Mannheim – Die Stadt Mannheim initiiert das Pilotprojekt „Nachbarschaftsdialoge“ der Landesregierung unter dem Titel „Nachbarn im Gespräch: Heimat im Glas. Miteinander essen, reden, leben“ in den Stadtteilen Rheinau, Schönau und Unterstadt.
Der Nachbarschaftsdialog wird als Pilotprojekt in den drei Städten Mannheim, Pforzheim und Freiburg durchgeführt und ist eine konzeptionelle Fortführung der Flüchtlingsdialoge der Staatsrätin für Zivilgesellschaft und Bürgerschaftsdialog der Landesregierung Baden-Württemberg Gisela Erler (www.fluechtlingsdialoge.de). Aus dem Projekt Flüchtlingsdialoge wurde als Fazit die Frage angegangen, welche Gesellschaftsgruppen durch die Dialoge nicht erreicht wurden. Der Nachbarschaftsdialog hat die Auseinandersetzung und Zuwendung mit und zu denjenigen, die sonst gar nicht oder kaum in Erscheinung treten und keine Lobby haben, zum Ziel. Die Nachbarschaftsdialoge werden von jeder Pilotstadt eigenständig und je nach Bedarf und Publikum geplant und durchgeführt, dafür stehen je 10.000 Euro zur Verfügung.
Im Mannheimer Konzept sollen in drei Pilotstadtteilen zwei bis drei kleinere Gruppen (zwölf bis 15 Bürger) aus der Bevölkerung gebildet werden, die miteinander in Kontakt und Austausch kommen. Die Gruppen treffen später in einer größeren Abschlussveranstaltung zusammen.
Diese Bürgervertretungen sollen sich miteinander über ihr Leben sowie ihre Sorgen und Nöte in den Quartieren austauschen. Anstoß für die Gespräche sind in Gläsern eingemachte Gerichte, wie saures Gemüse, Obst oder Suppen wie sie in allen beteiligten Kulturkreisen zu finden sind, die Gemeinsamkeiten und Unterschiede in Geschmack und Zubereitung sowie die Diskussion, was für die Beteiligten „Heimat“ in den Mannheimer Nachbarschaften bedeutet, wie sie diese Heimat definieren und erleben.
Die Nachbarschaftsdialoge werden unterstützt durch ein Begleitgremium aus Mannheimer Experten und Praktikern. Die Begleitgruppe besteht neben Hannes Wezel, Referent von Staatsrätin Erler, und der städtischen Organisatorin und Flüchtlingshilfekoordinatorin Daphne Hadjiandreou-Boll aus einem fachbereichsübergreifenden Kollegium der Stadt Mannheim sowie den Experten aus den Stadtteilbüros Rheinau, Schönau und der Unterstadt Christiane Rudic (Caritas), Heike Grönert (Begegnungsstätte westliche Unterstadt), Christian Endres (Caritas) und Esther Baumgärtner (Quartiermanagerin Unterstadt).
Die Erschließung der Zielgruppe in den Stadtteilen erfolgte per Zufallsgenerator angeschriebene Haushalte sowie über aufsuchende Einladungen in den Stadtteilen. Damit soll unter anderem vermieden werden, dass die Gruppen aus bereits auf mehreren Ebenen aktiven Bürgern bestehen. Ziel ist es, bisher nicht erreichte Bevölkerungsgruppen in den Stadtteilen zu aktivieren. Das Bevölkerungsbild der beteiligten Stadtteile ist sehr heterogen, inklusive vielfältiger Migrantengruppen, leistungsbeziehender Haushalte und Rentnern. Die Nachbarschaftsdialoge sollen Vertreter all dieser Gruppen zusammenbringen, um ein gelingendes Zusammenleben in Vielfalt zu erörtern. Alle Veranstaltungstreffen werden extern von der Moderationsagentur „Vis!on“ aus Bonn moderiert.
Die ersten Gruppentreffen in den Stadtteilen finden am 29.6. (Rheinau), am 30.6. (Unterstadt) und am 6.7.2017 (Schönau), jeweils ab 17 Uhr in den jeweiligen durch die Quartiermanager zur Verfügung gestellten Räumlichkeiten statt. Am 15. Juli finden alle drei Stadtteilgruppen ab etwa 14 Uhr im und vor dem Café Filsbach in der westlichen Unterstadt zu einem großen Begegnungstreffen zusammen, bei dem sich die Bürger stadtteilübergreifend auszutauschen können.