Darmstadt – Informationen und Neuigkeiten aus der Stadt und den Stadtteilen.
Magistrat beschließt Umsetzung der Inhalte des Förderprojekts „Lincoln by bike“ in der Lincoln-Siedlung
Die Lincoln-Siedlung wird demnächst Schauplatz und Ausgangspunkt des groß angelegten Förderprojekts ‚Lincoln by bike‘, das den Ausbau des Radverkehrs als wesentlichen Beitrag zum Klimaschutz in dem derzeit neu entstehenden Quartier zum Ziel hat. Das hat der Magistrat der Wissenschaftsstadt Darmstadt in seiner Sitzung am heutigen Mittwoch (09.08.17) beschlossen. Das Projekt geht zurück auf einen Förderantrag der Wissenschaftsstadt Darmstadt im Bundeswettbewerb „Klimaschutz im Radverkehr“ des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit. Dort hatte sich die Stadt mit einem integrierten Konzept zur Förderung des Radverkehrs beworben und den Zuschlag bekommen. Ausgehend vom Modellquartier sollen das Maßnahmenspektrum und die gewonnenen Erfahrungen sowohl auf weitere Entwicklungsgebiete in Darmstadt als auch bundesweit adaptiert werden können. Der Förderzeitraum reicht von 2017 bis Ende 2019. Das Projekt hat ein Gesamtvolumen von 686.422 Euro. Die Stadt erhält 90 % der Kosten erstattet und beteiligt sich mit einem Eigenanteil von 10 Prozent der investiven Gesamtkosten.
Verkehrsdezernentin Barbara Boczek freut sich auf die Umsetzung des Projekts: „An die gute Nachricht über unseren positiv beschiedenen Förderantrag ‚Lincoln by bike‘, schließt sich nach dem erfolgten Magistratsbeschluss nun die Umsetzung der darin enthaltenen Maßnahmen an. Das sind erfreuliche Aussichten nicht nur für die Bevölkerung des derzeit neu entstehenden Stadtteils Lincoln-Siedlung sondern für die gesamte Stadt. Denn wir haben nun die Chance, die Mobilität von etwa 5000 neuen Einwohnern von Beginn an mit einem integrierten Ansatz nachhaltig zu gestalten und daraus wichtige Erkenntnisse zu gewinnen. Dazu werden wir die Lincoln-Siedlung als Modellquartier mit einem hohen Anteil des Umweltverbunds am Modal Split entwickeln. Dem Radverkehr soll hier, begünstigt durch die Lage am Rand der Kernstadt, als Verbindungsfunktion zur Innenstadt und zu den angrenzenden Stadtquartieren, eine besondere Rolle auch ein Baustein der klimaneutralen Mobilität zukommen. Ein großes Anliegen ist die Anbindung des Quartiers an das übergeordnete Radverkehrsnetz, für Bewohnerinnen und Bewohner der Lincoln-Siedlung und der angrenzenden Quartiere und Stadtteile gleichermaßen. Damit haben die Verbindungen in und aus dem Quartier auch großen Nutzen für die Einwohnerinnen und Einwohner der Stadtbezirke Heimstättensiedlung, Verlagsviertel, Bessungen und An der Ludwigshöhe“, erläutert Boczek.
Folgende Maßnahmen werden gefördert:
- Radverkehrsanbindung Heidelberger Straße zwischen Lincoln-Siedlung und Innenstadt einschließlich Abstellanlagen für 42 Fahrräder
- 206 hochwertige öffentlich zugängliche Fahrradabstellanlagen in der Lincoln-Siedlung
- 350 hochwertige öffentliche Fahrradabstellanlagen in der Innenstadt und in Eberstadt
- zwei hochwertige Bike+Ride-Anlagen mit Abstellmöglichkeiten für je 20
Fahrräder an den quartiersnahen Straßenbahnhaltestellen Marienhöhe und Lincoln (Neubau 2017) - Stadtteilübergreifendes Lastenradverleihangebot „Heinerbike“ mit zunächst mindestens vier Lastenrädern
- Zwei Radverkehrszählstellen im Jahr 2017 zum Monitoring und zur Kommunikation an der Nord-Süd-Hauptroute/Heidelberger Straße
- Begleitende Image-Kampagne für CO2-neutrale Nahmobilität mit Fokus auf den Radverkehr in Form von Neubürgerbroschüren, Fahrradstadtplänen, Informationstafeln und einem umfangreichen Kommunikations- und Beteiligungsprogramm für die Bewohnerschaft in Lincoln sowie die Nachbarschaften einschließlich Schulen
Der Förderantrag wurde in Kooperation mit der bauverein AG gestellt, die im Rahmen des Förderprojektes Fahrradabstellanlagen auf ihren privaten Flächen gefördert bekommen.
