Ludwigshafen – Es ist geschafft – die TSG Ludwigshafen-Friesenheim spielt in der kommenden Saison wieder in der 1. Handball-Bundesliga. Beim 32:27-Erfolg gegen den Absteiger HC Empor Rostock hatten die Eulen den notwendigen Sieg eingefahren, aber nach Spielende rückte eine andere Partie in den Fokus, die über den dritten Aufstieg der Pfälzer entscheiden sollte – das Match des VfL Bad Schwartau gegen die DJK Rimpar Wölfe. Die wollten laut eigener Homepage zu Legenden werden, wollten Geschichte schreiben, doch die schrieben an diesem frühen Samstagabend andere.
Die Begegnung in der mit 2350 Besuchern ausverkauften Friedrich-Ebert-Halle war längst beendet, dennoch liefen in der Spielstätte der Rothemden sämtliche Mobiltelefone heiß, weil zu diesem Zeitpunkt klar war, dass die TSG in der Tabelle am TV Hüttenberg nicht vorbeikommen würde. Der Neuling hatte den Spitzenreiter TuS Nettelstedt-Lübbecke mit 25:19 besiegt und damit den 1-Tore-Vorsprung gegenüber dem Team von Ben Matschke nicht nur gewahrt, sondern sogar noch ausgebaut. Und je näher der Vergleich in der Lübecker Hansehalle dem Ende zuging, umso wahrscheinlicher wurde indes das wunderbare Saisonende für Kapitän Philipp Grimm und seine Mitstreiter: Platz drei und der Aufstieg. Als schließlich das Ergebnis aus Lübeck amtlich war, kannte der Jubel keine Grenzen mehr. Somit war den Eulen die sportliche Beförderung in die erste Liga erstmals in der eigenen Halle geglückt.
Das Team von Ben Matschke kam gegen die Ostseestädter glänzend in die Partie, zeigte große Entschlossenheit und lag nach nicht einmal vier Minuten bereits mit 4:1 vorne, drei dieser vier TSG-Tore gingen auf das Konto von Jan Remmlinger, eins auf das von Gunnar Dietrich. Die beiden Rückraumspieler glänzten auch im weiteren Verlauf und hatten am Ende fast die Hälfte aller TSG-Treffer erzielt. Nach Julian Poraths Goal zum 4:2-Zwischenstand traf Kai Dippe auf der Gegenseite zum 5:2, die Vorarbeit hatte Gunnar Dietrich geleistet. Und das erste Tor von Pascal Durak, der einen Gegenstoß erfolgreich abschloss, hatte die erste Auszeit zur Folge, gespielt waren nicht einmal sechs Minuten. Keine Frage, die Stimmung war phantastisch, und die TSG lieferte die nächsten Tore: Philipp Grimm machte vom Strich aus das 9:4, dann netzte Gunnar Dietrich ein und, nachdem Kevin Klier einen Porath-Wurf entschärft hatte, sprintete Philipp Grimm allen davon und jubelte wenig später über das 11:4. Ein Zwischenresultat nach gut 13 Minuten – was war das für eine Auftaktviertelstunde. In den nächsten Minuten schlichen sich auf TSG-Seite aber erste Fehlabschlüsse ein, und der Gast kam zu weiteren Toren. Rostock verkürzte bis zur Halbzeit seinen 7-Tore-Rückstand mal auf sechs, fünf oder vier Treffer, ehe das 16:11 als Halbzeitstand in die Statistik einging. Jan Remmlinger, der den Torreigen des ersten Abschnitts eröffnet hatte, schloss diesen mit seinem fünften Treffer auch ab. „Wir haben es verpasst, wegzugehen“, sagte Alex Feld, der verletzungsbedingt nicht mitwirken konnte.
Rostock kämpfte auch im zweiten Durchgang, unbeeindruckt vom dauerhaften Rückstand, weiter. So ließ Vyron Papadopoulos Kevin Klier zu Beginn der zweiten Hälfte keine Chance und verwandelte seinen ersten Siebenmeter. Gunnar Dietrich antwortete mit dem 17:12, das keine Minute Bestand hatte, weil André Meuser im Gegenzug das 17:13 gelungen war. Eine nächste 6-Tore-Führung hatte Bestand, nachdem Pascal Durak per Strafwurf und Kai Dippe getroffen hatten, letzterer einmal mehr von Gunnar Dietrich in Szene gesetzt. Johannes Trupp und Michael Höwt hießen die nächsten Torschützen, ehe für Maximilian Schütze die Partie vorzeitig zu Ende war, seine Aktion gegen Jan Remmlinger hatte eine Disqualifikation zur Folge. Die Überzahl nutzten die Rothemden, Patrick Weber traf und danach auch Kai Dippe, der ein Konter zum 21:15 im Empor-Gehäuse unterbrachte. Als Philipp Grimm in der 46. Minute die Kugel an den Innenpfosten drosch und diese danach im Netz zappelte, führten die Pfälzer mit 25:19, zwei Minuten zuvor hatte Mathias Lenz den Job im TSG-Kasten übernommen. Und „Matze“ Lenz machte gleich in seinen ersten Minuten zwischen den Pfosten Würfe weg, André Meuser verlor das Duell ebenso wie Johannes Trupp und Efthymios Iliopoulos, der seinen Gegenstoß verpuffen sah. Der TSG gelang es freilich auch in den letzten 12 Minuten nicht, einen höheren Vorsprung als sieben Tore herauszuwerfen, und am Ende betrug die Differenz schließlich fünf Treffer.
