Trippstadt: Luchs Cyril in den Pfälzerwald zurückgebracht

Luchs Cyrill, 6 Jahre alt (Foto: DIANA, Slowakei)
Luchs Cyrill, 6 Jahre alt (Foto: DIANA, Slowakei)

Trippstadt – Der Luchskuder Cyril, der im April 2017 im Rahmen des Wiederansiedlungsprojektes im Pfälzerwald freigelassen wurde, hatte Anfang Juni den Rhein und damit die Landesgrenze nach Baden-Württemberg überschritten. Nun wurde er vom Projektteam der Stiftung Natur und Umwelt Rheinland-Pfalz in Kooperation mit der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg (FVA) dort eingefangen und nochmals im Pfälzerwald freigelassen.

Am 22. April 2017 wurde der Luchskuder Cyril aus den slowakischen Karpaten mit einem GPS-Sendehalsband versehen im Pfälzerwald freigelassen. Der Kuder hat sich nach- folgend östlich orientiert. In der Feld- und Waldlandschaft der Rheinebene ungefähr zwischen Bad Dürkheim und Ludwigshafen hat er ein ausreichendes Nahrungsangebot und Versteckmöglichkeiten gefunden. Über einen längeren Zeitraum hielt Cyril sich im Maudacher Bruch bei Ludwigshafen auf und wechselte dann in den Bereich südöstlich des Neuhofener Altrheins, von wo aus er gut sechs Wochen nach seiner Freilassung den Rhein querte.

Wie auch Beispiele aus dem Harz, aus der Schweiz oder auch aus Baden-Württemberg zeigen, können sich Luchse problemlos auf ihren Wanderungen durch die halboffene Landschaft bewegen und erfolgreich Beute machen. Nach der Querung des Rheins nutzte Cyril ein schmales Auwald- gebiet, das von Siedlungsstrukturen, Straßen und Autobahnen eingerahmt ist.

Da Luchskuder Reviergrößen zwischen rund 100 bis 400 km2 benötigen, um langfristig ausreichend Beute machen zu können, erschien eine Abwanderung von Cyril weiter nach Baden-Württemberg hinein wahrscheinlich. Aktuell sind in Baden-Württemberg nur Vorkommen einzelner Luchsmännchen im Südschwarzwald, der Schwäbischen Alb und im Oberen Donautal bekannt. Diese Tiere sind aus dem Schweizer Jura bzw. der Nordostschweiz zugewandert, wie auch bereits in den Jahren zuvor einzelne Tiere nachgewiesen werden konnten. Es ist bekannt, dass insbesondere die Männchen auf der Suche nach einem geeigneten Revier und Anschluss an Fortpflanzungspartner längere Distanzen zurücklegen können. Aufgrund fehlender Weibchen konnte sich in dem Bundesland aber bisher keine eigene Populati- on entwickeln.

Cyril hätte so auch in größerer Entfernung keinen Anschluss an eine Luchspopulation bzw. Weibchen gefunden. Da zudem die sich unmittelbar anschließende Landschaft eine geringe Eignung für Luchse aufwies, hat die Stiftung mit der Erlaubnis des Ministeriums für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg und weiterer zuständigen Behörden den Wiederfang des Luchses und seinen Rücktransport in den Pfälzerwald organisiert. Die Aktion wurde in Kooperation mit der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg, den örtlich zuständigen Stellen und Jägern durchgeführt. Der Fang erfolgte an einem Rehriss von Cyril in der Nacht vom 19. auf den 20. Juni.

Nach Ankunft am Freilassungsort im Pfälzerwald wurde der Luchs umgehend wieder in die Freiheit entlassen. Hier hat er Anschlussmöglichkeit an vier bereits im Rahmen des Wiederansiedlungsprojektes freigelassene Luchsweibchen. „Wir hoffen sehr, dass Cyril diesmal die Anwesenheit der Luchsweibchen registriert und sich ein Revier in der Nähe des neu gegründeten Populationskern im Pfälzerwald sucht“, so Projektleiterin Sylvia Idelberger. „Wir werden seine Bewegungen mit Hilfe des GPS-Halsbandes weiter verfolgen.“

Hintergrund

Mithilfe des europäischen Förderprogramms LIFE-Natur führt die Stiftung Natur und Umwelt Rheinland-Pfalz mit ihren Projektpartnern Landesforsten Rheinland-Pfalz, SYCOPARC in Frankreich sowie dem WWF das Projekt zur Wiederansiedlung der Luchse durch. Das Vorkommen kann zum Schutz und Erhalt einer Art beitragen, die in Europa nur mehr in wenigen Rückzugsgebieten vorkommt und in Zentral- und Westeuropa als gefährdet einzustufen ist. Das Projekt ist im Januar 2015 gestartet. Die Umsetzung der Maßnahmen ist über einen Zeitraum von sechs Jahren (bis 2020) vorgesehen. Naturschutzexperten der International Union for the Conservation of Nature (IUCN) haben die Konzeption geprüft und sehr positiv bewertet. Die Wiederansiedlung der Luchse wird mit 50% durch das EU LIFE- Programm gefördert und hat ein Gesamtvolumen von 2,75 Mio. €. Neben der Stiftung und ihren Projektpartnern beteiligen sich das Land Rheinland-Pfalz, die Deutsche Wildtier Stiftung, die Landesverbände von NABU und BUND, die HIT Umweltstiftung sowie weitere Förderer an der Finanzierung des Vorhabens. Die Stiftung Natur und Umwelt Rheinland-Pfalz unterhält ein Projektbüro in der Forschungsanstalt für Waldökologie und Forstwirtschaft (FAWF) in Trippstadt.