Wiesbaden – Im Jahr 2016 stand dem Gesamthaushalt einer überschuldeten Person, die bei einer Schuldnerberatungsstelle Hilfe suchte, durchschnittlich ein Nettoeinkommen von 1 274 Euro pro Monat zur Verfügung. Mit durchschnittlich 482 Euro machten die Kosten für die Wohnung einschließlich Energie- und Nebenkosten 38 % aus. Betrachtet man nur das eigene Einkommen des Schuldners von durchschnittlich 1 053 Euro, so machten die Wohnkosten sogar 46 % aus. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) weiter mitteilt, hatten sich die Wohnkosten im Vergleich zum Haushaltseinkommen im Jahr 2015 für die Gesamtbevölkerung lediglich auf gut 27 % belaufen.
Obwohl die Mietkosten ein gewichtiger Posten im Budget waren, hatte im Jahr 2016 nur gut jeder fünfte Überschuldete (22 %) offene Verbindlichkeiten bei seinem Vermieter. Mietschulden standen somit erst an neunter Stelle der häufigsten Schuldenarten. Dies dürfte daran liegen, dass die Miete aufgrund der drastischen Konsequenzen, wenn sie nicht bezahlt werden würde, beim Einsatz der zur Verfügung stehenden Mittel eine hohe Priorität einnimmt. Die Mietschulden betroffener beratener Personen betrugen im Jahr 2016 durchschnittlich 3 992 Euro und damit mehr als das Achtfache der monatlichen Wohnkosten. In Relation zu den durchschnittlichen Gesamtschulden aller überschuldeten Personen in Beratung (31 613 Euro) machten die vorhandenen Mietschulden einen Anteil von 13 % aus.
Den größten Anteil ihres Haushaltseinkommens mussten Haushaltstypen mit nur einem Erwachsenen für die Wohnkosten aufwenden, am höchsten lag der Wert mit 45 % bei alleinlebenden Frauen. Unabhängig vom Haushaltstyp machten die Wohnkosten für überschuldete Personen stets einen höheren Anteil des Einkommens aus als bei vergleichbaren Haushalten in der Gesamtbevölkerung. Am größten war der Unterschied bei Paaren mit einem Kind. Hier war die Mietbelastung in Relation zum Einkommen bei überschuldeten Haushalten um 12 Prozentpunkte höher als beim Durchschnitt aller Haushalte dieses Typs.
Hauptauslöser der Überschuldung von Personen, die 2016 Unterstützung bei einer Schuldnerberatungsstelle suchten, war der Verlust des Arbeitsplatzes (21 %). Aber auch andere Ereignisse wie zum Beispiel Erkrankung, Sucht oder Unfall (zusammen 15 %) beziehungsweise Trennung, Scheidung sowie der Tod der Partnerin/des Partners (zusammen 13 %) führten häufig zu kritischen finanziellen Situationen. Unwirtschaftliche Haushaltsführung (11 %), gescheiterte Selbstständigkeit (8 %) und längerfristiges Niedrigeinkommen (6 %) waren weitere bedeutende Faktoren.
Methodischer Hinweis:
Die Ergebnisse der Überschuldungsstatistik 2016 beruhen auf Angaben von 461 der insgesamt rund 1 400 Schuldnerberatungsstellen in Deutschland. Sie stellen anonymisierte Daten von rund 118 000 beratenen Personen mit deren Einverständnis bereit. Die Teilnahme an dieser Statistik ist sowohl für die Beratungsstellen als auch für die Ratsuchenden freiwillig. Die gemeldeten Daten werden anschließend auf die Grundgesamtheit der durch Schuldnerberatungsstellen beratenen Personen hochgerechnet.