Ludwigshafen: BASF stellt erste neue Insektizid-Klasse zur Malaria-Prävention seit 30 Jahren vor

Moskitos sind das gefährlichste Tier auf der Erde – sie übertragen Krankheiten wie Malaria, Dengue, Zika und Gelbfieber und verursachen mehr Todesfälle als jedes andere Lebewesen. (Foto: Ricardo Hantzschel/BASF)
Moskitos sind das gefährlichste Tier auf der Erde – sie übertragen Krankheiten wie Malaria, Dengue, Zika und Gelbfieber und verursachen mehr Todesfälle als jedes andere Lebewesen. (Foto: Ricardo Hantzschel/BASF)

Ludwigshafen – BASF hat von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) die Empfehlung für Interceptor® G2, ein langwirkendes, insektizid-behandeltes Moskitonetz auf Chlorfenapyr-Basis, erhalten. Chlorfenapyr ist eine vollkommen neue Klasse von Insektiziden zur Bekämpfung von Moskitos im Bereich Öffentliche Gesundheit. Dies ist seit mehr als 30 Jahren die erste WHO-Empfehlung für ein Produkt, das auf einer neuen Klasse von Insektiziden basiert.

In einer über 10-jährigen Zusammenarbeit mit dem Innovative Vector Control Consortium (IVCC) und der London School of Hygiene & Tropical Medicine ist es BASF-Wissenschaftlern gelungen, Chlorfenapyr für die neue Anwendung auf Moskitonetzen wirksam einzusetzen und die strengen WHO-Richtlinien für die öffentliche Gesundheit zu erfüllen.

Dave Malone, Technischer Manager bei IVCC, erklärt hierzu: „Durch die Zusammenarbeit mit BASF haben wir Zugang zu einem Insektizid mit einer seltenen Kombination von Eigenschaften erhalten: neu im Bereich Öffentliche Gesundheit, wirksam gegen resistente Moskitos und geeignet für die langanhaltende Beschichtung von Polyesternetzen.“

Ein zweites Chlorfenapyr-Produkt, Sylando® 240SC, ein Spray zur Anwendung auf Decken und Wänden in Innenräumen, befindet sich ebenfalls in der Endphase der WHO-Evaluation.

Alle zwei Minuten stirbt auf der Welt ein Kind an Malaria und jährlich infizieren sich mehr als 200 Millionen Menschen neu. Malaria ist eine der Hauptursachen für globale Armut. Die Belastung durch Malaria trifft vor allem die Schwächsten.

Interceptor® G2 ist das erste von der WHO empfohlene Moskitonetz mit neuem Wirkstoff, welches wirksam gegen resistenten Moskitos ist. Seine schwarz-weißen Streifen unterscheiden es von den bisher genutzten Moskitonetzen. Volker Frenz, Entwicklungschemiker für Interceptor® G2, überprüft eine Netzprobe im Labor. (Foto: BASF-SE / Yan de Andrés)
Interceptor® G2 ist das erste von der WHO empfohlene Moskitonetz mit neuem Wirkstoff, welches wirksam gegen resistenten Moskitos ist. Seine schwarz-weißen Streifen unterscheiden es von den bisher genutzten Moskitonetzen. Volker Frenz, Entwicklungschemiker für Interceptor® G2, überprüft eine Netzprobe im Labor. (Foto: BASF-SE / Yan de Andrés)

Langwirkende insektizid-behandelte Moskitonetze und Sprays für Innenräume sind die Eckpfeiler der Malariavorbeugung, insbesondere in Afrika südlich der Sahara. 60 Länder berichten jedoch bereits von Resistenzen gegen mindestens eine Klasse der bisher eingesetzten Insektizide. Ein Teil des Problems besteht darin, dass es bislang nur vier WHO-empfohlene Insektizid-Klassen zur Moskitobekämpfung gibt. Nur eine davon, die Pyrethroid-Klasse, wurde für die Anwendung auf Moskitonetzen empfohlen. Die kontinuierliche Verwendung derselben Insektizide hat dazu geführt, dass die äußerst anpassungsfähigen Moskitos signifikante Resistenzniveaus entwickelt haben.

Unabhängige Feldstudien in Benin, Burkina Faso, Tansania und der Elfenbeinküste haben die Wirksamkeit von Interceptor G2 und Sylando 240SC gegen insektizid-resistente Moskitos bewiesen.

Die medizinische Entomologin Prof. Hilary Ranson von der Liverpool School of Tropical Medicine forscht seit vielen Jahren an diesem Problem. „Wir müssen Resistenzen gegen Insektizide sehr ernst nehmen“, erklärt Prof. Ranson. „In manchen Ländern ist das Resistenzniveau der Moskitopopulation um das Tausendfache gestiegen. Seit Jahren ist keine neue Insektizid-Klasse für den Einsatz im Bereich Öffentliche Gesundheit auf den Markt gebracht worden. Alternativen werden dringend gebraucht.“

Der WHO-Empfehlung folgend kann BASF nun die Einführung von Interceptor G2 zur Malariabekämpfung vorbereiten. Das neue Moskitonetz wird voraussichtlich ab Ende dieses Jahres für Gesundheitsbehörden und Hilfsorganisationen verfügbar sein. Der genaue Zeitpunkt ist von den lokalen Zulassungsverfahren abhängig.

„Für das Resistenzmanagement werden dringend neue Produkte benötigt. So können wir gegen Krankheiten vorbeugen, die durch Moskitos übertragen werden, und damit Leben retten“, betont Egon Weinmüller, Leiter der BASF-Geschäftseinheit Public Health. „Dieser Durchbruch bei der Entwicklung bestärkt mich in meiner persönlichen Überzeugung, dass unsere Generation es tatsächlich schaffen kann, Malaria für immer ein Ende zu bereiten.“

Was ist Chlorfenapyr?

Chlorfenapyr wurde durch Isolation eines Toxins aus dem Aktinomyzet Streptomyces fumanus gewonnen. Dieser Wirkstoff ist neu auf dem Gesundheitsmarkt, wird aber seit 1995 in der Landwirtschaft und in der städtischen Schädlingsbekämpfung sowie in Privathaushalten und Bereichen, in denen mit Lebensmitteln umgegangen wird, verwendet. Chlorfenapyr gehört zur chemischen Klasse der Pyrrole und weist eine völlig andere Wirkungsweise auf als die derzeit von der WHO genehmigten Insektizide für den Einsatz im Bereich Öffentliche Gesundheit. Es stört die Fähigkeit des Insekts Energie herzustellen. Aufgrund dessen sind Kreuzresistenzen bei Moskitos, die gegen derzeit registrierte Insektizide für den Einsatz im Bereich Öffentliche Gesundheit resistent sind, unwahrscheinlich. Weitere Informationen finden Sie unter publichealth.basf.com.