In der Lincoln-Siedlung wurden im Jahr 2014 erste Wohnungen an Studierende vermietet. 2016 ist der Bezug von bereits 108 sanierten Wohneinheiten in Bestandsgebäuden erfolgt, deren Vermietung durch die bauverein AG erfolgt.
Magistrat der Wissenschaftsstadt Darmstadt stimmt für die Beteiligung an neuem Technologie- und Gründerzentrum
In seiner heutigen Sitzung (9.) hat der Magistrat beschlossen, dass sich die Wissenschaftsstadt Darmstadt gemeinsam mit der Industrie- und Handelskammer (IHK) Darmstadt Rhein Main Neckar an einer zu gründenden Technologie- und Gründerzentrums GmbH beteiligen soll. Diese wird Betreiberin eines neuen 4.300m2 großen Zentrums für Unternehmensgründerinnen und -Gründer in der Hilpertstraße 31, einer vormals von der Deutschen Post genutzten Immobilie.
Oberbürgermeister und Wirtschaftsdezernent Jochen Partsch erläutert dazu: „Wir sind bereit, in die Zukunft unseres Wirtschaftsstandorts zu investieren, und agieren bewusst mit Weitsicht. Dazu investiert die Stadt zum Start der Gesellschaft zunächst rund 100.000 Euro zur Startfinanzierung und Ausstattung. Im Folgejahr ist derzeit eine Summe von 150.000 Euro vorgesehen. Wir tun das, weil es gerade in finanziell nicht einfachen Zeiten aus unserer Sicht der richtige Weg ist, die ökonomische Basis, von der Wohlstand und sozialer Friede in unserer Stadt abhängen, nicht nur zu sichern, sondern auszubauen. Mit unserer Beteiligung an der bereits erfolgreichen cesah GmbH für Gründungen im Bereich der Satellitennavigation, den jüngsten Angeboten der HEAG in diesem Themenfeld, unserer engen Zusammenarbeit mit der highest-Gründerinitiative an der TU Darmstadt und weiteren Aktivitäten unterstützt die Stadt die Startup Szene vor Ort bereits
intensiv. Nun folgt in Partnerschaft mit der Industrie- und Handelskammer ein Quantensprung, indem wir in den nächsten Monaten ein neues Technologie- und Gründerzentrum einrichten werden.“
IHK-Präsidentin Kristina Sinemus zeigt sich erfreut über die Entscheidung der Stadt: „Unser gemeinsames Projekt schließt als Anlaufstelle für regionale und überregionale Startups eine Lücke im Angebot für Gründerinnen und Gründer. Insbesondere produktionsorientierten, innovativen Gründern aus Wissenschaft und Wirtschaft fehlen Werkstatträume, die ein zentraler Bestandteil unseres Konzepts sind.“
Geplant ist die Eröffnung Ende des Jahres. Die formelle Gesellschaftsgründung ist für September vorgesehen. Co-Working-Spaces und die Infrastruktur der insgesamt 60.000m2 Bürofläche umfassenden Liegenschaft mit Kantine und weiteren Angeboten vervollständigen das neue Gründerzentrum, das seinen endgültigen Namen über einen Wettbewerb finden wird.
„Was wir initiieren wollen, ist die Entstehung eines echten Gründungsökosystems. In den Räumlichkeiten werden regelmäßig Veranstaltungen und Coachings für Gründerinnen und Gründer stattfinden. Die Menschen im Zentrum sollen Treffpunkte vorfinden, an denen sie gemeinsam innovative Ideen entwickeln und Kooperationen schmieden können. Wir verstehen das Technologie- und Gründerzentrum als Teil der Digitalstadt-Idee, in dem es zum Beispiel mit dem Digital Hub Cybersecurity verbunden wird. Es wird außerdem ein übergreifender Knotenpunkt für alle Initiativen in der Startup City Darmstadt sein“, fügen Partsch und Sinemus dem hinzu. Wichtig sei deshalb die enge Abstimmung mit den Hochschulen und Wissenschaftseinrichtungen in der Stadt.
Ergänzt wird das Angebot für Gründer durch den IHK-Innovationsfonds. Ziel des Beteiligungsfonds ist es, neu gegründete Unternehmen, Ausgründungen aus der TU Darmstadt, der Hochschule Darmstadt und technologieorientierte Wachstumsunternehmen zu unterstützen und so die Innovationsstärke für die wirtschaftliche Entwicklung der Region zu nutzen. Die Vollversammlung der IHK Darmstadt hat zwei Millionen Euro dafür zur Verfügung gestellt, das Land Hessen den gleichen Betrag. Mehrere Unternehmen haben sich für Gelder aus dem Fonds beworben, die Prüfung über die Mittelständische Beteiligungsgesellschaft Hessen läuft nun.
