungszentrum (BBZ),
35 Mehrfamilienhäuser mit 400 Wohnungen, zehn Einfamilienhäuser sowie einen Kindergarten, der nach dem Bau an das Wärmenetz angeschlossen wird.
Oberbürgermeister Arnold sagte, dass der Klimaschutz viele Akteure kenne, den Stadtwerken aber bei der Umsetzung in der Fläche eine zentrale Verantwortung zukomme. Als Bürger und Oberbürgermeister berichte er gerne und mit Stolz über das beispielhafte Klimaschutzengagement der Stadtwerke Ettlingen. „Klimaschutz ist zwar eine internationale Aufgabe, doch muss er stets auch die Lebensqualität am Ort der Umsetzung verbessern, um die Akzeptanz der Menschen zu finden.“ Und das sei beim Projekt „zeozweifrei NAH.WÄRME für das Musikerviertel“ in jeder Hinsicht gegeben. Arnold zeigte sich zudem zuversichtlich, dass nach der finanzkräftigen Unterstützung von Seiten des Bundes das Projekt auch die breite Zustimmung des Stadtrats finden werde.
Landrat Dr. Christoph Schnaudigel hob hervor, dass der Landkreis Karlsruhe beim Beruflichen Bildungszentrum, an das rund 3.000 Schülerinnen und Schüler gehen und das komplett saniert und zum Teil neu gebaut wird, neue Wege geht. „Wenn wir bauen, wollen wir energetisch sinnvoll bauen. Wir haben das Schulgebäude daher nicht isoliert betrachtet, sondern beim Konzept zur Energieversorgung die umliegenden Gebäude miteinbezogen. Der Kreis hat auf diese Weise zusammen mit der Stadt Ettlingen und den Stadtwerken Ettlingen und mit Unterstützung der Energieagentur Kreis Karlsruhe ein übergreifendes Konzept erarbeitet, um so die Energiewende vor Ort umzusetzen.“ Ein Beitrag zum Klimaschutz, denn das Projekt spart künftig rund 1.900 Tonnen CO2 ein.
Das Projekt „zeozweifrei NAH.WÄRME für das Musikerviertel Ettlingen“ hat insgesamt ein Investitionsvolumen von rund fünf Millionen Euro und soll bis Ende 2019 realisiert werden. Planung und Vorbereitung der Ausschreibungen sind bereits im Gange, Baubeginn ist für Frühjahr 2018 geplant.
Der Aufbau der Stadtteil-Wärmeversorgung erfolgt an verschiedenen Stellen. Die Hauptakteure dabei sind das Berufliche Bildungszentrum (BBZ) und die Wilhelm-Lorenz-Realschule. Auf dem Dach des Neubaus der Wilhelm-Röpke-Schule beim BBZ erzeugen rund 540 Quadratmeter Solarthermiekollektoren Wärme aus der Sonneneinstrahlung. Im Keller der neuen Schule produzieren zwei große Pelletheizungen heißes Wasser für die Fernwärmeversorgung. Sogenannte Pufferspeicher nehmen die unterschiedlich erzeugte Wärme zur Zwischenspeicherung auf.
In der Heizzentrale des BBZ wird eine alte Heizung durch einen neuen Biogas-Spitzenlastkessel ersetzt. Und im Keller der benachbarten Wilhelm-Lorenz-Realschule findet ein mit Biogas betriebenes Blockheizkraftwerk (BHKW) seinen Platz. Neben der Wärme für das Nahwärmenetz erzeugt das BHKW auch regenerativen Strom für die Schule.
Das so erzeugte 70 – 95° C heiße Wasser wird durch unterirdisch verlegte, wärmeisolierte Rohre zu den einzelnen Verbrauchern transportiert. Dort hat jeder Keller eine Wärmeübergabestation, die das heiße Wasser in die hauseigene Wärmeverteilung pumpt. Umgekehrt wird das abgekühlte Wasser wieder in die Heizzentralen zurückgepumpt und dort erneut aufgewärmt.
Eckdaten Projekt zeozweifrei NAH.WÄRME für das Musikerviertel Ettlingen
- Investitionsvolumen: rund fünf Millionen Euro.
- Projektpartner: Landkreis Karlsruhe, Stadt Ettlingen, Stadtwerke Ettlingen.
- Ausgangsinitiative: Integriertes Energie- und Klimaschutzkonzept des Landkreises Karlsruhe aus dem Jahr 2010 sowie das Integrierte Klimaschutzkonzept der Stadt Ettlingen (auch aus dem Jahr 2010).
- Ziel: Deckung des Energiebedarfs ohne CO2-Emissionen, also zeozweifrei, durch Energieeinsparungen und Umstieg auf erneuerbare Energieträger.
- Weitere Beteiligte: Umwelt- und EnergieAgentur des Landkreises Karlsruhe (UEA) und Beratungsunternehmen Tilia.
Eckdaten des Zuwendungsbescheids
- Bewilligte nichtrückzahlbare Zuwendung: 80 Prozent der zuwendungsfähigen und nachgewiesenen Ausgaben (ca. vier Millionen Euro).
- Zuwendungsgeber: Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit.
- Mittelherkunft: Nationale Klimaschutzinitiative der Bundesregierung.
- Förderkennzeichen: 03KSM0019
- Zuwendungsempfänger: Stadtwerke Ettlingen GmbH
- Monitoring, Berichte, Kostenverfolgung