Speyer: Ein Kleinod wird restauriert

Die Afrakapelle auf der Nordseite des Speyerer Doms wird 2017 umfassend in Stand gesetzt – Schließung vom 9. Juni bis voraussichtlich 5. September 2017

Die Afrakapelle (Quelle: Domkapitel Speyer, Foto: Andreas Lechtape)
Die Afrakapelle (Quelle: Domkapitel Speyer, Foto: Andreas Lechtape)

Speyer – Die Afrakapelle auf der Nordseite gehört zur romanischen Bausubstanz des Speyerer Doms. 2017 soll sie innen und außen in Stand gesetzt werden.

Umfangreiche Arbeiten wurden zuletzt in den 1970er Jahren durchgeführt. Nach der Feier zur Neugründung des Bistums starten jetzt die Baumaßnahmen. Ab Freitag, 9. Juni 2017, bis voraussichtlich Mitte September bleibt die Kapelle auf Grund der Renovierung geschlossen. Die Werktagsgottesdienste werden im Dom gefeiert. Das betrifft die täglichen Frühmessen (montags bis freitags um 7 Uhr, samstags um 7.30 Uhr) sowie die beiden Abendmessen am Dienstag und Freitag jeweils um 18 Uhr. Aus diesem Grund schließt der Dom dienstags und freitags für Besichtigungen bereits um 17.30 Uhr statt wie bisher um 19 Uhr. Damit hat der Dom in den kommenden Monaten wie folgt geöffnet: Montag, Mittwoch, Donnerstag und Samstag 9 bis 19 Uhr, Dienstag und Freitag 9 bis 17.30 Uhr und Sonntag 12 bis 17.30 Uhr.

Außen wird die Fassade der Afrakapelle inklusive der Dachanschlüsse an die nördliche Seitenschiffwand überarbeitet. Dazu wird die Kapelle mitsamt des Dachs eingerüstet. Im Innern werden die Wandflächen gereinigt und neu gestrichen. Die Innenwände wurden den 80er/90er-Jahren mit Silikatdispersionsfarbe gestrichen. Da diese Farbe nur bedingt dampfdiffusionsoffen ist, ist dieser Anstrich vermutlich ursächlich für die hohe Feuchtigkeit in der Kapelle. Der Anstrich soll daher entfernt und durch einen historisch korrekten Kalkanstrich ersetzt werden. Des Weiteren werden die Sandsteinflächen im Inneren gesäubert. Hierzu wurden bereits Reinigungsproben durchgeführt und ein Kalkanstrich wurde in einem Versuchsfeld erprobt. Geprüft werden derzeit noch der Zustand und der Ursprung der Fensterverglasung. Das Domkapitel berät derzeit über Vorschläge, den Zugang zur Afrakapelle im Dominnern mit einer neuen Tür zu versehen. Ziel der Maßnahme ist es, die Funktion der Kapelle als geschützter Ort des stillen Gebets zu fördern.

Die Fassade der Afrakapelle (Quelle: Domkapitel Speyer, Foto: Renate Deckers-Matzko)
Die Fassade der Afrakapelle (Quelle: Domkapitel Speyer, Foto: Renate Deckers-Matzko)

Die Afrakapelle ist die Sakramentskapelle und für das stille Gebet reserviert. Zu einem besonderen Ort wird sie aber nicht allein durch ihre heutige Nutzung, sondern auch durch ihre Geschichte. Sie entstand unter Heinrich IV. Als Patrozinium der Kapelle wählte er die vor allem in Augsburg verehrte Heilige Afra – an deren Gedächtnistag, dem 7. August, wurde sein Sohn Heinrich V. geboren. Heinrich IV. selbst wurde in der ungeweihten Kapelle provisorisch beigesetzt, da er sich zum Zeitpunkt seines Todes noch im Kirchenbann befand. Seine Bestattung im Dom wurde erst möglich, nachdem sein Sohn Heinrich V. die Aufhebung des Kirchenbanns erwirkt hatte. Das Begräbnis fand am 7. August des Jahres 1111 statt. Am gleichen Tag, dem Gedenktag der Heiligen Afra, verlieh Kaiser Heinrich V. der Stadt Speyer umfassende Privilegien.

Baulich ist die Afrakapelle ein Kleinod. Sie gehört zu den wenigen erhaltenen Kapellen des Doms. Ursprünglich war sie gegen Westen und Norden geöffnet, wo sich eine Art Vorhalle, das sogenannte „Kleine Paradies“ befand. Diese Öffnungen wurden später vermauert. Die heutige Kapelle hat vier Gewölbefelder, die von 14 zum Teil mit figürlich gestalteten Kapitellen ausgestatteten Säulen getragen werden. Über den Säulen liegt ein reich profiliertes Deckgesims, das auch auf die beiden Wandpfeiler in der Mitte ausgedehnt ist. In der Wand der Kapelle sind verschiedene Reliefs eingelassen, die sich ursprünglich im Dom oder im nicht mehr erhaltenen Kreuzgang befanden. 1689 wurde die Afrakapelle im Pfälzischen Erbfolgekrieg teilweise zerstört und blieb bis 1850 Ruine.

Geänderte Öffnungszeiten des Doms vom 9. Juni bis voraussichtlich Mitte September:

Mo, Mi, Do, Sa 9 – 19 Uhr
Di + Fr 9 – 17.30 Uhr
So 12 – 17.30 Uhr