Wissenschaftsstadt Darmstadt zeichnet Physiker Achim Richter mit der Johann-Heinrich-Merck-Ehrung aus
Die Wissenschaftsstadt Darmstadt hat den Physiker Dr. Achim Richter mit der Johann-Heinrich-Merck-Medaille ausgezeichnet. Die Ehrung wurde am Mittwoch, 9. August 2017, durch Oberbürgermeister Jochen Partsch vorgenommen. „Achim Richter hat auf Grund seiner großen fachlichen Kompetenz, seinem hohen Ansehen im Bereich der nationalen und internationalen Forschung und mit großem persönlichen Einsatz maßgeblich mit dazu beigetragen, nicht nur die Technische Universität Darmstadt zu einem führenden Zentrum der naturwissenschaftlichen Grundlagenforschung auszubauen, sondern auch den Wissenschaftsstandort Darmstadt weiter zu entwickeln und zu stärken“, sagte Partsch. „Sein herausragendes Wirken soll durch die Verleihung der Johann-Heinrich-Merck-Ehrung der Stadt Darmstadt gewürdigt werden.“
Achim Richter wurde am 21. September 1940 in Dresden geboren, wo er 1958 sein Abitur ablegte. 1959 begann Richter ein Physikstudium an der Universität Heidelberg, wo er 1963 auch das Diplom erwarb. Danach war er als Assistent am Max-Planck-Institut für Kernphysik in Heidelberg beschäftigt. Es folgten Tätigkeiten am Department of Physics der Florida State University und an der Physics Division des Argonne National Laboratory in Argonne, Illinois.
Nach der Habilitation an der Universität Heidelberg wurde Richter dort Privatdozent, wechselte dann als Professor an die Ruhr-Universität Bochum, bevor er 1974 an die Technische Hochschule Darmstadt berufen wurde, wo er als Direktor das Institut für Kernphysik leitete. Im Jahr 2008 wurde er emeritiert. Danach war er noch Direktor am European Centre for Theoretical Studies in Nuclear Physics and Related Areas im italienischen Trient. Seit November 2012 ist Richter erneut am Institut für Kernphysik der Technischen Universität Darmstadt tätig.
In seiner Zeit als Direktor des TU-Instituts für Kernphysik gelangen Richter und seinen Mitarbeitern mit der Entwicklung des supraleitenden Elektronenbeschleunigers S-DALINAC − des ersten derartigen Beschleunigers in Europa − und dem Aufbau des ersten Freie-Elektronen- Lasers (FEL) in Deutschland bedeutende Forschungsleistungen. Mit dem S-DALINAC besitzt Darmstadt seit vielen Jahren eine einmalige Elektronenbeschleunigeranlage mit großer nationaler und internationaler Ausstrahlung und einem Ausbildungsangebot auf Spitzenniveau. Bei der Konstruktion des S-DALINAC wurden erstmals in Europa Technologien eingesetzt, die sich nach der Erprobung in Darmstadt als wegweisend für andere Beschleuniger-Laboratorien weltweit erwiesen.
Richters hohes wissenschaftliches Ansehen und sein großes Engagement in Forschung und Lehre haben dazu beigetragen, dass von der Deutschen Forschungsgemeinschaft an der TU Darmstadt ein Sonderforschungsbereich mit nahezu einhundert Wissenschaftlern eingerichtet wurde. Weiterhin gilt Richter als Entdecker der Scherenmode (scissors mode), einer Schwingungsanregung, die bei schweren deformierten Atomkernen beobachtet wird.
Richter ist Mitglied der Deutschen Physikalischen Gesellschaft und des Deutschen Hochschulverbands. Ende 2005 wählte ihn die American Physical Society als ersten Nichtamerikaner zum Senior Editor der physikalischen Zeitschrift Reviews of Modern Physics.
Für seine wissenschaftlichen Leistungen erhielt Herr Richter viele Auszeichnungen, Ehrungen und Preise – unter anderem den Universitätspreis für Physik (1964), den deutsch-französischen Alexander-von-Humboldt-Preis (1988), den Max-Planck-Forschungspreis (1992) und die Stern- Gerlach-Medaille der Deutschen Physikalischen Gesellschaft (2001). Für seine großen Verdienste auf wissenschaftlichem Gebiet wurde er außerdem 2007 mit dem Hessischen Verdienstorden geehrt.