„Ich wollte immer aufsteigen“, plauderte Alex Feld los, „und bin damit allen auf die Nerven gegangen.“ Und resümierte: „Der Sieg gegen Rostock war nie gefährdet. Und der Aufstieg ist einfach nur affengeil.“ Denni Djozic, der das Saisonende auch nur von einem Sitzplatz erlebte und nun innerhalb eines Jahres zum zweiten Mal in die erste Liga aufgestiegen ist, hob die Mannschaft heraus: „Das ist ein ganz besonderes Team. Der Zusammenhalt innerhalb der Truppe, die immer an sich geglaubt hat, hat den Ausschlag gegeben.“ Für David Schmidt ist das Endergebnis „ein Traum, der Aufstieg ist die Krönung. Es ist eine geniale Situation und macht mich wahnsinnig stolz.“ Der scheidende Sportliche Leiter Carsten Hoffmann attestierte Rostock „eine vorbildliche Einstellung. Empor hat das sehr clever gemacht und letztlich ist das 32:27 ein gerechtes Ergebnis, wir hatten heute nicht die Souveränität. Hervorzuheben ist die Effektivität von Philipp Grimm und auch Jan Remmlinger hat´s richtig gut gemacht.“ Und Carsten Hoffmann wirft schon mal einen Blick in die Zukunft: „Der Aufstieg ist eine gute Chance, Weichen zu stellen und etwas Großes zu produzieren, und er kann einen gewissen Hype entfachen.“
Die Auswahl von Ben Matscke, die vor der Runde als Mitfavorit gegolten hat und im Saisonverlauf von einer wahren Verletzungsflut heimgesucht worden war, hat sich diesen Erfolg verdient und schließlich auch am letzten Spieltag das Glück gehabt, dass der VfL Bad Schwartau Schützenhilfe geleistet hat. Sie hat sich durch die vielen verletzungs- und krankheitsbedingten Ausfälle nicht von ihrem Weg abbringen lassen, und mit den Nachverpflichtungen haben die Verantwortlichen ein gutes Näschen bewiesen. Max Haider, Mathias Lenz und Jan Remmlinger waren derart rasch integriert, dass man schnell das Gefühl haben konnte, sie stünden schon viel länger im TSG-Kader. Und auch sportlich war das Trio ein richtiger Glücksgriff. Verabschiedet wurden neben Carsten Hoffmann die Spieler „Niki“ Claus, der zur SG BBM Bietigheim wechselt, Malte Röpcke, steht in der kommenden Runde bei der TSG Haßloch unter Vertrag, Martin Slaninka, künftig in Aarau am Ball, sowie Simon Schleidweiler, er geht zurück zum VTV Mundenheim. Und nicht zu vergessen Philipp Grimm.
Der Kapitän konnte mit dem Erstligaaufstieg, es war nach 2010 und 2014 sein insgesamt dritter, seiner großartigen Karriere das i-Tüpfelchen aufsetzen. Der Linksaußen, der für die Eulen in 359 Bundesligaspielen 1906 Tore warf und nur drei Begegnungen verpasste, hielt nach der Rostock-Partie eine sehr emotionale Abschiedsrede. Künftig wird der 32-Jährige als Teammanager fungieren, hat sich aber zunächst einmal mit einem Großteil der Mannschaft abgesetzt. Auf einer Finca irgendwo auf der Ferieninsel Ibiza wird es die nächsten Tage ziemlich hoch hergehen und gefeiert werden bis zum Abwinken. Na dann viel Spaß und Glück auf in der neuen Liga!
Die Statistik:
TSG Ludwigshafen-Friesenheim: Klier, Lenz; Grimm (4/1), Dietrich (6), Haider, Heß, Remmlinger (9), Falk, Durak (4/3), Weber (3), Dippe (5), Schmidt (1); Trainer: Ben Matschke
HC Empor Rostock: Mehler, Porath; Meuser (3), Iliopoulos (2), Schütze, Flödl (3), Höwt (1), Papadopoulos (8/4), Lux (1), Zemlin (4), Trupp (3), Porath (1), Lind (1); Trainer: Hans-Georg Jaunich
SR: Thomas Hörath (TV Eibach 03) & Timo Hofmann (TV 1862 Helmbrechts) ◊ Zuschauer: 2350 ◊ Zeitstrafen (in Min.): 6:8, Schmidt (10.), Dippe (15., 56.) – Iliopoulos (11., 58.), Höwt (41.) ◊ Rote Karte: Schütze (36.) ◊ Siebenmeter: 6/4 – 4/4, Grimm verwirft gegen Mehler (23.), Durak ebenso (58.) ◊ Team-Time-out: 24:56, 50:02 – 5:55, 46:13
Spielfilm: 4:2 (5.), 8:3 (9.), 11:4 (14.), 13:6 (20.), 15:8 (26.), 16:11 (HZ) – 19:14 (35.), 22:17 (41.), 26:20 (47.), 29:22 (53.), 31:24 (57.), 32:27 (Ende)