Mainz – Die Erschütterungsmessungen entlang der Mainzelbahn-Strecke in Bretzenheim haben ergeben, dass an allen neun exemplarisch untersuchten Gebäuden die Schwellenwerte hinsichtlich der Erschütterungen und des so genannten sekundären Luftschalls eingehalten werden.
Zu diesem Ergebnis kommt das mit den Messungen von der Mainzer Verkehrsgesellschaft (MVG) beauftragte Büro Krebs+Kiefer Fritz AG. Die MVG hatte am Montagabend zusammen mit den Gutachtern den Anwohnern in Bretzenheim die Messergebnisse vorgestellt und mit Ihnen das weitere Vorgehen diskutiert.
Nach der Inbetriebnahme des Streckenabschnitts zwischen Hauptbahnhof-West und Lerchenberg im Dezember 2016 hatte es zahlreiche Beschwerden von Anliegern über zu starke Erschütterungen gegeben. Neben Nacharbeiten an den Schienen und weiteren Maßnahmen, die eine Verbesserung zur Folge hatten, wurde von der MVG das Ingenieurbüro Krebs+Kiefer Fritz AG beauftragt, an mehreren Gebäuden nachzumessen, um zu einer objektiven Bewertung der Situation zu kommen. Die Gebäude waren in Rücksprache mit Anwohnern exemplarisch ausgewählt worden. Die Durchführung der Messungen im April erfolgte sowohl am Fundament der Gebäude in drei Raumrichtungen als auch in drei exemplarischen Räumen der Gebäudes jeweils an der Position, an der die höchste Schwinggeschwindigkeit auftritt. Das ist im Regelfall die Raummitte. Anschließend erfolgt die Auswertung der Messsignale und die Beurteilung der Erschütterungen gemäß DIN 4150-2 unter Berücksichtigung der betrieblichen Randbedingungen, die im Rahmen der Planfeststellung zum Mainzelbahnbau zugrunde gelegt wurden.
Ziel der Messungen: Die im Rahmen des Genehmigungsverfahrens prognostisch erhobenen Erschütterungsimmissionen sollten anhand von tatsächlichen Messungen verifiziert werden. Laut Gutachter zeigen die an den neun Gebäuden durchgeführten erschütterungstechnischen Messungen, dass die im Planfeststellungs-verfahren zu Grunde gelegten Schwellenwerte hinsichtlich der Zumutbarkeit von Immissionen aus Erschütterungen und aus sekundärem Luftschall an allen untersuchten Gebäuden eingehalten bzw. unterschritten werden. An 8 der 9 untersuchten Gebäude werden sie sogar erheblich unterschritten. Derartige Ergebnisse von Nachmessungen sind laut dem Gutachter typisch, da die im Genehmigungsverfahren gemachten Prog-nosen zu den zu erwartenden Erschütterungen stets im Sinne der Anwohner nach oben abgeschätzt werden.
„Soweit in Prognosen Schutzvorkehrungen auf die Einhaltung der Schwellenwerte abgestellt sind und dies entsprechend rechnerisch nachgewiesen wird, kann davon ausgegangen werden, dass sich die tatsächlichen Verhältnis-se, wie auch im vorliegenden Fall, deutlich günstiger als prognostiziert darstellen“,
so die Gutachter.
Es gibt aber bei der Mainzelbahn in Bretzenheim eine Ausnahme: Bei einem der Gebäude haben die Messungen ergeben, dass die sogenannten zulässigen Beurteilungsanhaltswerte tagsüber in einem Raum mit 99 Prozent fast erreicht werden. Für die Nacht liegen die tatsächlich ermittelten Werte bei 62 Prozent. MVG-Geschäftsführer Jochen Erlhof:
„Die tatsächlichen Werte liegen damit zwar am Tag und in der Nacht (gerade) noch im zulässigen Bereich, sie sind aber dennoch sehr hoch.“
Die Gutachter empfehlen daher, für den Streckenabschnitt speziell an diesem Haus zu prüfen, welche weiterführenden Maßnahmen zur Reduktion der im Gebäude auftretenden Im-missionen aus Erschütterungen und sekundärem Luftschall technisch möglich sind, um eine Verbesserung zu erreichen. Die MVG wird deshalb das eingebaute Dämpfungssystem im Schienenbereich auf seine Wirksamkeit hin überprüfen und klären, ob es bei diesem Gebäude noch weitere Möglichkeiten gibt, die Erschütterungen und den sekundären Luftschall zu verringern. Auffällig sind zudem deutliche Unterschiede bei den Messwerten einzelner Fahrzeuge im April. Auch dem geht die MVG nach und sieht hier einen Ansatz zur Verbesserung der Situation.